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Montag, 20. April 2009
Sagaprosa

In der Tat begann Gissur sogleich, Bewaffnete an sich zu ziehen und fiel mit einem Heer von 600 Mann über Eyjólfur Ofsis Hof Möðruvellir am Eyjafjörður her. Dann schloß man eine Art Waffenruhe, die die führenden Anhänger der Sturlungenpartei aus dem Skagafjörður verbannte, in dem sich Gissur erneut niederließ. “Er trug seine Trauer gut und zeigte sich seinen Männern und Besuchern, die im Winter zu ihm kamen, fröhlich. Er ließ sich kaum etwas anmerken.” Doch noch im Winter überfiel er die auf ihre Höfe verstreuten Mittäter des Brandanschlags auf ihn und seine Familie und zog sie zur Rechenschaft. Unter ihnen auch einen Kolbeinn Grön, den unser Þorvarðr Þórarinsson vorübergehend bei sich aufgenommen hatte.
“Er wurde festgenommen und hinausgeführt. Kolbeinn verlangte da nach einem Priester, aber sie gingen nicht darauf ein. Als Gissur Kolbeinn erblickte, zog er sein Schwert Brünnenbeißer, doch wurde er nicht so rasch mit ihm fertig, wie er sich das vorgestellt hatte, und fragte, warum die anderen die Hände in den Schoß legten. Da hieb Priester-Johan nach Kolbeinn und traf ihn am Kopf, daß es eine tiefe Wunde gab, aber er fiel nicht hin. Kolbeinn griff nach den Umstehenden und hielt sich an ihnen fest, er war ein kräftiger Mann und hätte sie fast umgerissen. Nun gingen viele auf ihn los, doch er fiel nicht. Priester-Johann schlug zum zweiten Mal auf ihn ein, und der Hieb drang tief in die Stirn. Da knickte Kolbeinn in den Knien ein, und sie erschlugen ihn dort [...] Bald nach diesem Totschlag ritt Gissur mit einigen Männern zu Gunnar Klængsson nach Geitaskarð im Langidalur, nahm dessen Tochter Ingibjörg als Geliebte mit sich und mochte sie bald sehr. Sie war eine ansehnliche Frau und zu vielem zu gebrauchen.” (Sturl.s., Kap. 262)
Dieser Text ist etwa 700 Jahre v o r Hemingway und der hartgekochten Short-Story-Prosa des 20. Jahrhunderts geschrieben. Wie einzigartig diese frühe isländische Literatursprache in ihrer Epoche dasteht, erschließt sich wohl nur dem, der einmal die ansonsten überall vorherrschenden Literaturgattungen der Zeit gelesen hat: Troubadourlyrik, Minnesang, höfische Versepen...

Und es läßt vielleicht andeutungsweise erkennen, warum Autoren des 20. Jahrhunderts sich so begeistern konnten wie z.B. Borges, wenn sie diese fast modern knappe und harte altisländische Prosa für sich entdeckten.

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