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Dienstag, 14. April 2009
Der Löwenritter von Valþjófsstaðir


Noch einige Kilometer weiter in dem zu den Bergen führenden Ende des Fljótsdalur steht eine unscheinbare kleine Kirche, wie es sie zu Tausenden gibt: einfaches Schiff mit steilem Satteldach, im Westen über dem Eingang ein kleiner, viereckiger Turm; beide mit rot gestrichenem Wellblech gedeckt. Natürlich ist dieses Kirchlein nicht das erste an diesem Ort. (Island ist schließlich seit über 1000 Jahren ein christianisiertes Land.) In seinen Vorgängerinnen, ich weiß nicht, wie viele es im Lauf der Jahrhunderte waren, wurde lange eine Kostbarkeit aufbewahrt, die noch älter ist als sie alle zusammen. Eine alte Tür aus Kiefernholz; dunkel geworden vor Alter und Rauch, denn sie war ursprünglich nicht für eine Kirche angefertigt worden, sondern für die Halle eines Häuptlingssitzes.
Das lassen zwei große, kreisrunde Reliefs erkennen, die ober- und unterhalb des großen bronzenen Türklopfers in die breiten Bohlen geschnitzt wurden und die sehr deutlich ein weltliches und kein geistlich-erbauliches Bildprogramm zeigen. Das untere stellt eine wahre Schlangengrube dar. In der verwirrenden Stilisierung germanischer Tierornamentik verschlingen und verbeißen sich dort, in vollendeter Kunstfertigkeit geschnitzt, vier krallenbewehrte, schlangenförmige Drachenleiber mit Klauen und Zähnen ineinander.
Das obere Relief ist unterteilt. In seiner unteren Bildhälfte sieht man ebenfalls einen Drachenleib mit Flügeln und krallenbewehrten Beinen; doch wird er gerade von einem Ritter zu Pferd mit dem Schwert durchbohrt. Der Ritter trägt einen spitzkonischen Helm und einen dreieckigen Schild nach Art der normannischen vom Bildteppich von Bayeux auf den Rücken geworfen und wird von einem Vogel, vielleicht einem Jagdfalken, begleitet. Links wendet sich ein von dem Drachen umschlungener Löwe zur Flucht.
Im oberen Bildfeld sieht man den Ritter friedlich durch die Lande tölten. Der Löwe folgt ihm wie ein Schoßhündchen auf dem Fuß. Ganz rechts sieht man den Löwen mit traurig gesenktem Kopf auf einem mit einem Kreuz bezeichneten Grab liegen. Darunter sind Runen eingeritzt. In lateinischer Umschrift lauten sie: ríkja konung hér grafinn er vá dreka þenna, “der Reiche König, der hier begraben liegt, tötete diesen Drachen.”
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