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Samstag, 11. April 2009
Skriðuklaustur
Karfreitag. Wenn es in Island noch stiller sein kann als sonst, dann an diesem Tag. Von der lutherischen Staatskirche hier wird er noch sichtlich als feierlichster Tag des Kirchenjahres heilig gehalten. Ladenöffnungszeiten handhabt man in Island allgemein sehr flexibel, aber Karfreitag geht nichts außer Tankautomaten. Im Zweifelsfall nicht einmal der Räumdienst. Selbst der Straßenzustandsbericht im Netz warnt: “Achtung, die Befahrbarkeit der Straßen wird heute nicht an Ort und Stelle geprüft!” Die ist hier zwar nicht gefährdet, aber leichter Schneeregen bei 0° ist nicht gerade das, was man andernorts unter österlichem Wetter versteht. Am Mückensee sind‘s -5°. Da hält man sich lieber innan stocks, innerhalb der vier Wände auf und denkt vielleicht aus Anlaß des Feiertags darüber nach, wie die Menschen hier früher gelebt haben.

Der Ortsname Skriðuklaustur dürfte auch Sprachunkundige erkennen lassen, daß hier einmal ein Kloster gestanden hat. Es war das letzte, das in Island gegründet wurde. Höchstwahrscheinlich im Jahr 1493, als gerade eine zweite Welle der Pest um die Insel wütete. Eine Kirche (mit Friedhof) stand bereits seit langem auf Skriða; doch in jenem Jahr unternahm Bischof Stefán Jónsson aus dem südisländischen Bistum Skálholt eine Visitationsreise durch das seiner Diözese unterstehende östliche Landesviertel, und einige seiner Begleiter wurden Opfer recht ruppiger gewaltsamer Überfälle. Im Wilden Osten Islands fehlte es also an öffentlicher Ordnung. Vielleicht infolge der Pest. Da sollte die Gründung eines Klosters als Stützpunkt der noch am besten organisierten Macht im Land wohl Abhilfe schaffen. Außerdem bekam die Kirche durch die Klostergründung, nicht ganz unwichtig, eine gute Ausgangsbasis, um durch die Seuche herrenlos gewordene Bauernhöfe und Ländereien in ihren Besitz zu bringen. Die beiden ersten Prioren erwarben Landrechte an nicht weniger als 40 Höfen. Viele von ihnen am Meer gelegen, wo man gut zum Fischfang ausrudern konnte.
Nicht mehr als 4-6 Augustinermönche lebten jeweils im Kloster, doch wurden sie von einer größeren Schar von Laienbrüdern und anderen Helfern unterstützt, damit sie außer ihren geistlichen Aufgaben eine Schule und vor allem wohl ein Spital für Kranke und Alte unterhalten konnten. An den bislang exhumierten und obduzierten Skeletten ließen sich neben den üblichen Zahnerkrankungen und schlecht verheilten Knochenbrüchen jedenfalls auch Krankheiten wie Tuberkulose, Lepra und Syphilis nachweisen. Mit der vom dänischen König zwangsweise durchgeführten Reformation wurde das Kloster 1554 aufgelöst. Die abgebildete Marienfigur soll ein späterer Bewohner des Hofs in der Torfwand eines Stalles vergraben gefunden haben. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vielleicht in Lübeck geschnitzt.

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