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Dienstag, 7. April 2009
Gunnarshús (Fortsetzg.)
Neun Jahre lang bemühte sich der berühmte Schriftsteller den Zweiten Weltkrieg hindurch und noch länger, auch ein großer Bauer zu werden. Er, der nur als Sohn eines kleinen Pächters ohne eigenen Landbesitz groß geworden war, wollte es den Großbauern seines Heimatbezirks nun zeigen.



Davon legt schon sein 600 m²-Wohnhaus in Skriðuklaustur mit seinen halbmeterdicken Außenmauern, dem zur Hälfte umlaufenden Balkon, den vielen Fenstern, den gediegenen Holzdielen im Inneren und vielem mehr beredtes Zeugnis ab.
400 Schafe, ein halbes Dutzend Kühe, Schweine, Pferde und natürlich Federvieh hielt er schließlich in seinen Ställen und beschäftigte zur Erntezeit im Sommer ein Dutzend Knechte und Mägde. Doch der Betrieb stockte. Zum einen fehlte Geld, denn dadurch daß Island seit 1940 von den Alliierten besetzt war, Dänemark hingegen von der deutschen Wehrmacht, konnten GG die Erlöse seiner Bücherverkäufe dort nicht mehr überwiesen werden. Anfang 1944 wies sein Betrieb ein Defizit von 20.000 Kronen auf, und es sah nicht danach aus, als würde sich das Blatt noch einmal zum Besseren wenden. Zum anderen gingen GG's Vorstellungen von der Landwirtschaft nämlich von den Zuständen vor seinem Weggang aus Island aus und beruhten damit auf einer falschen, weil veralteten Idee: der mehr als ausreichenden Verfügbarkeit billiger menschlicher Arbeitskraft. Im und nach dem Krieg aber nahm das isländische Wirtschaftsleben durch steigende Nachfrage und Infrastrukturmaßnahmen der Besatzer einen kräftigen Aufschwung, besonders in und um die Hauptstadt Reykjavík entstanden immer mehr besser bezahlte Arbeitsplätze in Gewerbebetrieben und Unternehmen. Die bis heute anhaltende Landflucht begann, den Bauern lief das Gesinde einfach davon. Im Sommer 1948 kamen GG und seine Frau eines Tages von einer Spazierfahrt zurück und fanden im Wind klappernde offene Türen, Kühe auf der Hauswiese und frei herumlaufende Schafe vor. Die letzten Mägde und Knechte hatten sich vom Hof gemacht. Im Dezember 1948 schenkte GG Skriðuklaustur der erst vier Jahre alten isländischen Republik mit der Auflage, den Hof zu kulturellen Zwecken zu nutzen.
Die Erfüllung dieser Auflage sollte GG aber nicht mehr erleben. Jahrzehntelang nutzte der Staat Skriðuklaustur lediglich als landwirtschaftliches Versuchsgut. Erst 1989, 14 Jahre nach seinem Tod, richtete er dort eine Gästewohnung für Künstler und Wissenschaftler ein, und erst 1997 wurde die Anlage endlich einer Stiftung, dem Gunnar-Gunnarsson-Institut, übergeben.

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