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Mittwoch, 8. April 2009
Seyðisfjörður


Nach so viel Häuslichkeit wie in den letzten Tagen war es an der Zeit, auch einmal wieder über die Talwände hinauszublicken. Zumal der Schnee zusammenschmilzt und die Straßen längst freigeräumt sind. Also ein neuerlicher Anlauf, über die Berge und die Paßstraße, auf der der Yaris vor Wochen noch klein beigeben und abdrehen mußte, hinab in die Fjorde zu kommen.
Diesmal ist die Straße über die Fjarðarheiði problemlos zu befahren, auch wenn das Wetter nicht gerade berühmt ist.
Sieh da, die kleine Lebensrettungshütte auf der Paßhöhe ist auch wieder aus den Schneemassen aufgetaucht.

Und jemand hat sogar die Wasserfälle wieder angestellt.
Dann liegt unten in dem gewinkelten Fjord Seyðisfjörður, im Sommer Fährhafen für die Norröna II aus Torshavn, Färöer, die Autotouristen vom Kontinent, Skandinavien und den Britischen Inseln über den Atlantik hierher schaukelt.
Im Winter geht es in dem kleinen Örtchen beträchtlich ruhiger zu. In diesem Winter sind auch noch die großen Schwärme der Lodde komplett ausgeblieben. Das bedeutet Arbeitslosigkeit und eine finanzielle Katastrophe für die Familien, die im Winterhalbjahr fast alle auf die eine oder andere Weise vom Fisch leben. Zusätzlich zur sowieso schon heftigen allgemeinen Wirtschaftskrise in Island dieser Tage. Im Landesdurchschnitt ist jeder Haushalt der Insel derzeit mit rund 100.000 Euro Hypothekenschulden belastet. Umfragen und Bewerbungen zeigen, daß wohl allein in diesem Jahr etwa 4000 Menschen vor allem nach Kanada auswandern werden.
Entsprechende Tristesse macht sich in dem kleinen Örtchen unten auf der Sohle des Fjords breit. Kaum vorzustellen, daß es fast Islands Hauptstadt geworden wäre. Immerhin ist es seit 1843 Handelsort, und mit dem Aufschwung der Fischerei und der Niederlassung norwegischer Reeder und Kaufleute blühte es um 1900 beachtlich auf. Spötter behaupten, in Seyðisfjörður habe in Island zuerst das Mittelalter geendet. Im Jahr 1911, als das erste Überseetelefonkabel von Dänemark hier an Land kam. Es wurde hierher verlegt, weil der geschützte Hafen in dem engen Fjord Europa am nächsten liegt. Besseres Wetter als der Westen hätte Seyðisfjörður im langjährigen Mittel immerhin vorzuweisen, aber wenn man sich die heutige Ausdehnung Reykjavíks vor Augen hält, ist gar nicht auszudenken, wo dessen Häuser und Wohn- und Gewerbeviertel hier alle Platz finden sollten. So ist es wohl besser so, wie es gekommen ist. Und statt der zahlreichen stillstehenden Baukräne in Reykjavík wühlt hier ein einsamer Bagger trübsinnig im Schlamm am Ende des Fjords.

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