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Sonntag, 19. April 2009
Flugumýrarbrenna
Sobald Þorðr Kakali, der starke Mann jener Jahre aus der Familie der Sturlungen, 1251 nach Norwegen abgereist war, begannen sich die Þórarinssöhne recht eigenmächtig zu gebärden. Ein entfernter Verwandter aus der großen Svínafellssippe beschwerte sich bei deren Oberhaupt, daß sie und nicht er das Godentum ihres Vaters in den Ostfjorden bekommen hätten.
(Goden waren in heidnischer Zeit ursprünglich reiche und bedeutende Siedler/Bauern, die auf ihrem Land den Göttern Tempel erbauten und darin auch für die Umwohnenden Opfer spendeten. Sie waren also vermutlich die angesehensten Männer ihrer Gegend und verfügten über Einfluß und eine bald aus dem Godenamt abgeleitete Macht. Bei der Gründung des Althings im Jahr 930 legte man die Zahl der Goden fest: 9 sollten es in jedem Landesviertel sein, die jeweils ihren Bezirk in der gesetzgebenden Versammlung repräsentierten. (Später kamen noch einmal drei Godenämter hinzu, um klare Mehrheitsverhältnisse in der Versammlung zu schaffen.) Daraus entwickelten sich natürlich einflußreiche Positionen, die auch nach der Übernahme des Christentums bestehen blieben. Jeder Bauer mußte sich einem Goden anschließen, den er sich zwar in seinem Viertel frei aussuchen durfte, dem er dann aber Unterstützung auf dem Thing und anderswo zu leisten hatte. Wer ein Godentum innehatte, besaß also maßgeblichen Einfluß in dessen Einzugsbereich und auf dem Althing.)
Sæmundr Ormsson zog das Godentum der Þórarinssöhne erst einmal ein, wogegen die auf dem Althing klagten und es nach einem Spruch Þórðr Kakalis zurückkaufen sollten. Doch als nach dessen Ausreise Sæmundr die Summe nicht abholte, warben sie Mannschaft auch im Heimatbezirk ihrer Frauen und wollten sich ihr Recht notfalls mit Gewalt verschaffen (wie es das isländische Rechtssystem, das keine staatliche Exekutive kannte, vorsah). Doch gegen Sæmunds Anhang vermochten sie nichts auszurichten. Daraufhin hat Þórvarðr anscheinend Sæmunds jüngeren Bruder Guðmundr als Geisel mit sich in die Ostfjorde entführt, bis die Angelegenheit durch einen finanziellen Ausgleich gütlich beigelegt wurde. Mit anderen Worten, die Þórarinssöhne auf Valþjófsstaðir waren stark genug, selbst dem mächtigsten Mann ihrer ganzen Inselhälfte paroli zu bieten.
Im nächsten Jahr fielen Sæmundr und Guðmundr dem vorerwähnten Racheanschlag von Guðmunds ehemaligem Pflegevater zum Opfer.

Im gleichen Sommer kehrte nach dreijähriger Abwesenheit Gissur Þorvaldsson von einer Pilgerreise nach Rom, wo er von Papst Innozenz IV. empfangen worden war, im Auftrag König Hákons von Norwegen zusammen mit Bischof Heinrich nach Island zurück. Sogleich nahmen die Spannungen im Land wieder zu, denn Gissur und der Bischof versuchten offenbar gemeinsam, die Isländer zur Anerkennung von König Hákons Ansprüchen auf die Insel zu bewegen. Die Sturlungenpartei versuchte eine Heerfahrt gegen Gissur; doch das Frühlingshochwasser in den breiten Strömen des Südlands ließ sie nicht zu ihm vordringen. Zum Althing erschien Gissur mit einem Aufgebot von 700 Mann, und nicht einmal der amtierende Gesetzessprecher, der Dichter Ólafr þórðarson hvítaskald aus der Sturlungenfamilie, wagte es, an der Versammlung teilzunehmen und wurde durch einen Parteigänger Gissurs ersetzt. Anschließend bemühten sich beide Lager durch Vermittlung von Abt Brandr um Versöhnung, indem sie Gissurs Sohn Hallr mit Sturla Þorðarsons zwölfjähriger Tochter Ingibjörg verheiraten wollten.
Gissur hatte zwischenzeitlich von Bischof Heinrich den Großhof Flugumýri im Skagafjörður (Nordisland) erworben, der bis zur Schlacht von Örlygsstaðir im Skagafjörður 1238 dem Führer der Sturlungen gehört hatte, Þórðr Kakalis Vater Sighvatr. Dort wurde im Herbst großartig die Hochzeit gefeiert. Nachdem die meisten auswärtigen Gäste abgereist waren, ritt der von Þórðr eigentlich über den Skagafjörður gesetzte, doch daraus vertriebene und mit den Sturlungen verschwägerte Eyjólfr Ofsi Þorsteinsson in der Nacht des 22. Oktober 1253 mit 50 Mann nach Flugumýri, drang in das Gehöft ein und steckte es in Brand. Gissur verlor neben fast zwei Dutzend Gefolgsleuten im Handgemenge und dem Feuer auch seine Frau und seine drei Söhne. Er selbst überlebte, weil er sich in der Vorratskammer in einem großen mit saurer Molke gefüllten Faß verstecken konnte.
“Als die (vom Bischof absolvierten) Mordbrenner erfuhren, daß Gissur am Leben war, was vielen von ihnen ganz unwahrscheinlich erschien, da wurden sie ganz schön still. Hrafn sagte, das wäre ihr Tod, und sie sollten sich darauf einstellen.” (Sturl.s., kap. 260)

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