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Dienstag, 7. Juli 2009
Stockholm, Riddarholmen
Wichtigste Stadt des Landes ist Stockholm natürlich heute noch; also auf zum Rundgang! Selbstverständlich beginnt er auf Riddarholmen, der ältesten Keimzelle der Stadt. Im 9. Jahrhundert lag hier eine winzige Ansammlung von Fischerhütten namens Agnefit.
Fit ist ein gemeinnordisches Wort, das sumpfiges Wiesengelände, ein Bruch, bezeichnet, und Agne war nach Snorri Sturlusons euhemeristischem Königsbuch Heimskringla ein sagenhafter schwedischer König aus der auf Odin zurückgehenden Dynastie der Ynglinge. Er war ein Sohn des Königs Dag, der die Sprache der Vögel verstand und wegen eines getöteten Sperlings einen Kriegszug gegen die Insel Gotland führte, auf dem er durch eine geschleuderte Heugabel vom Pferd geholt wurde und zu Tode kam. Sohn und Nachfolger Agne zog stattdessen gegen die Finnen und brachte als Kriegsbeute die Tochter ihres geschlagenen Anführers mit zurück nach Schweden, wo er das Mädchen Skjalf wohl gewaltsam zu seiner Frau machte. Nach einer Weile bat sie ihn, ein Gastmahl zum Gedenken an ihren toten Vater zu halten und dabei den goldenen Halsring seiner Familie zu tragen. Als Agne betrunken eingeschlafen war, knotete Skjalf ein starkes Seil an den Halsring, warf es über einen Ast und ließ ihren Mann daran von ihren Leuten in die Höhe ziehen, bis er ausgebaumelt hatte. Um seinen Grabhügel in Agnes Fit entstand später die gleichnamige Siedlung.
Etwa zwanzig Jahre nach der Gründung einer Stadt auf dem einen Katzensprung entfernt liegenden Stockholm schenkte König Magnus Ladulås (=Scheunenschloß) das kleine Inselchen 1270 dem Franziskanerorden, der dort bis zur Reformation 1527 ein Kloster unterhielt. Nach der Austreibung der Mönche bewohnten erst ein paar kleinere Staatsbeamte den Holm, ehe die kriegsgewinnlerischen Hochadelsfamilien der aufstrebenden Großmacht Schweden ihn im Dreißigjährigen Krieg als idealen Standort für ihre Stadtpalais ganz in bequemer Nähe zum königlichen Schloß requirierten.
Stenbockska palatset, erbaut 1640, Architekt: Nicodemus Tessin d.Ä. Ein Dutzend barocker bis klassizistischer Adelspaläste, jeweils von den Stararchitekten ihrer Epoche entworfen, umsteht die seit dem Tod Gustavs II. Adolf 1632 zur Grablege der schwedischen Könige bestimmte Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters. In ihnen residierten die Oxenstierna, Stenbocks, Bondes, Banérs, Sparres und Wrangels, wenn sie sich in der Hauptstadt aufhielten. “Von allen vierzehn Holmen Stockholms haßten die Arbeiter Riddarholmen wohl am meisten”, schrieb Schwedens bester Arbeiterschriftsteller Ivar Lo-Johansson 1954 in seinem autobiographischen Buch Stockholmaren. “Da lagen die Paläste des alten Dienstadels, die später von den Ämtern benutzt wurden, von den Bürokraten, und da stand die Riddarholmskyrka mit ihren toten Königen, in der der Adel glorifiziert wurde.” - Und einer, der sich sowohl den Arbeitern wie dem Adel zurechnete, kam auf Riddarholmen zur Welt: August Strindberg. Sein Vater arbeitete dort als Frachtkommissionär für die Dampfboote auf dem Mälarsee. Heute soll auf dem Holm nur noch 1 Mensch wohnen, ein pensionierter Beamter, dessen ehemalige Dienstwohnung nach seinem Tod anderweitig genutzt werden soll. Vor allem der phantastischen Aussicht hinüber zum Stockholmer Stadthaus und über den Mälarsee wegen kommen allerdings täglich Hunderte Touristen auf den Riddarholm. Die Uferterrasse, an der noch immer die Ausflugsdampfer nach Mariefred und anderen Mälarorten anlegen, ist zwar ein wenig dem Wind ausgesetzt, aber gerade daher kann man hier - im Zentrum einer Millionenmetropole - einige der wesentlichen Qualitäten des Nordens erleben: sauberes Wasser, klare Luft und einen unvergleichlich weiten Himmel.

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