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Sonntag, 21. März 2010
O weh, Frühling!
So. Ja. Endlich! Gestern um genau 19.32h war es so weit: der Frühling brach an. Der Wind drehte schon vorgestern von Nordost auf Südwest, die Temperaturen schnellen pünktlich nach oben, der Schneeregen der vergangenen Wochen wird zum Frühlingsregen, die Vögel können gar nicht laut genug nach Paarung zwitschern, krächzen, flöten - und der Fahrtenbuchschreiber liegt auf der Nase. Klassischer Fehlstart. Aber gegen die Erreger, die jemand in das Bakterienumwälz- und Verteilungssystem am Arbeitsplatz der Herzogin, genannt Klimaanlage, eingespeist hatte, war im Gärtchen meines Abwehrsystems kein Kraut gewachsen. Bei ihr scheint es sich im Rahmen einer lästigen, aber halbwegs zu ignorierenden Erkältung zu halten. Bei mir setzte sich als Trittbrettfahrer obendrauf, wir kennen das schon, noch die erste allergische Reaktion gegen die Frühblüher der Saison. Ich hatte das Anschwellen der gelben Perlenschnüre an den Haselsträuchern schon seit einer Weile mit bangen Vorahnungen beobachtet, und natürlich mußten ihnen allen bei den ersten warmen Tagen unisono die zum Überquellen gefüllten Staubgefäße platzen. So, wie sie sich kurz vorher gefühlt haben müssen, fühlt sich jetzt in etwa mein Kopf an: zum Platzen. Dabei laufen Augen und Nase, daß ich ein Eimerchen drunterstellen könnte. Willkommen, Lenz! Laß die Säfte steigen und fließen und verstäube deine verschwenderische Pracht!

Während draußen der Sprühregen hoffentlich möglichst viele der umherfliegenden Haselpollen bindet und zu Boden spült, schaffe ich es drinnen allenfalls, zu etwas sprachspielerisch gehobenem Blödsinn wie Kochen mit Fernet Branca zu greifen und mir von Rezepten à la Büffel an Trüffel, Pandschabi in Kohlrabi oder Rotbauchunke in Knoblauchtunke (ein Hosianna dem Übersetzer!) einen vorübergehenden Anflug von Appetit vorgaukeln zu lassen. “Im Rahmen unserer arabischen Wochen kann ich Ihnen den Ân al-Fiq empfehlen, gnädige Frau”, empfiehlt der Oberkellner.
“Nicht dass ich viele Grundsätze hätte, gewiss nicht”, gesteht der Erzähler, nachdem er in seinem neuen Werk auf den Trümmern seines toskanischen Landhauses auch noch einen Heiligenkult um Lady Di rediviva eingerichtet hat, “aber einen Glauben an Erscheinungen zu heucheln steht auf einer Stufe mit dem Tabu, das Personal zu bumsen oder Bettlern Geld zu geben. Es ist ein klassisches Dilemma; und wie so ziemlich jedes andere menschliche Dilemma gibt es dafür einen Präzedenzfall in der italienischen Oper.” -
Ich hoffe, es geht mir bald wieder besser und das wirkt sich dann hoffentlich auch auf das Niveau des Fahrtenbuchs aus. Ich möchte doch die Gratulanten nicht enttäuschen.

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