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Dienstag, 30. März 2010
Plutonische Spektakel
Vor dem Wochenende erscholl ein Ruf wie Donnerhall: “Möbelschlepper gesucht!”, und wer entzieht sich dem schon, wenn er aus der eigenen Familie herüberfleht? Zumal die Ausrede: “‘ch hab Rücken”, glücklicherweise noch nicht zutrifft. Drum also, so lang ein Tropfen Blut noch glüht, noch eine Faust die Sackkarre zieht, und noch ein Arm schleppt deine Teller, betritt kein Lohnpacker deinen Keller.
Seine Ansichten vom Niederrhein als Reiseführer im Gepäck fuhren wir Herrn Forster rheinauf entgegen. Und als wir das “sogenannte Siebengebirge” erreichten, “welches prallig in mehreren hohen Spitzen und Gipfeln seine Granit- Gneus- und Porphyrmassen emporhebt”, mußte ich auch wieder an die plutonischen Meldungen denken, die in den letzten Tagen aus aktuellem Anlaß im Fahrtenbuch zu lesen waren. Sie passen gerade gut zu dem, was sich Herr Forster angesichts wachteleiergroßer Bimssteinchen am Rheinischen Schiefergebirge zusammenphantasiert hat:
“An einem Hohlwege, gleich unter der Dammerde, zeigte sich ein Bimssteinlager, welches an einigen Stellen mit Schichten von Tras, oder, wie ich es lieber nenne, von zerstörten, zu Staub zerfallenen und dann vermittelst des Wassers wieder zusammengekütteten Bimssteinen, abwechselte. Die Bimssteine sind von weißlicher Farbe, sehr leicht, bröcklich, löchericht, rauh anzufühlen und gewöhnlich in ganz kleinen Stückchen von der Größe einer Erbse und noch kleiner, bis zu zwei Zollen im Durchmesser. In diesen Stückchen finden sich zuweilen kleine Fragmente von Kohlen eingebacken. Die Erscheinung dieser unbezweifelten Erzeugnisse des Feuers am friedlichen Rheinufer hat schon manchen Gebirgsforscher in Erstaunen gesetzt, welches vielleicht vom ruhigen Wege des Beobachtens abwärts führt.
In der Strecke von Andernach bis Bonn glaubten Collini, Hamilton, de Lüc und andere Freunde der Feuertheorie die deutlichsten Spuren ehemaliger feuerwerfenden Schlünde zu sehen. Vulkane dampften und glühten; geschmolzene Lavaströme flossen, kühlten sich plötzlich in dem Meere, das damals alle diese Länder bedeckte, und zerklüfteten sich in säulenförmige Theile; ausgebrannte Steine, und Asche und Kohlen flogen in die Luft, und fielen in Schichten nieder, die man jetzt angräbt und zum Wasserbau nach Amsterdam versendet; kurz, ehe es Menschen gab, die den Gefahren dieses furchtbaren Wohnortes trotzten, und das plutonische Gebiet mit Waizen oder mit Reben bepflanzten, kreis'te hier die Natur, und die Berge wanden sich in gewaltsamen Krämpfen. Ist das nicht prächtig – geträumt? Es kommt ja nur auf uns an, ob wir den Hekla und Ätna, den Vesuv und den Tschimborasso an dem Gestade unseres vaterländischen Rheins erblicken wollen.”
(c) RÚV Genau so ist das, werter Herr Forster. Und wenn wir unserer Phantasie, anders als Sie, noch ein bißchen auf die Sprünge helfen müssen, blicken wir eben kurz nach Island hinüber, wo die Lava noch immer aus der frisch aufklaffenden Spalte zwischen den Gletschern suppt und bald die Krossá in der Þórsmörk erreichen wird, wenn das so weitergeht. Pünktlich zum Wochenende wurden die Straßensperren übrigens aufgehoben, und mehr als 5000 Schaulustige haben sich auf den Weg gemacht. Wer keinen Motorschlitten mitbringt, muß bis in die Nähe der Ausbruchsstelle auf dem Fimmvörðuháls eine unwegsame und steile Strecke von 13 km mit 1100 Metern Höhenanstieg zu Fuß zurücklegen, bei noch winterlichen Verhältnissen bis -18 Grad und schneidendem Wind. Hin und zurück ein nicht gerade gemütlicher Sonntagsspaziergang von 10-12 Stunden für die fast 30 km in bergigem und eisig verschneitem Gelände. Einige Vulkantouristen waren so unzureichend ausgerüstet und wenig fit, daß sie völlig erschöpft und am Ende ihrer Kräfte von der Bergwacht abtransportiert werden mußten. Die Bauern unten im Tiefland an der Küste machen derweil einen Riesenumsatz mit selbstgebackenen heißen Waffeln und Hamburgern.

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