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Donnerstag, 27. Februar 2014
Gekleckert, nicht geklotzt

... trifft vielleicht für mein heutiges Fuhrwerken in der Küche zu, aber nicht für die niederländischen Sicherheitsbehörden. Aus Anlaß des Nukleargipfels werden sie sogar den freien Reiseverkehr einschränken und an den Grenzen wieder Paßkontrollen einrichten.

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Freitag, 21. Februar 2014
Den Haag wird für Okkupation vorbereitet

Februar 2014. In den Haager Parks sind überall die Spechte zu hören, es blühen nicht nur Schneeglöckchen und Krokusse, sondern auch schon die Osterglocken, und viele Sträucher treiben den ersten hellgrünen Flor des Frühlings aus. In den Botschaftsvierteln der Hauptstadt hat man noch ganz andere schräge Vögel geflaggt, und es sieht alles noch halbwegs normal aus. Doch schaut man etwas genauer hin, erkennt man, daß die Vorarbeiten für die Belagerung der Stadt längst im Gang sind. In einem Monat wird hier der Ausnahmezustand herrschen.

Es kommen die Supermächtigen und Superängstlichen dieser Welt. Angestiftet von Barack Obama werden hochrangige Repräsentanten von mehr als 50 Nationen hier einfallen und sich im World Forum verschanzen, um bei ihrem Gipfeltreffen Fragen der Nuklearsicherheit zu diskutieren. Nein, nein, keine falschen Hoffnungen, es wird nicht um die Sicherheit von Atomkraft gehen. Die steht ja außer Frage. Nein, beim 3. Nuclear Security Summit geht es dem exklusiven Klub der Atommächte wieder einmal vor allem darum, wie sie exklusiv bleiben und verhindern können, daß z.B. Terroristen, also irgendwer sonst außer ihnen gefährliches Kernmaterial in die Finger bekommen könnte. Nimmt Israel teil? Selbstverständlich. Aber das heißt natürlich nicht, daß Israel endlich als Atommacht aus dem Schrank käme. Nein, denn auch Staaten wie Singapur, Aserbeidschan und Georgien und selbst so erklärt atomwaffenfreie Länder wie Neuseeland werden hier vertreten sein. Da darf Frau Merkel keinesfalls fehlen, und wenn sie sich auf Krücken hinschleppen müßte.

Den Haag, ‟die Stadt von Frieden und Recht”, sei der gegebene Veranstaltungsort für eine Konferenz zu diesem brisanten Thema, erklärte der niederländische Premierminister Rutte und vergaß nicht hinzuzufügen, daß die Niederlande selbst einen ‟kleinen, aber breiten (?) nuklearen Sektor” unterhielten, mit einem AKW und einem Forschungsreaktor (gleich um die Ecke in Delft) sowie einer Urananreicherungsanlage (Urenco). - Sieh an: Urananreicherung. Wer hätte das gedacht? He, müßten wir nicht sofort Sanktionen gegen die Niederlande verhängen, wie gegen andere potentielle Atomterroristenstaaten auch?

Es steht uns also einiges ins Haus. Es wird – trotz Haager Friedenskonferenzen und Völkerbund – die größte jemals in den Niederlanden abgehaltene internationale Konferenz werden. 10.000 Hotelzimmer sind von der niederländischen Regierung schon einmal vorsorglich belegt worden. Und in denen werden nicht die 13.000 Polizisten untergebracht, die Mitte März in die Stadt einmarschieren werden. Wahrscheinlich kampieren die in den Tiefgaragen unter dem Forum. Da werden Hängematten dicht an dicht aufgehängt wie zu Cooks und Blighs Zeiten auf den Schiffen der Royal Navy, I presume. Jedenfalls wurde den bisherigen Nutzern schon mitgeteilt, daß die Tiefgaragen an den fraglichen Tagen geschlossen und unbenutzbar sein werden. Und das gilt nicht nur für sie. Die Sicherheitsexperten im Organisationsteam des Gipfeltreffens haben in konzentrischen Ringen mehrere Bannmeilen um den Tagungsort errichtet, die uns hier Wohnenden alle zu Insassen eines Hochsicherheitstrakts machen werden.

Das fängt schon ganz weit draußen an: Der Luftraum über den Niederlanden wird in einem Kreis von 50 Seemeilen Radius um Den Haag teilweise und im Radius von 9 Seemeilen komplett gesperrt werden. Der größere Kreis reicht bis nach Belgien hinein und umfaßt natürlich auch den internationalen Flughafen Amsterdam-Schiphol mit entsprechenden Folgen für Normalo-Passagiere. Man darf sich auf stundenlanges Warten gefaßt machen. Ein Hobbypilot dazu entnervt: ‟Jetzt drehen sie wohl überall durch. Wenn nächstens die Raumpflegerinnen der EU-Gebäude von Brüssel auf Betriebsausflug gehen, dann drohen die nächsten Beschränkungsgebiete.”

Ebenso werden die Hauptverbindungen zwischen Schiphol und Den Haag, zum Teil achtspurige Autobahnen, für die Zeit der An- und Abreise der 58 Delegationen vollständig gesperrt. Das wird ein Mordsspaß für die Zigtausend Berufspendler! An allen Zufahrtsstraßen Richtung Innenstadt werden Kontrollpunkte eingerichtet, die den Verkehr weiter behindern dürften. Verstärkte Ausweiskontrollen im ganzen Stadtgebiet sind schon angekündigt.
Die gute Nachricht für Anwohner in der hellblauen Zone laut Infoschreiben der Stadtverwaltung: Sie dürfen während des Gipfels in ihren Häusern bleiben. Es wird ihnen sogar zugestanden, Besuch zu empfangen, obwohl die Zone ansonsten für Durchgangsverkehr gesperrt wird. Außerdem wird die gesamte Zone flächendeckend mit Beobachtungskameras bestückt.
Bewohner der dunkelblauen und der grünen Zone dürfen nur noch auf einigen Sammelparkplätzen parken, die gesamte Zone wird mit Sichtschutzzäunen bepflanzt und abgeschirmt. Der große Park in der grünen Zone wird geschlossen. Ich sehe schon die verdrucksten Mienen all der harn- und kotverhaltenden Hunde vor mir. Eventuelle Besucher müssen sich vorher bei der Polizei anmelden und werden dann eingelassen oder auch nicht. Die gute Nachricht: Briefe werden zugestellt. Päckchen und Pakete nicht. Öffentliche Briefkästen werden versiegelt. Fahrradfahren ist in der Zone verboten. Räder müssen geschoben werden. Die gelbe Zone bezeichnet ohnehin nur das praktischerweise gleich neben dem Veranstaltungshotel gelegene Europol-Gebäude, und für die rote Zone gibt es keine Informationen; die wird einfach komplett abgeriegelte Verbotszone für alle Bürger. Die freuen sich so auf ihre hohen Gäste, daß man es kaum in Worte fassen kann.

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Montag, 17. Februar 2014
Sonntagsknipserei




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Donnerstag, 6. Februar 2014
Warum an den Niederlanden eben doch Hopfen und Malz verloren ist.

Heute mal etwas, das vielleicht flüssiger runtergeht. Vom Gebräu der Sorten Amstel, Heineken oder Grolsch wird selbstverständlich gar nicht erst die Rede sein. Diese Flüssigkeiten sind kein Bier. Da sie aber mittlerweile fast überall auf der Welt durstigen Kneipen- und Diskobesuchern und Touristen in die Hälse gegossen werden, ist es auch in den Niederlanden zunehmend schwieriger, genießbares Bier aufzutreiben. Wo die Gastronomie noch auf sich hält, weicht sie meist auf belgische Biere aus. Deren Artenvielfalt wirkt zwar auf den ersten Blick beeindruckend reichhaltig, aber bald sieht man, daß es bei ihnen auch nicht anders zugeht als früher auf dem Automarkt: gefragt sind immer mehr PS; es wimmelt nur so von Doppelbocks und Tripels. Doch beim Angebot belgischer Biere in Holland gibt es für meinen Geschmack einen weiteren, verheerenden Trend: Die meisten dieser Biere schmecken süß. – Ich bitte Sie, süßes Bier! Geradezu klebrig süßes Bier. Das erinnert ja an Zeiten, als manche Damen beiderlei Geschlechts Erdbeersirup ins Altbier gekippt haben. Mögen sie auf ewig aus dem Gedächtnis der Menschheit verbannt sein!

Zwischenzeitlich habe ich mich hin und wieder mit einem ‟Hertog Jan” aus der ehemaligen Stoombierbrouwerij in Arcen direkt an der deutschen Grenze beholfen. Bis ich, ja, bis ich letzten Sommer die kleine, feine Brauerei ‟De Pelgrim” in Rotterdam fand.

Ihren Namen hat sie daher, daß sie im alten Delfshaven gleich neben der Pilgerkirche steht, vor der sich die kleine Gemeinde englischer Kalvinisten einschiffte, die zu Anfang des 17. Jahrhunderts zunächst Zuflucht im kalvinistischen Holland gesucht hatte. Enttäuscht von der Lauheit im Glauben der Holländer ließen sie sich zwölf Jahre später von englischen Merchant Adventurers anwerben, um in der Neuen Welt eine eigene Kolonie zu gründen. In Southhampton angekommen, stiegen sie trotz allem Gottvertrauen von ihrer bereits leckenden Pinasse doch lieber auf das Schiff weiterer Glaubensbrüder um, die ebenfalls nach Virginia auswandern wollten. Ende November 1620 erreichte die Mayflower mit 73 Pilgervätern und 29 Pilgermüttern an Bord nach einer mehr als zwei Monate dauernden, gräuslichen Atlantiküberquerung die Küste Nordamerikas nicht im südlichen Virginia, sondern bei Cape Cod, wo es schon viel kälter war, als sie es aus England und Holland gewohnt waren. Nach einem entsetzlichen Hungerwinter an Bord des Schiffs krochen im Frühjahr noch 52 überlebende Siedler an Land. Ihre Nachfahren, erstaunlicherweise gab es welche, verehrten der Kirche in Delfshaven 1960 eine Bronzeplakette, die an den Beginn des Mayflower-Abenteuers in Rotterdam erinnern sollte.

Es ist unklar, ob die Pilgerväter die unscheinbare Backsteinkirche je betreten haben; das Haus nebenan ist auch viel interessanter, fand ich bei meinem ersten Besuch heraus. Seitdem habe ich mir von jedem Rotterdamausflug ein paar Flaschen von dem leckeren bernsteinfarbenen ‟Pelgrim 1580" mitgebracht und meinen Geheimtip gehütet. Das hätte ich nicht tun sollen. Als ich letzte Woche wieder einmal in der Brauerei vorbeischaute, teilte mir der Braumeister mit, dieses schön herbe, obergärige Bier mit Hallertauer Hopfen und nach Düsseldorfer Altbierart werde es nicht mehr geben. Der übrigen Kundschaft sei es zu bitter. Ab jetzt gebe es nur noch ‟Winterbier”, ‟Stoombier” und ‟Mayflower Tripel”. Ich habe auf der Stelle den gesamten Restbestand an ‟Pelgrim 1580" aufgekauft. Wer es noch probieren will, muß sich bei mir melden, aber bald.

Bitterer Nachsatz: Die Stadtverwaltung von Nijmegen bespitzelt Sozialhilfeempfänger, indem sie mit heimlich installierten Kameras deren Hauseingänge überwacht.

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Samstag, 2. November 2013
Das Licht nach dem Sturm | ohne Worte

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Dienstag, 29. Oktober 2013
Belebendes Ausfegen am Sandstrand

Der Miniaturenmaler der Delfter Kachel hat schon richtig dargestellt, was dem allgemeinen Kaufmanns- und Biedermeiergeist in Holland mal ein bißchen Leben einbläst: Wind. Windschief und windgebeutelt ist im luftigen Delfter Blau ja nicht nur der Segler auf dem Meer, sondern sind ebenso die Bäume und Sträucher und auch die hundertwasserähnlich schiefe Architektur dargestellt. Recht so. Ein kräftiger Wind fegt aus und belebt. Und wenn uns so wie heute unsere zukünftige Reisegefährtin Jennifer aus England zum Gruß einen veritablen Herbststurm über den Kanal schickt, daß man sich fast drauflegen könnte, dann spüren wir beim Strandspaziergang endlich wieder, wozu wir eigentlich an der rauhen Nordsee wohnen.
Das Meer wirft sich in donnernden Brechern auf den Strand. Der Flugsand fegt in dichten Schwaden wie wehendes Trockeneis oder wie Schneefegen von trockenem Pulverschnee darüber hin. Es prickelt auf der Haut von Salzluft, Sprühnebel der Gischt und tausend kleinen Sandkörnern. Erstklassiges Naturpeeling. Außen und innen. Denn der so gelüftete Geist wird leicht und frei wie ein Vogel und schwingt sich mit der nächsten Bö, die ihm unter die Flügel greift, leicht in die wildbewegten Lüfte und gleitet auf ihnen hier und dort hin wie ein Sturmvogel.

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Sonntag, 27. Oktober 2013
Delfts blauw

"Die Niederlande sind die Niederlande geblieben, weil unsere Vorfahren gut auf ihre Geschäfte achteten."
Ach ja, lieber Eduard Douwes Dekker alias Multatuli, geschäftstüchtig, das waren die Niederländer schon vor Jahrhunderten (und sind es bis heute). Wäre Mhr. Droogstoppel zweihundert Jahre vor seiner Zeit zur Welt gekommen, hätte er sich vielleicht auf den Handel mit Porzellanersatzware verlegt.

Als die ersten Schiffe der Verenigde Oost-Indische Companie Anfang des 17. Jahrhunderts aus dem damals noch sehr Fernen Osten zurückkamen, brachten sie in ihren Laderäumen ebenso wie vor ihnen schon die Portugiesen auch kostbares chinesisches Porzellan aus der Ming-Dynastie mit. Etwas vergleichbar Feines gab es in ganz Europa nicht, und die chinesischen Vasen und Service erzielten abenteuerliche Preise auf dem Kunstmarkt.
Aber nicht nur die Superreichen der Zeit wollten aus Porzellan trinken, das in Europa noch unbekannt war, weil man die besonderen Eigenschaften der Porzellanerde aus Kaolinit noch nicht kannte. Findige Handwerker sahen die Marktlücke und versuchten, aus herkömmlichem Töpferton unter Beimischung von Mergel feinere, aber noch halbwegs erschwingliche Kopien herzustellen.
In Delft gelang es zuerst, mit zinnhaltiger statt der bis dahin üblichen Bleilasur eine porzellanähnlich weiße Keramik zu fabrizieren. Nach chinesischen Vorbildern wurde diese dann mit blauem Dekor, Mustern oder bildlichen Darstellungen bemalt. Die exotisch-chinesisch anmutenden Fayencen wurden den Delftern vom begüterten Mittelstand in den damals immer reicher werdenden Niederlanden aus den Händen gerissen. Im Lauf des 17. Jahrhunderts etablierten sich in der Stadt mehr als dreißig “Fake-Porzellan”-Manufakturen und machten ihre Besitzer und Delft reich. Sie verkauften ihre Produkte schließlich massenweise in ganz Europa und bis in die Neue Welt. Neben Tafelgeschirr bemalten und brannten die Delfter für ihre reinlichkeitsbesessenen Landsleute auch tonnenweise die leicht hygienisch sauber zu haltenden Delfter Kacheln mit typisch holländischen Motiven bis hin zu Szenen aus niederländischer Genremalerei.
Manchmal sind ganz hübsche Stücke darunter.

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Mittwoch, 23. Oktober 2013
Mijnheer Droogstoppel fährt nach Den Haag
Prins Clausplein, A 12, Den Haag

"Die Niederlande sind die Niederlande geblieben, weil unsere Vorfahren gut auf ihre Geschäfte achteten."

"Liebe ist auch eine Dummheit. Niemand kann behaupten, daß ich nicht gut lebe mit meiner Frau. -- Als wir heirateten, haben wir einen Ausflug nach Den Haag unternommen. Sie hat dort Flanell gekauft, von dem ich noch jetzt Unterhemden trage, und ferner hat uns die Liebe nie in die Welt hinaus gejagt."

"Mein Name ist Droogstoppel, Batavus Droogstoppel. Last & Co. ist die Firma, Makler in Kaffee, Lauriergracht No. 37.
Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich nach meiner Heirat mit meiner Frau nur nach Den Haag gefahren bin. Dort haben wir das Mauritshuis besichtigt und in der Veenestraat Flanell gekauft. Das ist der einzige Ausflug, den die Geschäfte mir je erlaubt haben."

(Multatuli: Max Havelaar, 1860)

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Sonntag, 20. Oktober 2013
Welkom in Nederland

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Donnerstag, 16. Mai 2013
Chabot-Museum, Rotterdam


Die schönste Blüte unseres Architekturspaziergangs durch Rotterdam neulich war die schöne modernistische Villa, die sich der Rotterdamer Industrielle Kraaijenveld 1938 von den Architekten Gerrit Baas und Leonard Stokla als Privatwohnsitz errichten ließ:
Neue Sachlichkeit in ihrer klarsten und hellsten Formgebung.

Das zweite Stockwerk wurde erst in den Siebziger Jahren der ehemaligen Dachterrasse aufgesetzt, stört aber nicht weiter. 1993 baute man das Haus zum Museum für die Werke des niederländischen Expressionisten Henk Chabot (1894-1949) um, und heute gehört es mit Recht zu den staatlichen Baudenkmälern Rotterdams.
(Nach der blumenblütenbunten Farborgie der letzten Tage tut ein bißchen sachliches Schwarzweiß ganz gut.)

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