Find more about Weather in Piran, LJ
Freitag, 21. Februar 2014
Den Haag wird für Okkupation vorbereitet

Februar 2014. In den Haager Parks sind überall die Spechte zu hören, es blühen nicht nur Schneeglöckchen und Krokusse, sondern auch schon die Osterglocken, und viele Sträucher treiben den ersten hellgrünen Flor des Frühlings aus. In den Botschaftsvierteln der Hauptstadt hat man noch ganz andere schräge Vögel geflaggt, und es sieht alles noch halbwegs normal aus. Doch schaut man etwas genauer hin, erkennt man, daß die Vorarbeiten für die Belagerung der Stadt längst im Gang sind. In einem Monat wird hier der Ausnahmezustand herrschen.

Es kommen die Supermächtigen und Superängstlichen dieser Welt. Angestiftet von Barack Obama werden hochrangige Repräsentanten von mehr als 50 Nationen hier einfallen und sich im World Forum verschanzen, um bei ihrem Gipfeltreffen Fragen der Nuklearsicherheit zu diskutieren. Nein, nein, keine falschen Hoffnungen, es wird nicht um die Sicherheit von Atomkraft gehen. Die steht ja außer Frage. Nein, beim 3. Nuclear Security Summit geht es dem exklusiven Klub der Atommächte wieder einmal vor allem darum, wie sie exklusiv bleiben und verhindern können, daß z.B. Terroristen, also irgendwer sonst außer ihnen gefährliches Kernmaterial in die Finger bekommen könnte. Nimmt Israel teil? Selbstverständlich. Aber das heißt natürlich nicht, daß Israel endlich als Atommacht aus dem Schrank käme. Nein, denn auch Staaten wie Singapur, Aserbeidschan und Georgien und selbst so erklärt atomwaffenfreie Länder wie Neuseeland werden hier vertreten sein. Da darf Frau Merkel keinesfalls fehlen, und wenn sie sich auf Krücken hinschleppen müßte.

Den Haag, ‟die Stadt von Frieden und Recht”, sei der gegebene Veranstaltungsort für eine Konferenz zu diesem brisanten Thema, erklärte der niederländische Premierminister Rutte und vergaß nicht hinzuzufügen, daß die Niederlande selbst einen ‟kleinen, aber breiten (?) nuklearen Sektor” unterhielten, mit einem AKW und einem Forschungsreaktor (gleich um die Ecke in Delft) sowie einer Urananreicherungsanlage (Urenco). - Sieh an: Urananreicherung. Wer hätte das gedacht? He, müßten wir nicht sofort Sanktionen gegen die Niederlande verhängen, wie gegen andere potentielle Atomterroristenstaaten auch?

Es steht uns also einiges ins Haus. Es wird – trotz Haager Friedenskonferenzen und Völkerbund – die größte jemals in den Niederlanden abgehaltene internationale Konferenz werden. 10.000 Hotelzimmer sind von der niederländischen Regierung schon einmal vorsorglich belegt worden. Und in denen werden nicht die 13.000 Polizisten untergebracht, die Mitte März in die Stadt einmarschieren werden. Wahrscheinlich kampieren die in den Tiefgaragen unter dem Forum. Da werden Hängematten dicht an dicht aufgehängt wie zu Cooks und Blighs Zeiten auf den Schiffen der Royal Navy, I presume. Jedenfalls wurde den bisherigen Nutzern schon mitgeteilt, daß die Tiefgaragen an den fraglichen Tagen geschlossen und unbenutzbar sein werden. Und das gilt nicht nur für sie. Die Sicherheitsexperten im Organisationsteam des Gipfeltreffens haben in konzentrischen Ringen mehrere Bannmeilen um den Tagungsort errichtet, die uns hier Wohnenden alle zu Insassen eines Hochsicherheitstrakts machen werden.

Das fängt schon ganz weit draußen an: Der Luftraum über den Niederlanden wird in einem Kreis von 50 Seemeilen Radius um Den Haag teilweise und im Radius von 9 Seemeilen komplett gesperrt werden. Der größere Kreis reicht bis nach Belgien hinein und umfaßt natürlich auch den internationalen Flughafen Amsterdam-Schiphol mit entsprechenden Folgen für Normalo-Passagiere. Man darf sich auf stundenlanges Warten gefaßt machen. Ein Hobbypilot dazu entnervt: ‟Jetzt drehen sie wohl überall durch. Wenn nächstens die Raumpflegerinnen der EU-Gebäude von Brüssel auf Betriebsausflug gehen, dann drohen die nächsten Beschränkungsgebiete.”

Ebenso werden die Hauptverbindungen zwischen Schiphol und Den Haag, zum Teil achtspurige Autobahnen, für die Zeit der An- und Abreise der 58 Delegationen vollständig gesperrt. Das wird ein Mordsspaß für die Zigtausend Berufspendler! An allen Zufahrtsstraßen Richtung Innenstadt werden Kontrollpunkte eingerichtet, die den Verkehr weiter behindern dürften. Verstärkte Ausweiskontrollen im ganzen Stadtgebiet sind schon angekündigt.
Die gute Nachricht für Anwohner in der hellblauen Zone laut Infoschreiben der Stadtverwaltung: Sie dürfen während des Gipfels in ihren Häusern bleiben. Es wird ihnen sogar zugestanden, Besuch zu empfangen, obwohl die Zone ansonsten für Durchgangsverkehr gesperrt wird. Außerdem wird die gesamte Zone flächendeckend mit Beobachtungskameras bestückt.
Bewohner der dunkelblauen und der grünen Zone dürfen nur noch auf einigen Sammelparkplätzen parken, die gesamte Zone wird mit Sichtschutzzäunen bepflanzt und abgeschirmt. Der große Park in der grünen Zone wird geschlossen. Ich sehe schon die verdrucksten Mienen all der harn- und kotverhaltenden Hunde vor mir. Eventuelle Besucher müssen sich vorher bei der Polizei anmelden und werden dann eingelassen oder auch nicht. Die gute Nachricht: Briefe werden zugestellt. Päckchen und Pakete nicht. Öffentliche Briefkästen werden versiegelt. Fahrradfahren ist in der Zone verboten. Räder müssen geschoben werden. Die gelbe Zone bezeichnet ohnehin nur das praktischerweise gleich neben dem Veranstaltungshotel gelegene Europol-Gebäude, und für die rote Zone gibt es keine Informationen; die wird einfach komplett abgeriegelte Verbotszone für alle Bürger. Die freuen sich so auf ihre hohen Gäste, daß man es kaum in Worte fassen kann.

... comment

 
Da
kam ja damals Wiesbaden mit lediglich verschweißten Gullideckeln noch recht glimpflich davon.

Die Herrschaften setzen ein Zeichen. Bewusst oder unbewusst sei einmal dahingestellt. Das Zeichen aber lautet: uns ist es total egal, was ihr als blödes Wahl- und Erdenvolk wollt, wir schotten uns von euch ab und machen Politik, die uns passt und nützt. Und euer Demonstrieren dagegen unterbinden wir auch gleich. Demokratie? Auf dem Papier, Diktatur ist da eher der korrekte Begriff.

Nicht schön.

... link  

 
Unbewußt
ist an diesem Zeichen ganz bestimmt nichts, das sind schon klare Ansagen, meine ich, frage mich aber, ob ich diesen Ton der (V)erbitterung so schon früher bei Ihnen herausgehört habe, oder ob ihn Ihr Aufenthalt am jetzigen Hort der Demokratie noch bestärkt. Hoffentlich gefällt Ihnen wenigstens die Wüste.

... link  

 
Die
Verbitterung ist schon länger da. Allerdings hat mir ein Kollege hier die Augen geöffnet. Zwar im Bezug auf die Firma, aber ebenso übertragbar auf die Regierung(en). Er sagte in etwa: "Da gibt es einen gegenseitigen Vertrag, der besagt, die Firma kümmert sich um deine Belange und räumt deine Probleme aus dem Weg, dafür hilfst du ihr und stellst ihr deine Arbeitskraft zur Verfügung. Du lebst nach diesem Verrtag, während die Firma ihn schon lange gebrochen hat. Sie lachen über dich, machen ihre Probleme zu deinen, anstatt sie für dich zu lösen."
Und so ist es auch im realen Leben. Mir wird erzählt, dass mein Budget für Unterkunft und Transport erschöpft sei, da meine Unterkunft so teuer ist. Damit habe ich keinen Transport hier (Taxis gibt es gerade in dieser Stadt nicht, da sie eine Arbeits- und keine Wohnstadt ist. Arbeiter werden per Bus hergebracht, oder haben ein eigenes Auto). Das Problem zu lösen liegt auf meinen Schultern. Auf die Regierung (in D) gemünzt: der Mensch muss arbeitstechnisch flexibler werden, auch mal Arbeitsstellen fernab vom Wohnort annehmen. Gleichzeitig werden öffentliche Transportmittel wie die Bahn "gesundoptimiert", bis sie nicht mehr fahren.
Sein Lösungsvorschlag ist übrigens ganz simpel in diesem Fall. Er meint: "Sage ihnen, dass dich das nicht interessiert, wie hoch das Budget ist, sondern dass du ein Auto willst. Fertig."

Der soziale Gedanke hat schon lange aufgehört zu existieren in den Köpfen der Herrschenden. Und in den Köpfen der Beherrschten ist er fester denn je zwangsverankert.

... link  

 
Ihre Beobachtung
trifft sicher im Großen wie im Kleinen zu. Habe z.B. vorhin mit meinem Bruder im Rheinland telefoniert; fragte ihn: "Was machste denn morgen?"
Antwort: "Arbeiten."
Ich: "Am Rosenmontag?!"
Er: "Sachma, wo lebst du eigentlich?"
Ich: "Das solltest du eigentlich wissen."
Er: "Weiß ich auch, aber als Düsseldorfer vergess ich das besser jedesmal gleich wieder. Jedenfalls sind die Zeiten, wo Rosenmontag nicht gearbeitet wurde, auch im Rheinland längst vorbei. Ja, früher, da konnteste am Rosenmontag am Rhein nicht mal 'nen Brief bei der Post aufgeben, da haben alle gefeiert. Fünfte Jahreszeit, Limbo, Ausnahmezustand. Aber den Tag haben sie uns schon vor langer Zeit abgenommen. Und alle schlucken das. Von wegen im Karneval ist alles anders, da übernehmen die Narren das Szepter. Die Narren regieren das ganze Jahr. Aber die richtigen Jecken. Und da nimmst du für Rosenmontag brav einen Tag Urlaub oder gehst arbeiten, sonst brauchste gar nicht mehr zu kommen."

Das nur als Beispiel aus dem Alltag. Was ich eher bezweifle, ist Ihre Annahme, der soziale Gedanke sei jemals in den Köpfen der Herrschenden verankert gewesen. Dementsprechende Lippenbekenntnisse gab es vielleicht früher mehr oder ein paar opportunistische Zugeständnisse, weil es sonst wirklich noch Zoff und Gegendruck von unten gegeben hätte. Aber mittlerweile haben die die Bevölkerungen bei uns so weit im Würgegriff, daß kaum mehr Zugeständnisse nötig sind. Freiwillig haben die soziale Zugeständnisse nie gemacht. Da wurden schon immer die Gewinne fein privat eingestrichen und die Kosten und Verluste auf die Allgemeinheit abgewälzt.
Diese angeblich linke Propagandaweisheit hat man übrigens gerade sogar an der weißgott nicht als links bekannten Wirtschaftwissenschaftlichen Fakultät der Uni Bonn bestätigt. Wie man auf Spiegel Online nachlesen kann, "bestehe eine enge Beziehung zwischen Bankkrisen und einem darauf folgenden Anstieg der öffentlichen Verschuldung... Abgesehen von Kriegszeiten, hatten Finanzkrisen typischerweise ihren Ursprung im privaten Sektor, während die Kosten sozialisiert worden sind."
Die zugrundeliegenden wissenschaftlichen Studien beruhen auf der Auswertung von Material seit 1870 bis heute.

... link  


... comment