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Donnerstag, 2. August 2012
Behaagliches I


Im Gegensatz zu den meisten werde ich mich ausgerechnet im Ferienmonat August einmal durchgehend an meinem Wohnort aufhalten. Gelegenheit also für Versuche, auch die nähere Umgebung mit dem unverwandten Blick des Kameraauges anzusehen, und für ein paar unspektakuläre Fingerübungen am Auslöser. Den(n) Haag ist größtenteils eine ruhige, gutbürgerliche Stadt im Verständnis von Simon Schamas eklektisch zusammengewerkelter Mentalitätsgeschichte der Niederlande im Goldenen Zeitalter, Überfluß und schöner Schein, von 1987: sauber, ordentlich, wohlanständig, wohlhabend, moralindurchsäuert. Kein durch und durch unbehaglicher Ort für ein ruhiges, zurückgezogenes Wohnen für den, der Trubel lieber andernorts als gleich vor der Haustür sucht. Wer lieber im ewigen Kuddelmuddel hausen mag, zieht sowieso nach Amster- oder Rotterdam oder gleich nach Berlin. Nichts Aufregendes also hier zu sehen in den kommenden Wochen. Ich werde lediglich sehr holländisch ein bißchen vor der eigenen Tür kehren. “Elk keere voor zijne eigene deur.” Am schönsten klingt die alte Redewendung aber auf Ungarisch:
Ki-ki söpörjön a maga portáján.


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Habe ich Ihnen
eigentlich schon einmal Anil Ramdas niederländische Version von Madame Bovary zukommen lassen? Da ich nicht sicher bin, tue ich hiermit.

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Lieber Herr Stubenzweig,
ich danke Ihnen sehr für den Link zu Anil Ramdas Essay! Es ist eine aufwühlende Lektüre, ein bis zum Sarkasmus wütender, wilder Text, dessen Wut einerseits durch Stil mühsam gebändigt, dessen Wucht aber andererseits noch verstärkt wird, wenn man erfährt, daß sich Ramda Anfang dieses Jahres mit Mitte fünfzig das Leben genommen hat.
1 Nebeneffekt: ich glaube, als nächstes werde ich mir eine Ausgabe von Flauberts Briefen besorgen. Vielleicht weist Ramda mir postum noch einen neuen Zugang zu anderen Seiten des Meisters des ennui.

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Daß Anil Ramdas
sich ins Jenseits oder was auch immer befördert hat, wußte ich nicht. Da kommt im Nachinein so etwas wie Trauer auf, war er doch einer der viel zu Wenigen. Gerade sein Furor war es, der mich auf diese gesonderte Problematik aufmerksam gemacht hatte, die der Multikulturalisierung, die zu dieser Zeit noch lange brauchen sollte, um in der deutschen Breite überhaupt wahrgenommen zu werden. Ihm zugeführt hatte mich Anfang der Neunziger die Übersetzerin des Essays, deren Eltern aus einer der niederländischen Kolonien stammen.

Und mit diesem Aufsatz hatte er mich tatsächlich Madame Bovary anders lesen lassen. Ja, es könnte gelingen.

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