Doch, den Abstecher war das Bad im metertief kristallklaren, hellgrünen Wasser von Bondi Beach und Cogee allemal wert, aber als wir anschließend von der Ostküste quer durch die 6-Millionen-Stadt mußten, habe ich ganz schön geflucht. Für die fünfzig Kilometer, bis wir landeinwärts die letzten Schlafstädte und Gewerbegebiete hinter uns hatten, brauchten wir fast 3 Stunden! Die Vermieterin der Hütte in den Blue Mountains tröstete, das sei keine Ausnahme, sondern jeden Tag so.
Umso paradiesischer die Ruhe um die abgelegene Hütte mitten im Wald. Ich bin so froh, daß wir uns für unsere letzten Tage auf dieser Reise hierhin zurückgezogen haben. Wir genießen auch hier die Gnade der späten Saison. Es sind nicht viele Touristen unterwegs. Nicht einmal bei den spektakulären Echofelsen von Katoomba, einem verschlafenen Kleinstädtchen mit traumhaften Wohnlagen und mindestens zwei Gesichtern, steht ein Reisebus. Dafür kommen wir mit einem aus dem Libanon eingewanderten Motorradfahrer ins Gespräch, der seiner Sissy die Gegend zeigt.
Für ihre Lage auf der Kante eines Felsens mitten im Wald ist die Hütte sehr hell; große Fenster, die Holztäfelung nicht aus nachgedunkelter Fichte wie in einer verräucherten Sauna, sondern in einem lichten Hellgrau frisch gestrichen, schlichte Möblierung in unaufdringlichem Landhausstil (Rustic spirit kein unpassend gewählter Name), aber es ist alles da, was wir brauchen. Auf dem Eßtisch stehen bei unserem späten Eintreffen schon frische Brötchen für das erste Frühstück, frische Milch im Kühlschrank, und das australische Lieblingsmuesli. Neben dem Kaminofen fertig gespaltene Brennholzscheite. (Nicht vergessen, der Herbst kündigt sich spürbar an.) Im Bad gleich am Panoramafenster in den dichten Wald (am nächsten Morgen erst einmal in dichten Nebel gehüllt) steht eine große Doppelwanne, im Wohnraum die Giebelseite zur Veranda über dem Felsabhang ist ganz aus Glas.
Als ich draußen das Känguru fürs Abendessen grille, bekomme ich bei Einbruch der Dunkelheit gleich am ersten Abend Besuch von zwei Possums. Gemächlich wie Koalas erklettern sie die Brüstung und entern in aller Gemütsruhe die Körnerschaukel mit dem Vogelfutter. Vor dem Einschlafen höre ich sie noch einmal auf die Dielen der Veranda plumpsen. Ansonsten nur Zikadenschrillen.
Am Morgen die ersten Vögel auf der Futterschaukel: Rotbrauenfinken (Neochmia temporalis). Später ein Papageienschwarm (Lathamus discolor), und lautlos im Nebelwald ein Leierschwanz-Weibchen (Menura novaehollandiae).
Ich hätte Wochen bleiben können.
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