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Freitag, 29. Juni 2012
Zurück in der infamen Wirklichkeit
Zurück aus Finnland, tritt mir die Wirklichkeit wieder in ihrer ganzen Häßlichkeit entgegen. Da hat sich in der Zwischenzeit in Deutschland ein Reaktionär, der sich für einen Schriftsteller hält, tatsächlich in einem öffentlichen Plädoyer für die Strafverfolgung von zu Blasphemien erklärten Äußerungen von Schriftstellern ausgesprochen. Nachdem ihm die lauen Christen Deutschlands längst viel zu lasch sind und er ihre religiöse Toleranz als Indifferenz diffarmiert hat, entblödet sich Mosebach in “Vom Wert des Verbietens” (Frankfurter Rundschau, 18.6.12) nicht, zu formulieren, mit glaubensstrengen Moslems sei endlich “wieder Musik in die Sache gekommen.” Attentate gegen Karikaturisten, Hinrichtung von Übersetzern - ein Hetzredner wie Mosebach hat nichts dagegen und bekennt freimütig, er sei unfähig, sich “zu empören, wenn in ihrem Glauben beleidigte Muslime blasphemischen Künstlern – wenn wir sie einmal so nennen wollen – einen gewaltigen Schrecken einjagen”. Das ist eine bewußte und darum umso niederträchtigere Verharmlosung religiösen Terrors, wie ihn bekanntlich nicht nur fanatische Moslems, sondern auch die christlichen Taliban aus Mosebachs alleinseligmachender katholischer Kirche jahrhundertelang praktizierten. Ich hoffe sehr, daß eine ironische Abfuhr wie die von Ingo Schulze in derselben Zeitung (25.6.12) reicht, um derartige Attacken wie die von Mosebach unschädlich zu machen. Sicher bin ich mir allerdings nicht.

Gefährlicher noch für die demokratischen Grundlagen Deutschlands und anderer europäischer Staaten scheinen derzeit die Maßnahmen zu sein, mit denen gerade die Regierung Merkel ebenso wie viele weitere Regierungen von EU-Ländern unter dem Decknamen verschiedener “Schutzschirme” die demokratische Kontrolle ihrer Finanzmaßnahmen aushebeln wollen. Schon einmal in diesem Monat hat das Bundesverfassungsgericht in einem Urteil zu einer diesbezüglichen Verfassungsklage festgestellt, daß die Regierung mit ihrer Nicht-Informationspolitik das Parlament umgangen und mißachtet hat. Was jetzt an Bestimmungen in den unterzeichneten Entwurf für den “Vertrag zur Einrichtung des Europäischen Stabilitätsmechanismus” (ESM) eingefügt wurde, soll eine Finanzinstitution für die Euro-Mitgliedsstaaten schaffen, die von jeglicher Kontrolle und Mitsprachemöglichkeit etwa so exemt ist wie der Papst. SPD und Grüne spielen natürlich wieder einmal mit, und bei der traditionellen Unwirksamkeit außerparlamentarischer Opposition in Deutschland muß man wohl wieder einmal allein auf das unabhängige Urteil des Bundesverfassungsgerichts hoffen, das die Fraktion der Linken wohl nach Durchwinken des Fiskalpakts im Bundestag anrufen wird.
In diesem Video werden einige der neuralgischen Punkte herausgehoben:




Fußnote: Und zu allem Überfluß hat sich die deutsche Nationalelf einmal mehr von römisch abgezockten Italienern aus einem Turnier und der Bahn werfen lassen. "Sohn einer Terroristen-Hure", hat Materazzi damals zweimal zu Zidane gesagt.

Auf jeden Fall weiß man jetzt, wo Gomez die Anregung zu seiner geeligen Frisur herhat:

(via: everyday_i_show)

Aus der Verbrecherdatei der Sydneyer Polizei. Da hatten sie damals übrigens einen bemerkenswerten Fotografen.


Ach, wie schön war Helsinki!

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