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Sonntag, 4. April 2010
Ratzl I. - Täter zu Opfern machen

Obwohl ihre Hirten neuerdings wieder verfolgt werden durch einen “gewaltsamen und konzentrierten Angriff gegen die Kirche, den Papst und alle Gläubigen seitens der gesamten Welt”, läßt die alleinseligmachende Kirche heute barmherzig die (Oster-)glocken läuten, und Ratzl spendet der Stadt und dem Erdkreis (und seinem Hausprediger Cantalamessa) seinen Segen.

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Frage: Gibt es irgendeine Institution der halbweg westlichen Welt, in der Kinderschänder weiterbeschäftigt werden? Mir ist ehrlich gesagt keine bekannt. Überall sonstwo wäre das ein Entlassgrund und das sehr zurecht. Nicht nur weiterbeschäftigt: Vertuscht noch dazu. Irre.
Und der Ratz weiß um das Ausmaß. Er war lange genug zuständig dafür und würde er alles offenlegen: Es wäre ein Erdbeben sondergleichen. Glaub ich.

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Wenn man sich die Geschichte der katholischen Kirche so ansieht, bekommt man den Eindruck, sie sei ziemlich erdbebenfest, oder? Aber die Erosion scheint sich neuerdings zu beschleunigen. Letzte Woche wurde in ihrer reichsten Erzdiözese, im "hillije Kölle", eine Repräsentativumfrage durchgeführt, und nach dem Ergebnis im Kölner Stadt-Anzeiger halten 2 von 3 Kölnern die katholische Kirche mittlerweile für unglaubwürdig. 3 von 4 Befragten sehen einen Zusammenhang zwischen Kindesmissbrauch und Zölibat, und nur 1 von 5 glaubt, daß die Kirche selbst zur Aufklärung der Verbrechen beitragen wird.
In der Politik wäre dieses Ergebnis ein klares "abgewählt, tschüß!" (sofern es sich nicht um die FDP handelt).

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Durchaus ein Glaubwürdigkeitsproblem, das umso mehr die Leute und Instititutionen trifft, die darauf angewiesen sind. 3 von 4 Kölnern irren aber, wenn sie der Meinung sind, das hänge mit dem Zölibat zusammen. Mitnichten. Katholische Priester sind als Sexualstraftäter nicht auffälliger als Maurer oder Bäcker. Sie dürfen nur länger "rummachen", weil es der Arbeitgeber zulässt. Kein Wunder, dass sich dann nach 50 Jahren Amtszeit auf einmal 80 Opfer melden.
Es besteht aber kein Zusammenhang zwischen sexueller Gewalt und Zölibat. Ersteres gibt es auch jenseits von zweiterem und es gibt auch genug Leute, die zweiteres leben ohne auf ersteres zu verfallen. Es ist lediglich so, dass der "Priesterjob" eher zu Vergewaltigung einlädt als jetzt das Fließband bei Daimler. Die Motorhaube einer S-Klasse ist für (potentielle) Vergewaltiger eher mäßig interessant. Neben der katholischen Kirche kommen auch noch ganz andere Kombattanten in Frage: Heimerziehung, Kindergärten, Ärzte, Bundeswehr, Polizei und viele andere. Überall da, wo es Hierarchie und Machtverhältnisse gibt.
Nur: Die katholische Kirche dürfte einmalig darin sein, die Vorfälle jahrzehntelang vertuschen zu wollen (und das auch getan zu haben).

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Nochmal zum Zölibat
Ich gebe Ihnen völlig recht, wenn Sie schreiben, daß es wohl generell ein bestimmter Typ von Institutionen oder eine intitutionalisierte Struktur von hierarchischer Machtverteilung ist, die das psychische oder/und körperliche Vergewaltigen von Abhängigen fördert. Das Stichwort Odenwaldschule allein reicht, um das zu begründen, weitere Beispiele haben Sie genannt. Ich möchte sogar noch weiter gehen und behaupten, auch im Vertuschen solcher Schweinereien steht die katholische Kirche nicht allein. Denken wir nur mal an die Art und Weise, wie die Bundeswehr mit dem Bekanntwerden von zumindest folterähnlichen Schikanen und Ritualen in ihren Reihen umgegangen ist, und was in so manchem Burschenschaftskeller vor sich gehen mag, möchte ich lieber gar nicht wissen.
Nur in einem Punkt Ihres Kommentars bin ich mir nicht sicher, ob ich mich nicht doch lieber den 3 von 4 Kölnern anschließen möchte. Ich bin weiß Gott kein Experte, was zölibatäre Verhältnisse angeht, aber einen jungen Mann im vollen Saft seiner frühen Jahre und mit dauerhaft anhaltendem Hormonstau sollte man in manchen Situationen vorsichtshalber nicht bloß metaphorisch mit einer geladenen Kanone gleichsetzen.

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