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Samstag, 2. Juni 2012
Kata Tjuta


Es wird langsam Zeit, von dieser Gegend Abschied zu nehmen, in der das Herz des Kontinents Australien langsam, aber doch wahrnehmbar pulsiert. Der Uluru, sichtlich gegliedert in Fasern und Stränge, läßt sich vielleicht als der offen auf dem Land zutage liegende, rote Herzmuskel betrachten. Auch wenn man kein Naturmystiker sein will, wird man, wenn man vor ihm steht, die Empfindung nicht los: das ist ein magischer Berg. Mehr will ich dazu nicht sagen.
Keine fünfzig Kilometer von ihm entfernt liegt ein weiterer Bergstock aus recht ähnlichem Gestein, das in der gleichen kambrischen Periode des Erdaltertums sedimentierte wie das vom Uluru. Erst viel später wurde das Land zwischen ihnen von anderen Ablagerungen zugedeckt; darunter sind Uluru und Kata Tjuta miteinander verbunden. Der Name für das Massiv stammt aus der Sprache der umwohnenden Anangu (“Mensch”, dann “Eingeborener”) und bedeutet “viele Köpfe”. Drei Dutzend sind es, das Gestein hier wurde also von der Erosion viel stärker bearbeitet und zergliedert als am Ayers Rock. Gleichzeitig erhebt es sich höher über die Umgebung. Der höchste Kopf, Mount Olga, ist über 1000 Meter hoch und ragt mehr als 500 Meter über der Ebene auf. Auf seinem Gipfel ringelt sich während der feuchteren Jahreszeit die mythische Regenbogenschlange, die hier Wanambi heißt, in einem Wasserloch zusammen. In der Trockenzeit kommt sie herab in das Wasserloch am Fuß des Berges, im Endeffekt um die Entnahme von kostbarem Wasser zu kontrollieren, denn ihre Anwesenheit wirkt auf nicht initiierte Anangu bedrohlich und abschreckend.



The Pitjantara-Anangus “belief was that the earth was traversed in the dream-time by ancestral beings who had supernatural energy and power. These beings were biologically different from contemporary man, some being a synthesis of man and animal, plant, or forces such as fire or water. The travels of these dream-time heroes formed the topography of the land, and their energies remained on earth, embodied in the tracks they followed, or in special sites or landmarks where important events had taken place. Contemporary man receives part of these energies through a complex association with and duty towards these places. – The connection between the dream-time, the country, and the traditional caretakers of country is manifested in the complex ceremonies that are performed by clan members. Some are increase ceremonies, ensuring the continued and plentiful existence of plants and animals and maintaining the ecological welfare of the landscape (indeed of the world).”
(R. Davidson: Tracks)

Mindestens so beeindruckend wie die vermeintliche Anwesenheit der Regenbogenschlange sind die Berge selbst in ihrer schroffen Nacktheit. Wenn sie es nicht wegen ihrer eisenoxydhaltigen oberen Patinakruste täten, könnten sie allein auf Grund der Sonnenhitze, die sie tagsüber in sich aufnehmen, tiefrot strahlen wie die glühenden Stäbe einer Heizsonne, und ähnlich fühlt es sich auch an, wenn man zwischen ihren steilen Seitenwänden wandert. Man kann eigentlich gar nicht so viel Flüssigkeit mitnehmen, wie einem Hitze und Sonne beim Gehen aus dem Leib dörren. Ich mache dazu bald die gleiche Beobachtung wie Robyn Davidson auf ihrem Marsch durch die Wüste. Sie steht in ziemlichem Gegensatz zu der in den letzten Jahren von Medizinern in ihren stets angenehm klimatisierten Sprechzimmern mantragleich wiederholten Parole “viel trinken”: je mehr ich unterwegs trinke, umso mehr schwitze ich. Also trinke ich nur das Nötigste, um nicht zu dehydrieren. Davidson: “The other thing I learnt was not to drink during the day. I would have four or five mugs of tea in the morning, maybe a short drink (half a cup) at midday, and then nothing until I camped at night, when I would quaff down eight or nine cups of liquid. – When the sun and the dry air suck gallons of sweat out of you during the day, the more you drink the more thirsty you become.”
So wandern wir also mit nur zwei Wasserflaschen tagsüber zwischen den heißen Backofenwänden zum Beispiel ins Valley of the Winds oder andere Täler und lassen zur Abendstunde erquickendes Nass aus der Kühlbox im Landcruiser in uns gluckern. Angesichts des Schauspiels, das dabei direkt vor uns abläuft, sollte eigentlich wenigstens eine Flasche Cava dabei sein wie damals am Erg Chebbi in der marokkanischen Sahara oder ein gut gekühlter Pinot gris aus Neuseeland. Aber auch allein das, was die untergehende Sonne da auf den Bergwänden entfacht, kann einen trunken machen. Und um das Maß mehr als voll zu machen, geht auch noch ein voller Mond genau über ihnen auf.







"They glowed orange, then red, then iridescent pink, then purple, then turned into a black cut-out against glowing moonlight." - So war es wohl damals, und genau so war es jetzt, an diesem Abend.

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