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Montag, 14. Juni 2010
O Mann, war das schön!
Eine deutsche Mannschaft, die durch Spiel so überlegen zum Erfolg kommt. Wie lange habe ich so etwas nicht mehr gesehen? Der Auftritt gestern läßt doch fast an die Netzertruppe der frühen Siebziger denken. Gute Kondition und Physis, taktische Disziplin, gut einstudierte Spielzüge, das alles kennen wir ja, aber gestern abend kamen auch noch feine Ballbehandlung, exzellente Schußtechnik und überhaupt technische Fähigkeiten zum Zungenschnalzen, Spielfreude, Kreativität (!) und eine fast elegante Leichtfüßigkeit hinzu, die alle so hart erarbeitet sein müssen, daß man es ihnen nicht mehr ansieht. Frei nach meinem Lieblingssatz des fliegenfischenden Vaters in Norman Macleans Erzählung A River Runs Through It:
“All good things come by grace and grace comes by art and art does not come easy.”
Meine Achtung vor Löw als Bundestrainer steigt. Er könnte es vielleicht fertigbringen, das altdeutsche hierarchische System der um sich beißenden Kahns und Ballacks endlich vergessen zu machen und durch ein viel moderneres und sympathischeres zu ersetzen. Es hat Freude gemacht, die unbekümmerten jungen Burschen, die Özils und Cacaus, die Lahms und die Müllers spielen zu sehen. Bitte weiter so!

Ausländische Beobachter sehen das ganz ähnlich. “Ist eine deutsche Nationalmannschaft jemals spielerisch überzeugender in ein Turnier gestartet?”, fragt die NZZ und spricht von “fabelhaftem Fußball”. “Australien hatte dem deutschen Angriffswirbel nichts entgegenzusetzen. Hier traf unbeschwerte Leichtigkeit auf bleierne Schwere.” Der österreichische Kurier schreibt: “präsentierte sich die Löw-Elf in der Folge ruhig, ideenreich, ballsicher und voller Spielfreude. Tugenden für die der dreimalige Weltmeister bis jetzt nicht unbedingt bekannt war. Bis jetzt. – Fast hatte es den Anschein, als würde sich der Ausfall des "Capitano" zu einer "glücklichen Fügung" umkehren. Die jungen Offensivkräfte wirkten befreit, fast schon enthemmt. Die sonst defensiv exzellent organisierten Socceroos verkamen oft zu staunenden Statisten.”
Und wer ein bißchen Schwedisch versteht, sollte sich mal die Leserkommentare in der führenden schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter zu Gemüte führen.
Selbst der australische Daily Telegraph konzediert den “Germans an effortless victory against a Socceroos side made to look second-rate for the entire 90 minutes... ragged by an athletic and far superior German team.”
In den Niederlanden fiel das Echo erwartungsgemäß verknautschter aus, immerhin werden die Australier von einem Niederländer trainiert: “Deutsche walzten Australien nieder”, titelte De Telegraaf und schickte einen Artikel mit der Schlagzeile hinterher: 'Oranje klaar voor wereldtitel'.

Neulich gab es doch schon einen ähnlich unbeschwert fröhlichen Auftritt einer Vertreterin unserer Kükengeneration. Sollten wir als Eltern nicht völlig versagt haben?

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