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Mittwoch, 12. Mai 2010
Zwischenmeldung von Interpol
Ob man die Finanzkrisen in Griechenland und Island miteinander vergleichen kann, weiß ich nicht; aber während derzeit alle Welt auf Griechenland blickt, sieht es in Island, das momentan mehr durch echte Asche von sich reden macht, so aus, als wollten Eva Joly und Sonderermittler Ólafur Hauksson Ernst machen mit ihrer Ankündigung, die wahren Schuldigen am Zusammenbruch der isländischen Banken dingfest zu machen und ihrer Verurteilung zuzuführen.
Vor kurzem nahm die isländische Polizei “zwei ehemalige Direktoren der pleitegegangenen Kaupthing-Bank fest, denen Unterschlagung, Dokumentenfälschung und die Manipulation von Aktienkursen durch Scheingeschäfte vorgeworfen wird. Ihnen drohen Gefängnisstrafen von bis zu acht Jahren. Den ersten Verhaftungen werden wohl noch andere folgen: Sowohl weitere Kaupthing-Chefs, die Leiter der beiden anderen Pleitebanken Landsbanki und Glitnir und mehrere Großindustrielle stehen auf Haukssons schwarzer Liste... Drei Minister, drei Zentralbankchefs und der Leiter der Finanzaufsicht riskieren, vor ein Sondergericht gestellt zu werden”, berichtete Hannes Gamillschegg letzen Samstag in der Stuttgarter Zeitung.
Gestern reichten die Konkursverwalter der Glitnir-Bank beim New York State Supreme Court offiziell Klage wegen Betrugs im großen Stil gegen den Mitbegründer und ehemaligen Hauptanteilseigner Jón Ásgeir Jóhannesson, seine Frau Ingibjörg Pálmadóttir, seinen ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Lárus Welding und weitere leitende Köpfe der Bank ein. Ihnen wird vorgeworfen, mittels ungedeckter Kredite nicht weniger als 2 Milliarden Dollar durch die Bank in die eigenen Taschen geschleust zu haben. Gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers wurde wegen Verletzung der Sorgfaltspflicht, Verschleierung und Fahrlässigkeit ebenfalls Klage erhoben. (Das New Yorker Gericht ist zuständig, weil Glitnir das Geld damals teilweise durch den Verkauf von Schuldverschreibungen in den USA beschafft hatte.) Am gleichen Tag erwirkten die Konkursverwalter vor einem Gericht in London, wo Jón Ásgeir und etliche weitere der isländischen Wirtschaftskriminellen nach wie vor ein recht komfortables Leben führen, eine Anordnung, daß sein weltweit verstreutes Vermögen überall eingefroren werden soll.
Und ebenfalls gestern schrieb Interpol auf Antrag des isländischen Sonderermittlers mit internationalem Haftbefehl den ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden der Kaupþing-Bank, Sigurður Einarsson, wegen Aktenfälschung und Betrugs zur Fahndung und Festnahme aus. Der erklärte an seinem Londoner Wohnsitz, er denke nicht daran, der Vorladung nach Island Folge zu leisten, und vertraue auf die Respektierung seiner Menschenrechte in Großbritannien. - Of all places. Man sollte doch meinen, daß die wegen des Icesave-Skandals auf Isländer so wütenden Briten ihn als erste hoppsnehmen.
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