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Mittwoch, 10. Juni 2009
Ein Fest auf dem Lande oder Der 50. Geburtstag
Es ist Sommer. Der warme Windhauch fächelt jeden Zweifel mit sich fort: Es ist Sommer. Auch wenn das Fest zu A‘s 50. Geburtstag nicht im Park von Schloß B‘rode stattfindet, sondern aus alter Tradition in denselben kühl-dunklen hohen Räumen wie jedes Fest dort, nur die meisten Gäste noch ein bißchen bescheuerter sind als früher, weil vom Gutsherrn und Geburtstagskind diesmal nicht nur der für‘s Europaparlament kandidierende Bruder, sondern zum Beispiel auch die ebenso bornierten wie strunzdoofen Brüder und Schwestern aus dem Lion‘s Club eingeladen wurden.
“Ich bin eine deutsche Steuerberaterin”, sagt eine von ihnen beim Essen und meint damit hinreichend zu begründen, weshalb sie gegen zu viel Sprachunterricht in der Schule, “Multikulti” und das Untertiteln von Spielfilmen im Fernsehen ist. “Lassen Sie uns keine Grundsatzdiskussion anfangen”, antwortet sie auf meine Entgegnung. “So genau wollen wir‘s doch gar nicht wissen. Es interessiert Sie doch auch nicht wirklich, was ich hier alles über unsere letzte Clubfahrt an die Mosel verzapfe.” In der Tat. Es interessiert nicht die Bohne, lasse ich sie stehen und verlasse mit der Herzogin die hohe Halle.
Über die Freitreppe gehen wir hinab in den kiesbestreuten Vorhof mit dem plätschernden barocken Springbrunnen, überschreiten auf steinerner Brücke den Wassergraben (in dem gerade wegen Sauerstoffmangels alle Fische verreckt bauchoben treiben) und ambulieren durch das offene Hoftor hinaus in die samtige Abendluft über den Feldern, wo das taktfeste Gestampfe zu Schlagern und Diskohits eines Dorf-DJ‘s endlich verklingt.
Wir nehmen einen sandigen Feldweg, der sanft ansteigend zwischen Weizen und verblühtem Raps zum Höhenzug hinaufführt. Irgendwann schließt sich der Rainbewuchs mit rankenden Heckenrosen zum Dach, und wir wandern in dem dämmerigen Tunnel bis zum Waldrand. Dort treten wir hinaus auf ein Feld und blicken zurück über das in Abenddunst gebettete Schloß. Von hier oben sieht es fast friedlich aus.
Im Wald hinter uns ruft ein Kuckuck nach seiner Abendfütterung. Ich zähle mit: Ein-, zwei-, dreimal; wie im Märchen. - Hm, drei Jahre noch? Das wäre aber nicht viel.
Gehen wir aus dem Märchenwald vielleicht doch lieber zurück ins Gruselkabinett dieser landadeligen Schranzen von der ganz dummen Provenienz, sagt die Herzogin zu mir. O, must I, Miss Sophie, frage ich mit Leidensmiene zurück. Yes, Mr Pommeroy, sagt sie zu mir. Du weißt ja, daß es doch ein paar Anständige und Gescheite unter den Gästen gibt. Stecknadeln im Heuhaufen, sage ich.
“Ich bin eine deutsche Steuerberaterin”, sagt eine von ihnen beim Essen und meint damit hinreichend zu begründen, weshalb sie gegen zu viel Sprachunterricht in der Schule, “Multikulti” und das Untertiteln von Spielfilmen im Fernsehen ist. “Lassen Sie uns keine Grundsatzdiskussion anfangen”, antwortet sie auf meine Entgegnung. “So genau wollen wir‘s doch gar nicht wissen. Es interessiert Sie doch auch nicht wirklich, was ich hier alles über unsere letzte Clubfahrt an die Mosel verzapfe.” In der Tat. Es interessiert nicht die Bohne, lasse ich sie stehen und verlasse mit der Herzogin die hohe Halle.
Über die Freitreppe gehen wir hinab in den kiesbestreuten Vorhof mit dem plätschernden barocken Springbrunnen, überschreiten auf steinerner Brücke den Wassergraben (in dem gerade wegen Sauerstoffmangels alle Fische verreckt bauchoben treiben) und ambulieren durch das offene Hoftor hinaus in die samtige Abendluft über den Feldern, wo das taktfeste Gestampfe zu Schlagern und Diskohits eines Dorf-DJ‘s endlich verklingt.
Wir nehmen einen sandigen Feldweg, der sanft ansteigend zwischen Weizen und verblühtem Raps zum Höhenzug hinaufführt. Irgendwann schließt sich der Rainbewuchs mit rankenden Heckenrosen zum Dach, und wir wandern in dem dämmerigen Tunnel bis zum Waldrand. Dort treten wir hinaus auf ein Feld und blicken zurück über das in Abenddunst gebettete Schloß. Von hier oben sieht es fast friedlich aus.
Im Wald hinter uns ruft ein Kuckuck nach seiner Abendfütterung. Ich zähle mit: Ein-, zwei-, dreimal; wie im Märchen. - Hm, drei Jahre noch? Das wäre aber nicht viel.
Gehen wir aus dem Märchenwald vielleicht doch lieber zurück ins Gruselkabinett dieser landadeligen Schranzen von der ganz dummen Provenienz, sagt die Herzogin zu mir. O, must I, Miss Sophie, frage ich mit Leidensmiene zurück. Yes, Mr Pommeroy, sagt sie zu mir. Du weißt ja, daß es doch ein paar Anständige und Gescheite unter den Gästen gibt. Stecknadeln im Heuhaufen, sage ich.
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