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Samstag, 30. Mai 2009
Die Gondeln von Bled
“Österreich 1974. Es waren wolkenlose Tage. Ich verbrachte jede Nacht in einer anderen Alpenhütte und hatte Würstchen und Bier zum Abendessen. Die Berghänge standen in Blüte: Enzian und Edelweiß, Akelei und Türkenbund. Die Kiefernwälder lagen blaugrün im Sonnenlicht, und auf den Geröllhalden lagen noch Schneestreifen.” (Bruce Chatwin: Traumpfade)

Vor die paradiesische Stille hat Gott natürlich seinen Erzengel mit dem verchromt in der Sonne blitzenden Plastikschwert der Souvenirstände plaziert. Und das touristische Fegefeuer von Bled. Der Ort liegt genau in dem Dreieck, das von den beiden Quellflüssen der Save und dem Blejsko jezero, einem zwei Kilometer langen und halb so breiten See in einer grünen Talwanne, gebildet wird. Selbstverständlich ist der von Bergen natürlich geschützte Ort inmitten wildreicher Wälder mit fruchtbaren Böden und Kupfervorkommen in der Erde seit Urzeiten besiedelt und der 140 Meter hohe Felsen an seinem Nordufer vielleicht schon seit der Völkerwanderungszeit befestigt. Jedenfalls fanden die Bischöfe von Brixen, die das Land kurz nach dem Jahr 1000 in ihre Herrschaft übernahmen, dort oben bereits eine Turmfestung vor. Seitdem haben es sich Mächtige des Habsburgerreichs von den Auerspergs bis zum Arktisreisenden von Payer dort gutgehen lassen, und nach dem Krieg belegte auch Marschall Tito eine Villa für sich mit Beschlag. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts erlangte Bled zunehmend Anerkennung und Bedeutung als Luftkur- und Badeort. Heute kuren dort, wie es scheint, Tausende und promenieren am asphaltierten und von Hotels und Pensionen und Casinos gesäumten Seeufer entlang und füttern die Enten und lassen sich mit einer Pletna zur “Wunschglocke” in der Marienkirche auf der kleinen Insel im See rudern. Ein Ort also, an dem die Gondeln wegen grausamer touristischer Verschandelung Trauer tragen müßten.

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