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Mittwoch, 3. Juni 2009
homo migrans
“Wir sahen eine Schar von Frauen und Kindern, die vom Sammeln zurückkamen. Die Babys schwangen in den Falten der Kleider ihrer Mütter friedlich hin und her. 'Man hört sie nie schreien', sagte Marian, 'solange die Mutter in Bewegung ist.' - 'Und wenn Babys es nicht ertragen, still zu liegen', sagte ich, 'wie sollen wir dann später seßhaft werden?'” (B.C.: Traumpfade, 1987)

“Die Evolution hat uns zu Reisenden bestimmt.
Wir verfügen alle über Adrenalin... Jeder Gefahr beraubt, erfinden wir uns künstliche Feinde, sobald wir in unserem Zimmer allein gelassen werden. - Am besten wandert man.

Neue Moden, neue Speisen, neue Lieben, neue Landschaften. Wir brauchen sie wie die Luft, die wir atmen. Ohne Veränderung verkümmert unser Hirn und unser Körper. Der Mensch, der ruhig in seinem verdunkelten Zimmer sitzt, hat die besten Aussichten, von Halluzinationen und Selbstbeobachtung gequält zu werden und dem Wahnsinn anheim zu fallen.
Drogen sind Vehikel für Menschen, die vergessen haben, was Wandern ist.”
(B.C.: Es ist eine nomadische Nomadenwelt, 1970)

“Daß der Mensch eine wandernde Spezies ist, wird meines Erachtens durch ein Experiment bestätigt, das in der Tavistock-Klinik in London durchgeführt und von Dr. John Bowlby in seinem Buch ‘Attachment and Loss‘ beschrieben wurde.
Jedes normale Baby schreit, wenn es allein gelassen wird; um es zu besänftigen, nimmt die Mutter es am besten in die Arme und wiegt es oder ‘wandert‘ mit ihm herum, bis es wieder zufrieden ist. Bowlby bastelte eine Maschine, die den Gang einer Mutter, das Tempo und die Bewegungen perfekt imitierte. Er stellte fest, daß das Baby, vorausgesetzt, es war gesund, satt und hatte es warm, sofort zu schreien aufhörte. ‘Die ideale Bewegung‘, schrieb er, ‘ist eine vertikale, mit einer Verschiebung von zwei Zentimetern.‘ Langsames Wiegen, zum Beispiel dreißigmal pro Minute, hatte keine Wirkung: aber wenn man das Tempo auf fünfzigmal und mehr steigerte, hörte jedes Baby mit dem Schreien auf und blieb dann fast immer still.
Tagaus, tagein - ein Baby kann vom Wandern nicht genug bekommen. Und wenn Babys instinktiv danach verlangen, daß mit ihnen gegangen wird, dann mußte auch die Mutter in der afrikanischen Savanne wandern... -
Den Buschmännern, die riesige Entfernungen in der Kalahari-Wüste zurücklegen, ist der Gedanke an das Überleben der Seele in einer anderen Welt fremd. ‘Wenn wir sterben, sterben wir‘, sagen sie. ‘Der Wind verweht unsere Fußspuren, und das ist unser Ende.‘
Träge, seßhafte Völker wie die alten Ägypter... projizieren die Reisen in die nächste Welt, die sie in der hiesigen nicht gemacht haben.”
(B.C.: Traumpfade, 1987)

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