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Sonntag, 8. März 2009
Erstens kommt es anders...


Also ich möchte mich ja durchaus als einen Freund des Windes bezeichnen. Ich mag es, wenn sich etwas regt, wenn Wind das Gras durchkämmt, die Blätter rascheln und auch rauschen läßt, die Welt atmet. Aber ein stürmischer Nordwind im winterlichen Nordatlantik kann ein ganz schöner Schmerz im Gesäß sein. Jedenfalls wenn man seine wojwodinische Herzogin zum Flughäfchen bringen muß, weil ihre einzige Urlaubswoche leider schon herum ist, und draußen ein Nordweststurm mit 20m/s den trockenen Schnee gleich wolkenweise durch die Gegend peitscht. Ergebnis ist dann schon mal ein Whiteout der besonders kurzsichtigen Art: oben weiß, unten weiß, vorne, hinten und zu allen Seiten weiß, und zwar unmittelbar jenseits der Scheiben. Besonders unangenehm ist daran beim Autofahren, daß man wegen fehlender Kontraste und Sicht zum Beispiel nicht mehr unterscheiden kann, ob die Straße vor einem normal verschneit oder für die kleinen Rädchen am Yaris tückisch hoch verweht ist. (Man merkt‘s dann daran, daß der Wagen auf einmal zu schwimmen anfängt.) Oder daß man eigentlich gar nicht mehr sehen kann, ob die Straße überhaupt noch vor einem liegt oder bereits einen Knick gemacht hat, denn die gelben Plastiklatten, die die Seitenränder markieren sollen, sind auch nicht zu sehen. So tastet man sich denn wie ein Schneeblinder langsam voran, zugleich bemüht, nicht zu langsam zu werden, um in einer dieser verd... Schneeverwehungen stecken zu bleiben. Aber die Leute von der Straßenwacht hatten am Telefon schließlich gemeint, doch, eigentlich sollte die Straße auch für PKW noch befahrbar sein. Eigentlich. Noch. Na dann.
So eine Fahrt durch undurchdringlich wirbelndes Weiß, das unablässig auf einen zu und um einen herum schießt, dauert subjektiv um ein Erkleckliches länger, als wenn man beim Fahren etwas von der Landschaft sieht. Aber alles hängt nur vom Wind ab. Du kommst aus deinem Tal, biegst in ein anderes, dessen Seiten ihn etwas besser abhalten, und das Schneeflimmern in deinem Film ist wie abgeschnitten. Der Wind hat den gefallenen Schnee sogar von der Fahrbahn gefegt und nur blankes Eis zurückgelassen. (Na klar hat hier im Winter jedes Auto Spikes in den Reifen. Wie sollte man sonst irgendwohin kommen?) Du siehst die Straße als dunkles Band klar vor dir, du siehst die wenigen kahlen Bäume, meist eingeführte sibirische Lärchen, du siehst schwarz die steilen Klippenbänder in den weißen Felsen und Bergen, du siehst eine ganze Landschaft, gestochen, wie mit der Kaltnadel radiert. In der Ferne erkennst du sogar schon den Turm des kleinen Flughafens. Und du fragst dich, durch welchen (eingebildeten?) Spuk du eigentlich die letzte Stunde gefahren bist.

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