Die Abkommandierung zur Reserve war nur der erste Schritt der „Lemuren”, also der Machthaber in Gestapo, SS und den Stäben der Wehrmacht, die Jünger (ganz zu recht) im Verdacht hatten, Mitwisser des Stauffenberg-Kreises und des Anschlags vom 20. Juli zu sein. „Ende 1943 erfährt Jünger erstmals von den Attentatsplänen”, schreibt sein Biograph Paul Noack.
Im Tagebuch heißt es danach unter dem 20. Oktober 1944: „Beim Generalkommando erfuhr ich, daß meine Entlassung verfügt worden ist. Man scheint in Berlin sogar Eile gehabt zu haben, sich meiner auf diese Weise zu entledigen”.
Am Neujahrstag ‘45 hörte sich Jünger Hitlers Ansprache im Radio an, „tief eingemauert in den Geist des Hasses und der kainitischen Anschauung. Schrecklich ist dieses Absinken in immer lichtlosere Räume, die meteorische Entfernung aus der Heilssphäre. Ununterbrochen muß Zerstörung aus diesen Klüften wachsen, Feuer aus ihnen hervorbrechen.
Wir nähern uns dem innersten Wirbel des Malstroms, dem fast gewissen Tod. Ich muß mich daher bereithalten, innerlich rüsten, hinüberzutreten auf die andere, leuchtende Seite des Seins, und zwar nicht unfrei, gezwungen, sondern mit innerer Zustimmung, mit ruhiger Erwartung vorm dunklen Tor."
Nach etlichen Bombennächten dann der für Jünger persönlich härteste Schlag: „Ernstel ist tot, gefallen, mein gutes Kind, schon seit dem 29. November des vorigen Jahres tot! Gestern, am 11. Januar 1945, abends kurz nach sieben Uhr kam die Nachricht.”
„Der Schmerz ist wie ein Regen, der erst in seiner Masse abläuft, dann dringt er langsam ins Erdreich ein. Der Geist erfaßt ihn nicht mit einem Mal.”
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