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Mittwoch, 7. Oktober 2015
Wie eng ist Bamberg?

„Allein es ist auch hier der Herbst nicht leer an Schätzen,
Die List und Wachsamkeit auf hohen Bergen findt.
Eh sich der Himmel zeigt und sich die Nebel setzen,
Schallt schon des Jägers Horn und weckt das Felsen-Kind;
Da setzt ein schüchtern Gems, beflügelt durch den Schrecken,
Durch den entfernten Raum gespaltner Felsen fort;
Dort eilt ein künstlich Blei nach schwer gehörnten Böcken,
Hier flieht ein leichtes Reh, es schwankt und sinket dort.
Der Hunde lauter Kampf, des Erztes tödlich Knallen
Tönt durch das krumme Tal und macht den Wald erschallen.

Elende! rühmet nur den Rauch in großen Städten,
Wo Bosheit und Verrat im Schmuck der Tugend gehn,
Die Pracht, die euch umringt, schließt euch in güldne Ketten,
Erdrückt den, der sie trägt, und ist nur andern schön.”

Da muß Albrecht von Haller wohl in München angekommen sein. Und es blieb nur noch die Flucht gen Norden. Man weiß ja, wo sie im Fall von Hallers vorläufig endete.
Unsere erste Raststation diesseits der Alpen war hingegen Bamberg. Wo das Bier vorzüglich mundet. „Himmel! welch ein Bier!”, kann man nur mit Jean Paul einstimmen.

„... Und tausend Wunder täglich dort geschehen.
Umlagert sieht man dort von Kranken stehen
Den Fürsten, der da heilet auf der Stelle.
Er spricht: »Steht auf und geht!« und flink und schnelle
Sieht man die Lahmen selbst von hinnen gehen...

Ein Jüngling naht, von Wassersucht getrieben,
Und fleht: »Hilf, Wundertäter, meinem Leibe.«
Und segnend spricht der Fürst: »Geh hin und schreibe!«

In Bamberg und in Würzburg machts Spektakel,
Die Handlung Göbhardts rufet laut: »Mirakel!« -
Neun Dramen hat der Jüngling schon geschrieben”,

spottete Heine in einem nachgelesenen Gedicht auf Bamberg und wußte sicher ganz genau, daß sich „der dortigen Gnaden Quelle” aus hellem, dunklen und Rauchbier speist, dem „Bamberger Herzblut”, wie die Stadtwerbung noch heute preist. In der Tat habe ich noch nirgendwo so viele Menschen mit offenen Bierflaschen in den Händen durch eine Stadt flanieren gesehen wie in Bamberg, mindestens so viele wie man in Kreuzberg und Neukölln mit Bionade und Club-Mate herumlaufen sieht. Überhaupt machte Bamberg einen ganz gemütlichen Eindruck, aber das fürstbischöflich-gegenreformatorische Rokokogeschnörkel an manchen Fassaden, wie z.B. die Maskerade am Turm des Alten Rathauses, ist schon sehr scheußlich. Ob es erlaubt ist, aus der Enge, in der die alten Häuschen aneinandergedrängt stehen, auf eine andere Enge zu schließen? E.T.A. Hoffmann jedenfalls war um seine „Lehr- und Marterjahre” als Theaterdekorationsmaler dortselbst bestimmt nicht zu beneiden.

Klingt vielleicht ein wenig gemein, aber ich kann mir nicht helfen: Aus irgendwelchen Gründen sehe ich in Perücke und Prälatenstola unten immer Merkels treuesten Pudel unseren Kanzleramtsminister vor mir.

Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn (1655-1729)

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