Montag, 16. März 2015
Abstrakt? - Im Gegenteil.
In der Morgendämmerung kommt der Sturm aus Südost fauchend angesprungen wie ein schwarzer Panther. Er schüttelt die Bäume und läßt sie hin und her peitschen, als wären sie Grasbüschel. Er reißt dem Land das weiße Leichentuch vom fahlgelben Gesicht. Noch tief im Haus spüre ich seine Böen auf den Trommelfellen.
Die ersten Flüsse treten über die Ufer, im Westen fällt für eine Stunde der Strom aus: Leitungen zerfetzt, Masten gekappt. Im Garten hat der Sturm einer alten Lärche einen kräftigen Arm abgerissen. Gezackt, verdreht, mit ragenden Splittern klafft die frische Wunde hell im dunklen Stumpf. Die alte Lärche bleibt nicht der einzige Baum, der ‟Federn” lassen muß in diesem Sturm, der sich zum Orkan auswächst. Laut Beaufort-Skala gelten Windgeschwindigkeiten über 33 m/s als Orkan. Hier werden in Böen gerade 45 m/s oder über 160 km/h erreicht.
Als Zahl ist das vielleicht doch abstrakt. Sobald man vor die Tür geht, spürt man die Windfaust sehr real.
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