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Donnerstag, 12. März 2015
Spätwinter, die isländische Variante

Snjór Schnee

Snjór, snjór, Schnee, Schnee.
Brímhvít mjöll. Gischtweiße Flocken.
Eins og frosin lík af ljósum Wie gefrorene Leichen von Licht,
eins og haf af hvítum rósum wie ein Meer weißer Rosen
hylur mjöllin spor þín öll. decken Flocken all deine Spuren zu.

(Steinn Steinarr)

Die Isländer sind vom Wetter vieles gewöhnt und können mit seinen Launen gut umgehen, aber nachdem es gestern selbst in der Stadt mehrere Busse von der Straße geweht hatte, brach so gut wie alles zusammen. Der gesamte Busverkehr wurde eingestellt, außerhalb der Stadtgrenzen steckten ohnehin längst Hunderte Autofahrer in Schneeverwehungen fest. Im Westen warf der Sturm einen schweren LKW samt Hänger einfach um, und dann wurden auch ganze Stadtviertel vollkommen unbefahrbar. Ein ausgerücktes Kamerateam des Fernsehens sah an einer Kreuzung, wie ein Fahrer ausstieg und begann, das Chaos tatkräftig mit klaren Anweisungen an die anderen zu organisieren, um die Kreuzung frei und den Verkehr zum Abfließen zu bringen. Ein Interview, so berichtete der Reporter, hätte der Mann abgelehnt. Er sei ein Mann des Volkes und nicht der Medien. Diese Anekdote hätte man im deutschen Fernsehen sicher nicht erwähnt. Zwei in ihrem Auto eingeschlossene Teenager, die der Reporter stattdessen befragte, meinten nur, sie hätten die Nase von diesem Winter gestrichen voll, und das ist so ziemlich einhellig der Tenor, den auch ich hier zu hören bekomme. Anläßlich dieses neuerlichen Winterüberfalls haben die Meteorologen einmal nachgezählt: Seit Anfang November sind nicht weniger als 37 ausgewachsene atlantische Sturmtiefs über die Insel gefegt, und es hat den ganzen Winter über nie mehr als 3 ruhige Tage in Folge gegeben. Stabile Kaltluftsysteme über Kanada und Sibirien schicken ein Sturmtief nach dem anderen Richtung Island, und der Winter ist noch lange nicht vorbei, auch wenn sich allmählich die Frühjahrstagundnachtgleiche ankündigt.

Und wer hat seinen Spaß in diesen weißen Stürmen? Die Raben.
Ihnen gefällt es hier, im Sommer wie im Winter. Der Überlieferung zufolge sind sie womöglich die eigentlichen Entdecker der Insel. Jedenfalls steht unbezweifelbar fest, daß Vögel Island lange vor den Menschen gefunden und besiedelt haben. Und schließlich waren Raben den Menschen bei deren Entdeckung der Insel behilflich und zeigten ihnen den Weg.
Raben im Schneetreiben über Laugardalur

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