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Samstag, 28. März 2015
Brünhilds Eldborg
Eldborg í Hnappadal
Da ich gerade in einem Kommentar das Nibelungenlied erwähnt habe: Auf dem Photo sieht man schön deutlich einen seiner Schauplätze. Den Ringwall von Brünhilds Schildburg, auf dem einmal die Waberlohe brannte.
Na ja, einer hübsch passenden Phantasie zufolge jedenfalls. Bekanntlich ist Brünhild im Nibelungenlied die stolze Königin von Island, nur hatte der Dichter des Nibelungenlieds von Island keinerlei Vorstellung und phantasierte sich und seinen Zuhörern ein ziemlich märchenhaftes höfisches Königreich um die Burg ‟Isenstein” zusammen. Die Dichter der Eddalieder über Siegfried (Sigurd) und Brünhild im Norden dürften mehr von Island gehört haben und sich besser auskennen. Einschlägig ist besonders das Lied von der Walküre Sigrdrifa (Sigrdrífumál), die man mit Brünhild gleichsetzt. Es beginnt so:
‟Sigvrþr reiþ vp a Hindarfiall oc stefndi svþr til Fraclandz; a fiallino sa hann lios mikit, sva sem eldr brynni, oc liomaþi af til himins. Enn er hann com at, þa stoþ þar scialdborg oc vp or merki.”
In der Übersetzung von Karl Simrock: ‟Sigurd ritt hinaus nach Hindarfiall und wandte sich südwärts gen Frankenland. Auf dem Berge sah er ein großes Licht gleich als brennte ein Feuer, von dem es zum Himmel emporleuchtete. Aber wie er hinzukam, stand da eine Schildburg und oben heraus ein Banner.”

Das bis zum Himmel leuchtende Feuer kommt noch in weiteren Eddaliedern vor, einmal in Skírnismál:

Mar gefðv mer þa
þann er mic vm myrcqvan beri
visan vafrloga

Simrock übersetzt:
"Gib mir dein rasches Ross, das mich sicher
Durch die flackernde Flamme führt".
An anderer Stelle, in der nicht im Codex Regius enthaltenen Fjölsvinnsmál, behält er indes das Nomen bei und läßt den Wächter Fiölswidr fragen:
"Welch Ungethüm ists, das vor dem Eingang steht,
Die Waberlohe umwandelnd?"
Hier haben wir sie also zweimal, die seltsame ‟Waberlohe”. Snorri Sturluson erzählt nun in seiner Edda: Als Gunnar (Gunther) später mit Sigurd und Gefolge kam, um Brünhild zu freien, mußte er zur Mannesprobe durch diese Waberlohe reiten, doch da sein Pferd es nicht schaffte, ritt Sigurd in seiner Gestalt und an seiner Statt auf seinem Pferd Grani durchs Feuer.
In den 1980er Jahren haben Walter Hansen und der Fotograf Eberhard Grames eine Reise durch Island unternommen und geleitet von der falschen Annahme, daß die Eddalieder in Island entstanden seien, nach Orten gesucht, die als reale Vorbilder für topographische Angaben in den Eddaliedern und anderen alten Texten gedient haben könnten. Grames hat tolle Fotos gemacht, und Hansen hat in ihrem Buch Asgard etliche scheinbar gut passende Zuschreibungen vorgenommen. In der Eldborg (‟Feuerburg”) im Hnappadalur meinten sie, die versteinerten Überreste und Schlacken von Brünhilds Schildburg mit der Waberlohe gefunden zu haben.
Hier hebt sie sich gerade dunkel und gut sichtbar von den noch verschneiten Bergen im Hintergrund ab. In den steilen Randwällen des Kraters nisten übrigens gern Raben.

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