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Donnerstag, 26. März 2015
The cry of the mountain-grouse.
Wo und wann hinterließ Liebe zur Natur erste literarische Spuren?

‟I could not say when I first grew to love the wild, only that I did, and that a need for it will always remain strong in me. As a child, whenever I read the word, it conjured images of wide spaces... isolated islands off Atlantic coasts.”
Sind das wirklich die Worte eines anderen?

Liebe zur Wildnis oder zumindest den Wunsch, ihr nicht zu entkommen, sondern im Gegenteil in ihr zu leben, den man für einen Spleen zivilisationsmüder Städtebürger der Moderne halten könnte, fand MacFarlane schon bei den iroschottischen Einsiedlermönchen des frühen Mittelalters. Sie hatten davon gehört, daß Glaubensbrüder im vorbildgebenden christlichen Oströmischen Reich als Eremiten in die Wüste und die Einsamkeit zogen und dort wie Simon Stylites und andere Teile ihres Lebens in völliger Askese auf einem Felsen oder einer Säule zubrachten. Denen wollten sie es in ihrem Glaubenseifer nachtun. Um Gott näher zu kommen, suchten sie die menschenleere Einsamkeit. So wurden besonders Orte, die man als ‟Lands End” bezeichnen kann, Ziele ihres Exodus und ihrer Pilgerreisen. Dazu gehören etwa der berühmte Inselfelsen Skellig Michael vor der Westküste Irlands oder Bardsey/Ynys Enlli vor dem westlichsten Zipfel von Wales, wo schon im 5. Jahrhundert Mönche ein kleines Eremitenkloster gründeten. Die Säulenheiligen im römischen Kleinasien und Syrien kamen aus der antiken Stadtkultur, der sie auf ihrer Gottsuche entflohen. Für sie war die Natur, die Wildnis ein Ort der Entsagung.
Auch die irokeltischen Mönche am Nordwestrand Europas verließen die Zivilisation und zogen so weit hinaus, wie sie konnten. Einige kamen in unglaublichen, winzigen, nur mit Leder bespannten Booten (curraghs) sogar bis nach Island. Auch sie suchten Gott in der Einsamkeit, aber sie fanden etwas anderes: Sie entdeckten die Schönheit der wilden, ungezähmten Natur, die sie umgab und der sie sich aussetzten.
Etliche von ihnen hielten Eindrücke, Momente ihres Naturerlebens in Versen fest. Der irische Einsiedlermönch Marban zum Beispiel, der im 7. Jahrhundert lebte, stimmte, von seinem ri (König) nach dem Grund für sein Leben in der Einsamkeit der Wildnis befragt, geradezu ein Hohelied auf die Natur an:

The voice of the wind against the branchy wood
Upon the deep-blue sky,
Falls of the river, the note of the swan,
Delightful music...

(Übersetzung: Kuno Meyer: Ancient Gaelic Poetry
s. auch: Kenneth Hurlstone.Jackson: A Celtic Miscellany, 1971)

Buile Shuibhne (‟Sweeneys Wahnsinn”), eine umfangreiche irische Dichtung aus dem Mittelalter, erzählt von dem Ulster-König Sweeney. Er hört, wie der Missionar Ronan mit dem Klang einer Glocke das Territorium einer neuen Kapelle für die Kirche requirieren will, läuft nackt, wie er gerade ist, dorthin, entreißt dem Geistlichen wutentbrannt dessen Psalter und schleudert ihn in einen See. Anschließend zerrt er Ronan aus der Kirche, wird aber von einem Boten unterbrochen, der Sweeney auffordert, sich dem Heer anzuschließen, das in die Schlacht von Magh Ragh/Moira zieht. (Die Schlacht fand unter Teilnahme von Tausenden von Kriegern im Juni des Jahres 637 statt.) Als Ronan das irische Heer mit einigen Helfern für den Kampf segnen will, schleudert Sweeney seine Speere auf sie, trifft einen der Helfer und Ronan selbst an der Glocke vor seiner Brust, die dadurch zerspringt. Der fromme Heilige belegt den König daraufhin mit einem zweifachen Fluch: Bei jedem scharfen Klang wie dem Zerspringen einer Glocke solle Sweeney in Wahnsinn verfallen und nackt in Gestalt eines Vogels umherirren. (Es gibt zu Sweeney in Vogelgestalt einige schöne Arbeiten des in Irland lebenden Künstlers Holger C. Lönze.) Schließlich solle Sweeney durch einen Speer fallen: ‟I pray the mighty Lord that high as went the spear-shaft into the air and among the clouds of Heaven may you go likewise even as any bird, and may the death which you have inflicted on my foster-child be that which will carry you off, to wit, death from a spear-point.”

Der Lärm der entbrennenden Schlacht läßt Sweeney in Wahnsinn verfallen, ‟and darkness, and fury, and giddiness, and frenzy, and flight, unsteadiness, restlessness, and unquiet filled him, likewise disgust with every place in which he used to be and desire for every place which he had not reached. His fingers were palsied, his feet trembled, his heart beat quick, his senses were overcome, his sight was distorted, his weapons fell naked from his hands, so that through Ronan's curse he went, like any bird of the air, in madness and imbecility... it was seldom that his feet would touch the ground because of the swiftness of his course, and when he did touch it he would not shake the dew from the top of the grass for the lightness and the nimbleness of his step.” – ‟For a long time thereafter he was (faring) throughout Ireland, visiting and searching in hard, rocky clefts and in bushy J branches of tall ivy-trees, in narrow cavities of stones, from estuary to estuary, from peak to peak, and from glen to glen.”
Anfangs stimmt er in seinen Schlafbäumen (meist immergrüne und langlebige, aber auch giftige Eiben, aus denen halluzinogene Alkaloide gewonnen wurden. Bei den Kelten galten sie als heilige Bäume, die in Verbindung mit dem Totenreich standen) die Hiobsklagen an, doch als er wieder einmal den Klang einer Kirchenglocke hört, sagt er, daß ihm der Ruf des Kuckucks in den Wäldern lieber sei.

‟From Loch Diolair of the cliff
to Derry Coluim Cille
it was not strife that I heard
from splendid, melodious swans.
The belling of the stag of the desert above the cliffs
in Siodhmuine Glinne—
there is no music on earth
in my soul but its sweetness.”

Einmal aus seinen Wahnzuständen zurückgeholt, singt Sweeney ein Loblied auf Bäume und Gehölze:

‟O holly, little sheltering one,
thou door against the wind;
o ash-tree, thou baleful one,
hand-weapon of a warrior.
O birch, smooth and blessed,
thou melodious, proud one,
delightful each entwining branch
in the top of thy crown...
Going through the ivy-trees —
I conceal it not, O warrior —
like good cast of a spear
I went with the wind.”

Ebenso preist er die Eigenschaften der Vögel und anderer Tiere des Waldes:

‟I love not the merry prattle
that men and women make:
sweeter to me is the warbling
of the blackbird in the quarter in which it is. –
water is my mead, my trees hard and bare or close-sheltering are my friends.”

Gegen Ende seines Lebens wird Sweeney der harten Umstände seine Herumirrens verständlicherweise müde, doch selbst in die alte Heimat zurückkommend verläßt ihn die Liebe zur Natur nicht:

‟Water of bright Glen Bolcain,
listening to its many birds;
its melodious, rushing streams,
its islands and its rivers.
Its sheltering holly and its hazels,
its leaves, its brambles, its acorns,
its delicious, fresh berries,
its nuts, its refreshing sloes.
The number of its packs of hounds in woods,
the bellowing of its stags,
its pure water without prohibition;
'tis not I that hated it.”

Der Mann der Kirche aber bleibt unversöhnlich: ‟At that time it was revealed to Ronan that Suibhne had recovered his reason and that he was going to his country to abide among his folk; whereupon Ronan said: ‘I entreat the noble, almighty King that that persecutor may not be able to approach the church to persecute it again as he once did, and, until his soul has parted from his body, may there be no help or relief to him from the vengeance which God inflicted on him in revenge”.
Sweeney verharrt seinerseits bis zum Ende in seiner antikirchlichen Haltung. Einmal begegnet er einem Mönch, der ihm seinen Psalter vorhält:
‟Delightful is the leaf of this book,
the psalter of holy Kevin.
Suibhne: More delightful is a leaf of my yew
in happy Glen Bolcain.”

Wie wirst du dein Leben enden, fragt ihn der Mönch. ‟Dein Schweinehirt wird mich eines frühen Morgens töten”, antwortet Sweeny. Doch gegen eine tägliche Mahlzeit erklärt er sich bereit, den Mönch wieder zu besuchen, damit der seine Geschichte aufschreiben kann. Eines Morgens durchbohrt ihn der Mann der Köchin (und Schweinehirt des Mönchs) eifersüchtig mit seinem Speer.
Sweeney stimmt sein Sterbelied an:

‟There was a time when I deemed more melodious
than the quiet converse of people,
the cooing of the turtle-dove
flitting about a pool.

There was a time when I deemed more melodious
than the sound of a little bell beside me
the warbling of the blackbird to the mountain
and the belling of the stag in a storm.

There was a time when I deemed more melodious
than the voice of a beautiful woman beside me,
to hear at dawn
the cry of the mountain-grouse.

There was a time when I deemed more melodious
the yelping of the wolves
than the voice of a cleric within
a-baaing and a-bleating”.

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