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Donnerstag, 12. Dezember 2013
gefilmt | Fortsetzung |



• Wie Hersh durch Gespräche mit Geheimdienstlern herausfand, lagen der Obama-Regierung zur Zeit des Angriffs zunächst überhaupt keine aktuellen Warnungen oder Berichte vor. Im allmorgendlichen Sicherheitsbericht an den Verteidigungsminister und den Obersten Generalstab war eine Giftgasattacke in Syrien noch drei Tage danach kein Thema. Und das, obwohl ein US-Geheimdienst (das National Reconaissance Office, NRO), wie die Washington Post am 29. August durchblicken ließ, heimlich ein System von Detektoren um die Chemiewaffenarsenale des Assad-Regimes installiert hat. Diese Sensoren würden amerikanische und israelische Geheimdienststellen alarmieren, sobald Gefechtsköpfe mit Sarin geladen würden, so Hershs Informant. In der Vergangenheit haben die Sensoren z.B. Alarm geschlagen, als die syrische Armee im letzten Dezember wohl zu Manöverzwecken in den Depots aktiv wurde. Im August blieben sie stumm.
Erst Tage, nachdem der Giftgasbeschuß schon der Öffentlichkeit bekannt war, begannen die US-Geheimdienste, nachträglich ihr Datenmaterial diesbezüglich zu durchsuchen.
Neun Tage später händigte die Regierung ausgewählten Journalisten einen Untersuchungsbericht aus, der angeblich die Verantwortlichkeit des Assad-Regimes beweisen sollte. Außerdem erweckte er den Eindruck, die US-Geheimdienste hätten die Aktivitäten der Assad-Armee die ganze Zeit über synchron überwacht.
Unerwartet erfolgte eine mehr als kritische Reaktion darauf ausgerechnet von der “Freien Syrischen Armee”, die Obama unterstützen wollte. Sie fragte höchst irritiert an, warum denn die Amerikaner ihre Verbündeten nicht rechtzeitig vor dem bevorstehenden Giftgasangriff gewarnt hätten. Fünf Tage später ruderte ein Sprecher aus dem Büro des Direktors von National Intelligence in einer Mitteilung an Associated Press zurück: Die Geheimdiensterkenntnisse hätten zum Zeitpunkt des Angriffs gar nicht vorgelegen. “Let’s be clear, the United States did not watch, in real time, as this horrible attack took place.”
Ihre vorgeblichen Detailkenntnisse über die Abläufe hatten die Geheimdienstler Protokollen über frühere Übungsverläufe des syrischen Militärs entnommen. Doch diese Agenturmeldung blieb von den Zeitungen größtenteils unbeachtet.

• Der UNO-Bericht vom 16. September, in dem die Verwendung von Sarin festgestellt wurde, wies auch darauf hin, daß die betroffenen Orte unter der Kontrolle von Rebelleneinheiten gestanden hätten. In einem Anhang zeigte er Fotos der verwendeten Geschosse. Für die New York Times waren sie der Beweis, daß die Armee Assads für den Giftgasbeschuß verantwortlich war.
Hersh befragte Theodore Postol, Professor für Technologie und Nationale Sicherheit am MIT und Pentagon-Berater, der die UN-Fotos mit Kollegen ausgewertet hat. Postol hält die Projektile für örtlich hergestellte, improvisierte Munition, die man in einer bescheiden ausgestatteten Mechanikerwerkstatt produzieren könne. Es sei unwahrscheinlich, daß die Reichweite dieser Raketen mehr als zwei Kilometer betrage.

Doch die Obama-Regierung, so Hersh, habe selektiv Erkenntnisse ignoriert, die ihre einseitige Schuldzuweisung in Frage hätten stellen müssen.
Schon im Mai habe sie von der CIA alarmierende Berichte erhalten, denen zufolge nicht nur al-Nusra, sondern auch al-Qaida im Irak (AQI) in der Lage sei, Sarin herzustellen. Mitte des Sommers habe ein Dokument namentlich und ausführlich auf Ziyaad Tariq Ahmed hingewiesen, einen Chemiewaffenspezialisten der ehemaligen irakischen Armee, der nach Syrien eingereist sei und sich in Ost-Ghouta, dem Ort des späteren Giftgasanschlags, aufhalte.
Als der Oberste Generalstab der US-Armee alle Eventualitäten für einen bereits in Planung befindlichen Militärschlag der Amerikaner untersuchen ließ, wurde er von der CIA und dem militärischen Geheimdienst Defense Intelligence Agency auf die Möglichkeit hingewiesen, daß US-Truppen damit rechnen müßten, in Syrien von Rebellengruppen mit Sarin angegriffen zu werden.
Der Obama-Regierung war also längst bekannt, daß auch die Gegner Assads die Kapazität besaßen, das in Ghouta verschossene Nervengas zu produzieren, doch noch als Reaktion auf den UNO-Bericht ließ sie ihre Botschafterin bei der UNO erklären:
“It is very important to note that only the [Assad] regime possesses sarin, and we have no evidence that the opposition possesses sarin.”

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