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Sonntag, 24. November 2013
Die Zukunft wird warm, aber nicht unbedingt heiter

Passend zum siebten (Wochen-)tag der Schöpfung, an dem nach Vorschrift uralter Ladenschlußgesetze alles ruhen sollte, hier nun die Wetteraussichten des Weltklimarats für die nächsten hundert bis tausend Jahre als mein frommes Wort zum Sonntag.

Eins steht auch für die Zukunft bereits fest: Da sich der Ausstoß von Treibhausgasen weltweit nicht verringert hat, werden sich die mittlerweile festgestellten Veränderungen des globalen Klimas fortsetzen bzw. noch verstärken.
“Fortgesetzter Ausstoß von Treibhausgasen wird weitere Erwärmung und Änderungen in sämtlichen Komponenten des Klimasystems zur Folge haben. Den Klimawandel zu begrenzen, erfordert eine massive und dauerhafte Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen.”
Die meisten Folgen des Klimawandels würden sich sogar noch fortsetzen, wenn der CO2-Ausstoß gestoppt würde. Ein großer Teil der vom Menschen durch CO2-Emissionen verursachten Klimaveränderungen wie die globale Erderwärmung ist schon jetzt für Jahrhunderte unumkehrbar (sofern man der Atmosphäre nicht für einen längeren Zeitraum netto CO2 entziehen könnte). Je nach Szenario werden 15-40% des freigesetzten Kohlendioxids für länger als 1000 Jahre in der Atmosphäre verbleiben.

Um die weiteren Folgen des Klimawandels möglichst schon jetzt absehbar zu machen, wurden im Auftrag des IPCC vier modellhafte Szenarien für mögliche zukünftige Veränderungen des Klimasystems auf der Erde entworfen. Um sie in Meßdaten bezifferbar zu machen, hat der Weltklimarat das Maß des Strahlungsantriebs (radiative forcing) eingeführt. Es soll die Verhältniszahl zwischen der elektromagnetischen Energie, die die Erde aufnimmt, und der, die sie in den Weltraum abstrahlt, darstellen. Gemessen wird sie in Watt pro Quadratmeter (W/m²). In einer ausgeglichenen Strahlungsbilanz tendierte das Verhältnis von Strahlungsaufnahme und -abgabe natürlich gegen Null. Für das Jahr 2005 bspw. konnte aber berechnet werden, daß die Erde 0,85 W/m² mehr Energie aufnahm, als sie ins All abstrahlte.
Die CO2-Konzentration des Jahres 2007 von ca. 380 ppm resultierte zusammen mit den anderen Treibhausgasen schon in einem Strahlungsantrieb von 2,6 W/m².
“Dieser Strahlungsantrieb führt zu einer globalen Erwärmung von 2 °C, wenn mit dem wahrscheinlichsten Wert für die Klimasensitivität von 3 °C gerechnet wird. Jedoch erreicht die Erwärmung erst nach Jahrzehnten bis Jahrhunderten ihr Maximum, da das Klima wegen der hohen Wärmekapazität der Wassermassen der Weltmeere sehr träge reagiert.” (Wikipedia-Artikel: “Klimasensitivität”)
Das konservativste Szenario des IPCC legt den für 2007 errechneten Strahlungsantrieb von 2,6 W/m² zu Grunde. Die anderen Szenarien nehmen eine weitere Zunahme der Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre an und simulieren einen Strahlungsantrieb von 4,5 W/m², 6 W/m² respektive 8,5 W/m².

• Nach allen Modellen über dem konservativsten des bereits erreichten Strahlungsantriebs wird die Durchschnittstemperatur auf der Erde am Ende des 21. Jahrhunderts um mindestens 1,5° C höher liegen als im Vergleichszeitraum von 1850-1900, nach den beiden Modellen mit dem größten Strahlungsantrieb wird er “wahrscheinlich” mehr als 2° betragen und sich auch im 22. Jahrhundert noch fortsetzen.

• Im Vergleich zum Zeitraum 1986-2005 dürften die Temperaturen von 2016-25 um 0,3° - 0,7° steigen, in der Zeit von 2081-2100 nach dem konservativsten Modell um 0,3°-1,7°, nach den beiden mittleren Szenarien um 2,6°-3,1°, und nach dem extremen Modell um bis zu 4,8°.

• Die Arktis wird sich dabei schneller aufheizen als der Rest der Erdoberfläche, und die Temperaturen über Land werden schneller steigen als die über den Ozeanen. Die größte Meereserwärmung wird für die Tropen und für die subtropischen Meeresgebiete der nördlichen Hemisphäre erwartet. Sie dürfte zum Ende des Jahrhunderts bis zu 100m Wassertiefe je nach Modell zwischen 0,6° bis zu 2° betragen, in einer Tiefe bis zu 1000m 0,6°. Die Erwärmung wird sich in größere Tiefen fortsetzen und die Wasserzirkulation beeinflussen.
Es ist “sehr wahrscheinlich”, daß sich der Golfstrom im Lauf des 21. Jahrhunderts abschwächen wird, aber “sehr unwahrscheinlich”, daß er völlig zum Erliegen kommt.
Das Eis der Arktis wird ebenso “sehr wahrscheinlich” weiter abnehmen wie das weltweite Volumen der Gletscher. Abgesehen von der Peripherie der Antarktis könnte die Ausdehnung der Gletscher nach dem konservativsten Szenario bis zum Ende des Jahrhunderts weltweit um mehr als die Hälfte (55%), nach dem Extremmodell um bis zu 85% schwinden. Die Regionen mit Permafrostboden werden von 37% bis zu 81% kleiner werden. Nach dem Modell des größten Strahlungsantriebs könnte die Arktis “wahrscheinlich” schon um die Mitte des Jahrhunderts zum Herbstäquinoktium weitgehend eisfrei sein.

Nach sämtlichen Szenarien wird der Meeresspiegel weiter steigen (virtually certain). Und zwar nach dem konservativsten Modell zum Jahrhundertende um bis zu einen halben Meter, im Extremfall um fast einen Meter.
Bei einem Strahlungsantrieb, der einer CO2-Konzentration zwischen 700 und 1500 ppm entspricht, könnte dem äußersten Szenario zufolge der Anstieg des Meeresspiegels sogar bis zu 3 Meter betragen.
Steigt die Erderwärmung kontinuierlich in einem Bereich zwischen einem und vier Grad wird mit “großer Sicherheit” (high confidence) im Verlauf der nächsten 1000 Jahre das grönländische Inlandeis fast vollständig schmelzen. Daraus resultierte noch einmal ein Anstieg des Meeresspiegels um bis zu 7 Meter.

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