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Sonntag, 29. Dezember 2013
Tiefe Beruhigung

“Schau dir die See an. – Wie sind die Wogen?”
“Aus Blei.”
“Und die Sonne?”
“Keine. – Es ist grau. – Hellschwarz, allüberall.”
“Du übertreibst.”

Wieder eins der der Menschheit noch verbleibenden Jahre neigt sich dem Ende zu. Wir werden auch im nächsten weiter fleißig an dem Ast sägen, auf dem wir sitzen. Fukushima strahlt. Nur weiter so, schafft zwei, drei, viele Fukushimas!
Und noch viele ergebnislose “Weltklimagipfel”, und industriellen Fraß, der uns krank macht, und Wasser, das uns vergiftet.
“Réconfort cependant, et profond apaisement de penser que l’homme... disparaîtra” (Foucault, Les mots et les choses).
“Trost indes und tiefe Beruhigung, zu denken, daß der Mensch... verschwinden wird.”
Er wird, so wie die Aussichten heute sind, einmal eine Episode, ein mißratenes Experiment der Evolution gewesen sein.



Die Sterne beäugen uns schon argwöhnisch bis zornig. Man werfe in klarer Winternacht nur einen Blick hinauf zu Beteigeuze, dem Roten Überriesen in der kalten Schulter des Orion. Mit wütend gerötetem Auge funkelt er zu uns herab wie ein kalter Diamant. Er ist sechshundertsechzigmal so groß wie unsere Sonne, in unserem Sonnensystem würde sein Umfang bis an die Umlaufbahn des Jupiter reichen, und er wird sich nach Erkenntnissen der Astronomen relativ bald zu einer Supernova aufblähen und zerplatzen. Vielleicht ist er auch schon explodiert, oder es zerreißt ihn vielleicht heute oder morgen. Das würden, so es sie denn bis dahin noch geben sollte, unsere Nachfahren in etwa 600 Jahren erfahren. So lange braucht das Licht von diesem Stern, bis es bei uns eintrifft.

Zeit also, noch einmal zu den Büchern zu gehen. Ich trete ans Regal, greife:
“Fini, c’est fini, ça va finir, ça va peut-être finir”, sind die ersten Worte.
“Schluß damit, es wird Zeit, daß es endet”, die nächsten. “Und doch zögere ich... zu enden.”
“Alles ist was?”
“In einem Wort? – Aus! Pause. Na? Zufrieden?”
“Schau dir die See an.”

Doch dann wird’s hoffnungsvoller: “Ich habe einen Verrückten gekannt, der glaubte, das Ende der Welt sei gekommen. – Ich besuchte ihn manchmal in der Anstalt.”
Leider gibt es nicht nur den einen Verrückten: “Sie sind auf der Erde, dagegen gibt es kein Mittel! – Was erhoffen Sie eigentlich? Daß die Erde im Frühling wieder erwacht? Daß Meer und Flüsse wieder fischreich werden? Daß es noch Manna im Himmel gebe, für Idioten wie Sie?”
Nein. Endspiel. Beckett. 1957.
Guten Rutsch!

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