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Sonntag, 5. August 2012
Behaagliches II: Tribunale, Strafanstalten

VIRTUTIS EST DOMARE QUAE CUNCTI PARVENT

“Es ist eine Tugend, die zu züchtigen, die die Gesamtheit fürchtet”



Ich halte es nicht für einen Zufall, daß etliche der internationalen Gerichtshöfe und Strafeinrichtungen in der Hauptstadt der Niederlande, in Den Haag, eingerichtet wurden: Der Internationale Gerichtshof, der Internationale Strafgerichtshof, das Exjugoslawien-Tribunal, das Libanon-Tribunal. Die Niederländer pflegen schließlich eine lange Tradition des Strafens und Erziehens.
Um ihre Mentalität als Nation herauszuarbeiten (früher hätte man von “Volkscharakter” gesprochen, sofern es so etwas überhaupt gibt, was sich mit guten Gründen bezweifeln läßt), beginnt Simon Schama seine Studie ausgerechnet, aber nicht von ungefähr mit einer Schilderung des Amsterdamer Tugthuis, des Zuchthauses.
Darin wurde seit 1595 an Delinquenten eine frühe, speziell holländische Form des heutzutage bei amerikanischen CIA-Folterern so beliebten Waterboarding praktiziert. Man flutete die Zelle eines Gefangenen im Keller, in der eine Handpumpe installiert war, und ließ dem Insassen die Wahl, jämmerlich zu ersaufen oder zu pumpen, bis ein “wahrer” Holländer aus ihm wurde, denn worin bewies sich der Holländer, wenn nicht im unermüdlichen Abpumpen von Wasser.
Anschließend durfte der umzuerziehende Sträfling im Obergeschoß seine restliche Haftzeit damit verbringen, sich von einem unordentlichen Kriminellen zu einem nützlichen Glied der Gesellschaft zu wandeln, indem er Tag für Tag Rotholz aus Brasilien zu Färbepulver für die Textilmanufakturen sägte und raspelte. Dabei mußte er sich von Besuchern begaffen lassen wie ein Affe im Käfig, denn gemäß der herrschenden kalvinistischen Moral sollte auch öffentliche Scham der Besserung dienen. Und wenn man nebenher noch ein kleines Sümmchen daran verdiente, war das den bigotten Frömmlern im Magistrat nicht unwillkommen. So wurden denn im 17. und 18. Jahrhundert das Rasphuis und die entsprechende Einrichtung für Frauen, das Spinhuis, fest ins Amsterdamer Sightseeingprogramm aufgenommen und Scharen von Touristen gegen Eintrittsgeld zum Begaffen der Häftlinge geführt.
Nach dem Abbruch des stark veralteten Zuchthauses 1892 errichtete die Stadt an seiner Stelle – ein Schwimmbad.


Nachtrag:
Fast könnte man den Abbruch des Rasphuis bedauern, denn gerade derzeit wüßte ich so manchen, dem ich gern ein paar Stunden kräftiges Pumpen bei hohem Wasserstand verordnen würde, angefangen bei Signore Monti, dem antidemokratischen Vollzieher (vulgo “Technokrat”) vom Bilderberg, und dann weiter mit anderen selbsternannten “Euro-Rettern” wie Gabriel und Schäuble, bei dem man allerdings fairerweise den Wasserstand etwas senken müßte.
Was hat der Monti jetzt öffentlich erklärt? Die europäischen Regierungen sollten sich nicht von den Parlamenten behindern lassen und hätten die “Pflicht, das Parlament zu erziehen.” – Allein für diese Äußerungen hätte er mindestens acht Stunden Wasserpumpen verdient, aber am Ende wird man ihm in Aachen genauso den Karlspreis um den Hals hängen wie Schäuble, Trichet, Merkel, Juncker und - vor zehn Jahren - dem Euro selbst!

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Die Protestanten
haben Sie nun aber klar und deutlich in die Pumppflicht genommen, auch wenn einige Katholiken darunter sein dürften. Bei denen fällt das dann unter Aufklärung, und die sei schließlich aus einem protestantischen Samen hervorgegangen, wie so mancher dieser Unaufgeklärten glauben dürfte. Das Ganze firmiert dann vermutlich unter fruchtbarer Ökumene. Oder besser furchtbar?

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Ökumene
ist unfruchtbar, sagt der Papst und ist eo ipso unfehlbar. Bei mir ginge christliche Ökumene nach Maßgabe eines Spruchs meines selig-, ungläubigen Vaters: Alle in 1 Sack gesteckt und mit 'nem Knüppel draufgehauen, und du kannst keinen Falschen treffen.

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