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Montag, 21. März 2011
Der Cicerone

So, der Mond rundete sich wieder, wir sind schon einen Monat hier; darum auf zu neuen Unternehmungen, meine Damen und Herrn! Höchste Zeit, daß wir die Hauptstadt Heiligkreuz einmal verlassen und etwas mehr von der Insel in Augenschein nehmen. Zu unserem Cicerone, so hießen die Fremdenführer mit Ahnung damals, haben wir uns einen vielversprechenden jungen Mann auserkoren, noch keine dreißig Jahre alt und im Begriff, zur Reise seines Lebens aufzubrechen. Seine Mutter trug den Mädchennamen Colomb, und ihn selbst hat man später einen zweiten Kolumbus genannt, persönlich bezeichnete er sich nach einem Studium u.a. in Göttingen früh als “Nomade zwischen den Wissenschaften”, alles Referenzen, die ihn uns wärmstens empfahlen. Er selbst führte sich bei uns mit den folgenden Worten ein:

“Von früher Jugend auf lebte in mir der sehnliche Wunsch, ferne, von Europäern wenig besuchte Länder bereisen zu dürfen... Dinge, die wir nur aus den lebendigen Schilderungen der Reisenden kennen, haben ganz besonderen Reiz für uns; Genüsse, die uns nicht erreichbar sind, scheinen uns weit lockender, als was sich uns im engen Kreise des bürgerlichen Lebens bietet.”

Genug, junger Mann, das genügt. Sie sind engagiert.
“Im März 1799 wurde ich dem Hofe von Aranjuez vorgestellt. Der König nahm mich äußerst wohlwollend auf”, vollendete er noch, nicht ohne Stolz.
Vom Ersten Staatssekretär hatte er einen Paß erhalten, der ihm volle Reisefreiheit in allen spanischen Besitzungen gewährte und ihn ermächtigte, überall Beobachtungen und Messungen vorzunehmen und Proben zu sammeln, “die ich zur Förderung der Wissenschaft gut finde. Nie hat die spanische Regierung einem Fremden größeres Vertrauen bewiesen. - Und wir sind niemals einer Spur von Mißtrauen begegnet, haben uns nie über menschliche Ungerechtigkeit zu beklagen gehabt.” Und das alles, obwohl Spanien sich damals im Weltkrieg mit England befand.

“Der Augenblick, wo man zum erstenmal von Europa scheidet, hat etwas Ergreifendes. Getrennt von den Wesen, an denen unser Herz hängt, im Begriff, gleichsam den Schritt in ein neues Leben zu tun, ziehen wir uns unwillkürlich in uns selbst zusammen, und über uns kommt ein Gefühl des Alleinseins, wie wir es nie empfunden.
Wir brauchten zur Überfahrt von Coruña nach den Kanarien dreizehn Tage.
Am 19. morgens sahen wir den Berggipfel Naga, aber der Pic von Teneriffa blieb fortwährend unsichtbar. Das Land trat nur undeutlich hervor, ein dicker Nebel verwischte alle Umrisse. Als wir uns der Reede von Santa Cruz näherten, bemerkten wir, daß der Nebel, vom Winde getrieben, auf uns zukam. Das Meer war sehr unruhig, wie fast immer in diesen Strichen. Wir warfen Anker. Aber eben, da man anfing den Platz zu salutieren, zerstreute sich der Nebel völlig, und da erschien der Pic des Teide in einem freien Stück über den Wolken.”



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Ist das
lediglich eine Ahnung: Haben Sie von der niederländischen Küste endgültig Abschied genommen und sind in wärmere Gefilde übergewechselt?

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Schön wär's!
Aber leider nein. Eine solche Freudenbotschaft hätte ich auch wohl kaum für mich behalten können. Ich bin nur vorübergehend auf Teneriffa, und das ist auch völlig in Ordnung so. Zwar gefällt mir die Art des Umgangs, den die Spanier hier pflegen sehr; sie sind meist auf eine sehr freundliche Art verbindlich, und viel lockerer, als ich erwartet hatte, aber nie distanzlos oder gar zudringlich; doch Santa Cruz ist keine schöne Stadt und Teneriffa insgesamt viel zu dicht be- und zersiedelt, um auf Dauer eine Insel für mich zu sein.

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