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Dienstag, 1. März 2011
Nuestra Señora de Africa



Die Spanier sind keine Langschläfer. Wenn sie “mañana” sagen, meinen sie damit verbreiteten Vorurteilen entgegen nicht “frühestens morgen”, sondern “früh am morgen”. Nur die Ladenbesitzer lassen es später angehen, aber sie müssen auch bis spät in den Abend geöffnet halten. Darum sind die Ladengitter hier frühmorgens noch geschlossen, wenn auf dem Markt längst das tägliche Treiben eingesetzt hat. Bis zum Mittag wollen all die frischen Produkte von den Feldern, aus den Obstplantagen, den Backöfen und aus dem Meer verkauft sein, dann schließen sich hier die Gitter.

Wie es sich in einem gut katholischen Land gehört, steht gleich neben den Ständen die Marktkirche Unserer lieben Frau von Afrika, und so heißt auch der Markt, obwohl er von vielen einfach La Recova genannt wird. Christliches (Kirche) und Islamisches ((Nord-)Afrika), Abendland und Orient, beides mischt sich perfekt auf diesem Markt, weshalb sein Name glücklich gewählt ist. Von außen ist er gebaut wie eine Karawanserei, eine zweigeschossige, geschlossene Vierflügelanlage, im schattigen Inneren unter halb offenen Kolonnaden die Läden wie in einem Basar; aber keiner wie in den Suks auf dem gegenüberliegenden afrikanischen Festland. Zwar geht es rege und sehr lebendig zu, und man braucht auch nicht Wörter wie “antiseptisch” oder “steril” zu bemühen, aber es herrscht kein marokkanisches Geschmuddel, sondern Stände und Gänge sind sauber und frei von Abfall und Dreck, und vor allem wird man niemals bequatscht oder gar so übergriffig betatscht, wie es in den Suks von Fes und Marrakesch gang und gäbe ist. Natürlich ist der Markt hier an Größe überhaupt nicht mit den dortigen Ausmaßen zu vergleichen, vor allem fehlen die herrlichen Gewürzstände, Wollfärber und anderen Handwerker – das hier ist eine kleine Insel im Westmeer –, aber das Angebot an frischem Obst und Gemüse ist reichhaltig und das an Fisch und allem, was sonst noch Eßbares aus dem Meer kommt, wunderbar frisch. Die großen, ungetrübt klaren Augen der Alfonsiños (Kaiserbarsche) scheinen einen noch fast anzugucken, und Langostinos von einem so nussigen Biß habe ich bisher nirgends gegessen. Vor den Muränen, lebhaft Leopardengelb auf Dunkel gefleckt, habe ich noch Respekt, obwohl sie seit Stunden tot sein müssen. Aber diese Zähne und die gemein starrenden Augen! Ich gehöre nicht zu den Kannibalen, die am liebsten essen, was ihnen am meisten angst macht. Wie die Kanzlerin.
Abtritt Dr. plag. zu Guttenberg. Und das hier wirkt - obwohl angeblich "differrenziert, anschaulich, kritisch" - inzwischen von der Geschichte auch schon ein wenig überholt, wie vielleicht der ganze Stand. "Auf­rich­tig, selbst­be­wusst, un­be­quem – das sind die Mar­ken­zei­chen..." von Garl Deodor-Ant zu G., schreibt seine Standesgenossin A.von B., standesgemäß Redakteurin der Bild-Zeitung. Noch ein Buch, das keiner zu lesen braucht.

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