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Donnerstag, 7. November 2013
"Tristeza de los caminos". Novemberstimmung, trotzig

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Mittwoch, 6. November 2013
Pilze, Wein und Schnüffelwut *

Spätestens seit dem Sturm letzte Woche läßt sich nicht mehr so tun, als hätten wir noch nicht wirklich Herbst. Doch haben wir, wirklich. Und zwar von der richtig ungemütlich nass-zugigen Sorte, and there is more to come, verspricht uns der Wetterbericht. Licht ist nicht mehr, höchstens noch dunkelgrau gedimmtes. Aber bitte, es ist November. Da darf es herbstlich herb sein. Doch dann steht es einem auch zu, unter den Wolken, die sich in Dauerinkontinenz entleeren, an die schönen Tage des anbrechenden Herbstes zurückzudenken, als man sich noch bei mildem Sonnenschein in die Wälder schlagen und schon kurze Zeit später mit wundervoll duftenden, frischen Steinpilzen wieder aus dem grünen Waldesdunkel hervorkommen konnte.
Fehlte nur noch ein passender Wein dazu. Doch wozu befanden wir uns damals noch im sonnigen Weinland Slowenien? Allerdings hatten unsere gelegentlichen Bekanntschaften mit einheimischen Rebensäften, und als solche möchte ich sie vorsätzlich bezeichnen, Gaumen und Geschmacksnerven nicht gerade in Begeisterung versetzt. Nichts gegen einfache Landweine, aber weder der weiße Malvasier noch der rote Refošk, die beiden verbreitetsten Rebsorten an der slowenisch-istrischen Küste, waren uns als wirklich leckere Weine vorgesetzt worden. Von den importierten, sogenannten internationalen Sorten ganz zu schweigen. Schon mal einen Chardonnay getrunken, der fast metallisch mineralisch schmeckt? Nun ist Chardonnay in der Regel sowieso nicht mein Fall, aber slowenischer schon gar nicht. (Ein Kellermeister in Neuseeland hat mich bei einer Verköstigung mal im ABC-Club willkommen geheißen. ABC-Club? “Well, All But Chardonnay.”) Experimentierfreude und Diversifizierung in Ehren, aber irgendwie sollten Boden und Rebsorte schon zusammenpassen. Blieb also nichts anderes übrig, als sich von den verschiedenen Hafenschänken doch einmal landeinwärts auf die Suche nach Weingütern und Kellereien zu begeben. “Es gibt schlimmere Schicksale”, meinte die Herzogin und stieg, in das ihre ergeben, in den nächsten Bus.

Slowenien ist ein vergleichsweise kleines Land, etwa so groß wie Sachsen-Anhalt, und hat gerade mal zwei Millionen Einwohner, aber es ist ein schon in der Antike gerühmtes Weinland und produziert heute eine Million Hektoliter Wein jährlich. Auch damit gehört es keineswegs zu den Großen unter den Weinländern, aber immerhin werden 70 Prozent davon als Qualitätswein eingestuft, und weit mehr als 70 Prozent werden im Land selbst getrunken. Kein Wunder, daß man slowenische Weine im Ausland ziemlich suchen muß.
Es gibt drei gesetzlich ausgewiesene Anbaugebiete: Podravje (das Drautal rund um Maribor), Posavje an der Save und die Küstenregion von der Grenze zum italienischen Friaul bis nach Istrien hinein. In dieser Region Primorska dominieren Refošk, Malvazija und Rebula, aber es gibt auch anderes zu entdecken.
Der größte Erzeuger an der Küste ist die ehemalige Winzergenossenschaft Vina Koper. Entsprechend der hohen Sonneneinstrahlung an der Küste produziert sie vor allem Rotweine, die mit modernsten Methoden, aber auch in Eichenfässern ausgebaut werden. Seit der Unabhängigkeit Sloweniens hat man in der Vina Koper konsequent auf Qualitätssteigerung gesetzt und damit Beachtliches erreicht, zugleich aber die Bedürfnisse des lokalen Markts nicht vergessen, und so bietet das Gut seine Weine heute, sortenrein oder als Cuvées, in mehreren Produktreihen an, vom einfachen Refošk-Tafelwein bis hin zu Spitzengewächsen unter dem Etikett Capo d’Istria. In der toskanischen Landgütern nachempfundenen Kellerei aus den Fünfzigern läßt sich bestens die Qualitätsleiter hinauf probieren. Das Restaurant ist übrigens auch nicht zu verachten. Als ich mich über den Merlot der Capris-Linie, dem Robert Gorjak in seinem Wine Guide Slovenia 4 Sterne und das Prädikat “excellent” verliehen hat, und einige andere leckere Tröpfchen zum Capo d’Istria Shiraz hochgeschlürft hatte, glaubte ich schon, für diesmal fündig geworden zu sein; doch dann schlug die nette Dame, die uns die Weine des Hauses kredenzte, vor, wir sollten doch einmal einen ihrer Cuvées probieren, der könnte uns schmecken. Und in der Tat, das, was der Kellermeister da aus je einem Drittel Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und einem Spritzer Refošk miteinander verschnitten hat, ist in der Tat ein “Edler Roter”, auf Slowenisch ein Plemenito rdeče, auf den das Weingut m.E. stolz sein kann. Er weist eine Ausgewogenheit und Komplexität auf, die geradezu als Legitimierung für die Assemblage verschiedener Rebsorten einstehen könnte, wenn sie denn erforderlich wäre. Ich will jetzt nicht weiter so tun, als würde ich etwas von Wein verstehen und mit den oft schrägen vergleichenden Adjektiven von Weinkritikern um mich werfen. An dem Abend auf der Terrasse über dem Golf von Triest schmeckte der Plemenito rdeče zu den frisch zubereiteten Steinpilzen einfach perfekt. Ja, er duftet und schmeckt nach Waldbeeren und würzig, ohne schwer zu sein, durch die Reifung in Barriquefässern hat er dafür den für meinen Geschmack genau richtigen Zuwachs an Tanninen erhalten, ohne auf der Zunge je pelzig zu werden. Ich freue mich schon auf unseren nächsten Besuch in Piran und die paar Flaschen von diesem schönen Rotwein, die wir da eingelagert haben.

Wenn das in D’land so weitergeht, können wir uns auch überlegen, statt eines etwaigen Rückumzugs über den Rhein lieber gleich ganz über die Alpen ans Mittelmeer umzusiedeln. Die Bereitschaft, sich von den Friedrichs, Bosbachs, Uhls und Oppermanns der nächsten großen Koalition komplett aushorchen und überwachen zu lassen, sinkt jedenfalls mit jedem Tag und jeder neuen bekannt werdenden Maßnahme.
Nach außen haben sie für ein paar Tage gespielter Entrüstung maulhurerisch so getan, als wollten sie nach dem angezapften Merkel-Handy endlich etwas gegen die umfassende Ausspähung von Politikern in unserem Land tun, aber für jeden Normalbürger leiten sie in den Koalitionsverhandlungen schon wieder genau das Gegenteil in die Wege:
“CDU und CSU drängen im Rahmen der Koalitionsverhandlungen mit der SPD in der Arbeitsgruppe Inneres auf eine deutliche Verschärfung und Ausweitung der Internetüberwachung: Innenexperten der Union schwebt dazu eine "Ausleitung" des Datenverkehrs an "Netzknoten" vor, wie sie etwa der zentrale Austauschpunkt DE-CIX in Frankfurt oder kleinere Zusammenschaltungspunkte einzelner Provider sowie weiterer Internetkonzerne darstellen. Dies erklärte der Vorsitzende der Dienstleistungsgesellschaft ver.di, Frank Bsirske, unter Berufung auf ein umfassendes Forderungspapier der konservativen Innenpolitiker gegenüber heise online [3.11.13]. Insgesamt würde die Maßnahme eine Überwachung des gesamten Netzverkehrs im Stile der NSA und ihres britischen Partners GCHQ zulassen... Die Wunschliste der Union enthält dem Vernehmen nach andere Punkte wie die Nutzung der Mautdaten zur Strafverfolgung, die Ausdehnung der Videoüberwachung oder die Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung, die vielen bereits als prinzipiell beschlossene Sache erscheint.” – Und so weiter und so fort. Natürlich wurde erstmal bestritten und abgewiegelt. Heute erhebt Friedrich, den man offenbar schon seit längerem mit den falschen Pilzen füttert, die Forderung nach einer Auswertung der vom Mautsystem gesammelten Daten schon öffentlich, und der Rest folgt mit Sicherheit auch noch. Sie werden keine Ruhe geben, bis sie in den Überwachungszentralen mehr über uns wissen als wir selbst.

[* Aus dem Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm: Wut, vom Althochdeutschen wuot stammend und verwandt mit Altnordisch ōðr 'besessen, rasend, heftig' und Angelsächsisch wōd 'besessen, rasend, tollwütig']

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Samstag, 2. November 2013
Das Licht nach dem Sturm | ohne Worte

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Dienstag, 29. Oktober 2013
Belebendes Ausfegen am Sandstrand

Der Miniaturenmaler der Delfter Kachel hat schon richtig dargestellt, was dem allgemeinen Kaufmanns- und Biedermeiergeist in Holland mal ein bißchen Leben einbläst: Wind. Windschief und windgebeutelt ist im luftigen Delfter Blau ja nicht nur der Segler auf dem Meer, sondern sind ebenso die Bäume und Sträucher und auch die hundertwasserähnlich schiefe Architektur dargestellt. Recht so. Ein kräftiger Wind fegt aus und belebt. Und wenn uns so wie heute unsere zukünftige Reisegefährtin Jennifer aus England zum Gruß einen veritablen Herbststurm über den Kanal schickt, daß man sich fast drauflegen könnte, dann spüren wir beim Strandspaziergang endlich wieder, wozu wir eigentlich an der rauhen Nordsee wohnen.
Das Meer wirft sich in donnernden Brechern auf den Strand. Der Flugsand fegt in dichten Schwaden wie wehendes Trockeneis oder wie Schneefegen von trockenem Pulverschnee darüber hin. Es prickelt auf der Haut von Salzluft, Sprühnebel der Gischt und tausend kleinen Sandkörnern. Erstklassiges Naturpeeling. Außen und innen. Denn der so gelüftete Geist wird leicht und frei wie ein Vogel und schwingt sich mit der nächsten Bö, die ihm unter die Flügel greift, leicht in die wildbewegten Lüfte und gleitet auf ihnen hier und dort hin wie ein Sturmvogel.

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Sonntag, 27. Oktober 2013
Delfts blauw

"Die Niederlande sind die Niederlande geblieben, weil unsere Vorfahren gut auf ihre Geschäfte achteten."
Ach ja, lieber Eduard Douwes Dekker alias Multatuli, geschäftstüchtig, das waren die Niederländer schon vor Jahrhunderten (und sind es bis heute). Wäre Mhr. Droogstoppel zweihundert Jahre vor seiner Zeit zur Welt gekommen, hätte er sich vielleicht auf den Handel mit Porzellanersatzware verlegt.

Als die ersten Schiffe der Verenigde Oost-Indische Companie Anfang des 17. Jahrhunderts aus dem damals noch sehr Fernen Osten zurückkamen, brachten sie in ihren Laderäumen ebenso wie vor ihnen schon die Portugiesen auch kostbares chinesisches Porzellan aus der Ming-Dynastie mit. Etwas vergleichbar Feines gab es in ganz Europa nicht, und die chinesischen Vasen und Service erzielten abenteuerliche Preise auf dem Kunstmarkt.
Aber nicht nur die Superreichen der Zeit wollten aus Porzellan trinken, das in Europa noch unbekannt war, weil man die besonderen Eigenschaften der Porzellanerde aus Kaolinit noch nicht kannte. Findige Handwerker sahen die Marktlücke und versuchten, aus herkömmlichem Töpferton unter Beimischung von Mergel feinere, aber noch halbwegs erschwingliche Kopien herzustellen.
In Delft gelang es zuerst, mit zinnhaltiger statt der bis dahin üblichen Bleilasur eine porzellanähnlich weiße Keramik zu fabrizieren. Nach chinesischen Vorbildern wurde diese dann mit blauem Dekor, Mustern oder bildlichen Darstellungen bemalt. Die exotisch-chinesisch anmutenden Fayencen wurden den Delftern vom begüterten Mittelstand in den damals immer reicher werdenden Niederlanden aus den Händen gerissen. Im Lauf des 17. Jahrhunderts etablierten sich in der Stadt mehr als dreißig “Fake-Porzellan”-Manufakturen und machten ihre Besitzer und Delft reich. Sie verkauften ihre Produkte schließlich massenweise in ganz Europa und bis in die Neue Welt. Neben Tafelgeschirr bemalten und brannten die Delfter für ihre reinlichkeitsbesessenen Landsleute auch tonnenweise die leicht hygienisch sauber zu haltenden Delfter Kacheln mit typisch holländischen Motiven bis hin zu Szenen aus niederländischer Genremalerei.
Manchmal sind ganz hübsche Stücke darunter.

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Mittwoch, 23. Oktober 2013
Mijnheer Droogstoppel fährt nach Den Haag
Prins Clausplein, A 12, Den Haag

"Die Niederlande sind die Niederlande geblieben, weil unsere Vorfahren gut auf ihre Geschäfte achteten."

"Liebe ist auch eine Dummheit. Niemand kann behaupten, daß ich nicht gut lebe mit meiner Frau. -- Als wir heirateten, haben wir einen Ausflug nach Den Haag unternommen. Sie hat dort Flanell gekauft, von dem ich noch jetzt Unterhemden trage, und ferner hat uns die Liebe nie in die Welt hinaus gejagt."

"Mein Name ist Droogstoppel, Batavus Droogstoppel. Last & Co. ist die Firma, Makler in Kaffee, Lauriergracht No. 37.
Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich nach meiner Heirat mit meiner Frau nur nach Den Haag gefahren bin. Dort haben wir das Mauritshuis besichtigt und in der Veenestraat Flanell gekauft. Das ist der einzige Ausflug, den die Geschäfte mir je erlaubt haben."

(Multatuli: Max Havelaar, 1860)

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Sonntag, 20. Oktober 2013
Welkom in Nederland

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