Im lieblichen Holland hatte ich doch vergessen, was wirkliches Sauwetter bedeutet. Island hat es mir schnell wieder gezeigt. Wind aus Südost fiel heute übers Meer in das stille Frostwetter ein und schob schwere Wolken vor sich her, aus denen erst Schnee fiel, dann Schneeregen, dann Hagel, dann Regen, die Temperatur sprang auf +5°, das Eis auf den Straßen verflüssigte sich so schnell, daß man dabei zusehen und nasse Füße bekommen konnte, der Wind wuchs zu Sturm an und schüttelte den Bäumen Eis und Schnee von den gepeitschten Ästen, die bogen sich, knarrten, ächzten, der Sturm jaulte um die Hausecken, Wasser fiel von oben, flog von der Seite an, floß in breiten Bächen die Straßen hinab, auf denen das Eis längst zu einem braunen Brei geschmolzen war.
Jemanden mit offenen Armen zu empfangen, sieht irgendwie anders aus.
‟Der Sand kriecht nicht durchs Stundenglas, Feuchtigkeit ist eingedrungen,
das Glas beschlagen. Den Gedanken ist die Atmosphäre zu schwer,
die Zeit steht still, der Himmel ist violett und es schneit, schneit auf heißen Sand.
Es schien mir, ich hörte Raben, schwarze Federn mit Nachricht aus den Bergen,
schwarze Schwingen mit leichtem Schlag, wirbeln den Sturm auf.”
(Gabriela Friðriksdóttir: Crepusculum, 2011)
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