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Donnerstag, 5. März 2015
Heimkehr in die Fremde
Aufwachen: Im Rechteck des Fensterrahmens unvertraute Schattenrisse dünner, grotesk gewinkelter Äste, schwarz auf weiß wie in einem japanischen Holzschnitt. Weiße Punkte fallen langsam durchs Bild: Schneeflocken. Sie holen ein Erinnerungsbild herauf: Wie das Flugzeug gestern abend lange so dicht über einer grauen Wolkensteppdecke in die heraufziehende Dämmerung schwebte, daß die Flügelspitzen manchmal durch die Wattebäusche schlitzten. Schweben, das richtige Wort für den trügenden Eindruck. Im Bad dann der fast vergessene, aber gleich wieder vertraute Schwefelgeruch aus der Warmwasserleitung.
Auch draußen hat sich äußerlich so gut wie nichts verändert: die blasse, tiefstehende Wintersonne, die ein zaghaftes, aprikosenfarbenes Licht auf Zweige und Äste legt (es gibt also Hoffnung), noch immer die dicken Eispanzer auf den Gehsteigen, über die man halsbrecherisch rutscht, tastet, schlindert, die Innenstadt noch immer so winterlich leise und schön verschlafen (auch wenn ein paar Touristen mehr herumirren als früher, besonders Asiaten auf der Suche nach Nordlicht), am alten Hafen tatsächlich immer noch derselbe, unverwechselbare Geruch, und natürlich immer noch so unfaßbar nah und klar der Bergstock jenseits des Sunds. – ‟How many years can a mountain exist, before it is washed in the sea?”
Die isländische Künstlerin Gabriela Friðriksdóttir steht am Ufer des Ozeans uns sieht schon weiter:
‟Bei Flut wirft die Welle flüchtig eine alte Skizze hin vom Berg, / der der Sand einmal war, Erinnerung an eine lange vergangene Landschaft.”
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