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Sonntag, 5. Dezember 2010
Interpol sucht Kondomverweigerer
Zu dem von der schwedischen Staatsanwaltschaft und nun auch Interpol ausgestellten Haftbefehl gegen Assange hier Links zu einigen weiterführenden Medienberichten:

In deutschen Zeitungen brachte die Rheinischen Post eine (was eher selten vorkommt) recht lesenswerte Zusammenfassung der schwedischen Vorwürfe gegen Assange, von denen einige von schwedischen Gerichten selbst inzwischen fallengelassen wurden. Im Kern scheint ein Punkt übrigzubleiben: "Vertreter der Parteigruppierung [der die Betroffene Anna Ardin angehört] deuteten gegenüber unserem Korrespondenten an, dass die junge Frau die Annäherungsversuche Assanges nicht als solche zurückgewiesen habe, sondern dass Assange gegen den Willen der Frau kein Kondom benutzt habe."

Wie bitte? Ja, doch. Ein etwas ausführlicheres Resümee der Posse veröffentlichte Israel Shamir schon im August in Counterpunch:
"Swedish bloggers uncovered the full story in a few hours. The complaint was lodged by a radical feminist Anna Ardin, 30, a one-time intern in the Swedish Foreign Service. She’s spokeswoman for Broderskapsrörelsen, the liberation theology-like Christian organization affiliated with Sweden's Social Democratic Party. She had invited Julian Assange to a crayfish party, and they had enjoyed some quality time together. When Ardin discovered that Julian shared a similar experience with a 20-year-old woman a day or two later, she obtained the younger woman’s cooperation in declaring before the police that changing partners in so rapid a manner constituted a sort of deceit. And deceit is a sort of rape. The prosecutor immediately issued an arrest warrant, and the press was duly notified... please note that Swedish law strictly forbids police and prosecutors to release to the media the details of any rape-connected complaint. The Expressen had all the details of the case, including the names of the accused and the complainant, within a matter of minutes... Were the criminal reporters of the Expressen that good, or is it possible that Ms. Ardin willingly collaborated with the Expressen in targeting our plucky Neo?... In order to frame Julian in Singapore, they would have to fit him up with drugs. To frame Julian in England, they might have to report he had skinned and roasted cats or at least dumped a kitten in a trash bin. To hang a frame on Julian in Sweden only required reporting sex between consenting adults."

Eine ausführliche Geschichte des Hü und Hott bei den Vorwürfen gegen Assange ist nachzulesen auf Washington's Blog

Ziemlich befremdet über die Vorwürfe aus Schweden war sichtlich auch der nun wirklich nicht unseriöse Guardian, in dem schon im August zu lesen stand: "Swedish prosecutors say they are considering a complaint of sexual molestation from one woman, Ms A, who has previously been an active supporter of Assange. They say they are also still considering whether any offence may have been committed against a woman known as Ms W, who met Assange at a seminar in Stockholm this month, and who originally alleged rape, a charge which was soon dropped... Both women reported that they had been involved in consensual sexual relationships with Assange, but each reported a separate non-consensual incident of a similar character in which Assange allegedly had sex with them without using a condom."

Hier die Darlegung des Falls aus Sicht eines der Anwälte von Assange, James Catlin: Crikey Daily Mail
Der gleiche Artikel erschien auch noch einmal in der australischen Herald Sun

Aber jetzt ganz ehrlich und ohne Scherz, vielleicht sollte Mr. Assange wirklich lieber für eine Weile hinter schwedische Gardinen gehen, als weiter in freier Wildbahn erreichbar zu sein. Die Kampagne gegen ihn scheint inzwischen viel gefährlichere Formen anzunehmen.
Einen Mittschnitt des CBC-Interviews mit Tom Flanagan, einem Berater des kanadischen Premierministers habe ich beim Luxemburger Tageblatt gefunden. Flanagan sagt darin öffentlich, man solle Assange liquidieren.
Damit steht er bei weitem nicht allein da. Sehr informativ dazu der Leitartikel in der aktuellen Wochenendausgabe von Counterpunch
Die New York Times brachte gestern einen langen Artikel unter der Schlagzeile: The Hunt for Julian Assange

Die jüngsten Meldungen:
- "Der australische Außenminister Kevin Rudd erklärte am Samstag, die Polizei ermittele auf Anweisung des Generalstaatsanwaltes gegen den Chef des Enthüllungsportals WikiLeaks. Man prüfe, ob Assange gegen die Gesetze des Landes verstoßen habe und deshalb angeklagt werden solle. Falls die Polizei Gesetzesverstöße feststelle, werde sie den Fall an die Staatsanwaltschaft übergeben." (Spiegel online u.a.)

- Die Schweizerische Depeschenagentur meldete heute:
Bern (sda): "Nach der Veröffentlichung von geheimen US-Diplomaten-Depeschen durch Wikileaks versucht Donald S. Beyer, der amerikanische Botschafter in der Schweiz, seine Gastgeber zu beschwichtigen. Zugleich warnt er die Schweiz, Wikileaks-Gründer Julian Assange Unterschlupf zu gewähren. Die Schweiz werde sehr sorgfältig überlegen müssen, ob sie jemandem, der vor der Justiz flüchtet, Unterschlupf gewähren möchte, sagt Beyer gegenüber dem «Sonntag»."

Die weltweite Hatz nach einem, der es gewagt hat, den USA empfindlich in die Suppe zu spucken, ist eröffnet. Man darf sehr gespannt sein, was Wikileaks noch an den Tag bringen wird.

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