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Dienstag, 29. April 2008
Wind Sand und Sterne
Was Saint-Exupéry in diesem Buch schreibt, ist nicht nur schön; es ist aufrüttelnd.

“Ich verstehe die Leute in den Pariser Vorortzügen nicht mehr, die glauben, Menschen zu sein. Ameisen sind sie, von einem ihnen unbewußten Zwang zum Werkzeug herabgewürdigt... Der Vorortzug bedeutet mir zehnmal mehr Tod als das Sterben hier... Wir suchen nicht die Gefahr. Das ist Wichtigtuerei. (Ich pfeife auf Todesverachtung. Sie ist nur ein Zeichen geistiger Armut oder jugendlicher Unreife, wenn sie nicht in einer übernommenen Verantwortung wurzelt.) Nein, ich weiß, was ich suche: ich suche das Leben.

Der Mensch muß wohl solche Stunden erleben, um zu sich selbst zu finden... Wir sind kein Zuchtvieh... worauf es im Leben am meisten ankommt, können wir nicht vorausberechnen... Wir wissen zu unserer Lebensgestaltung nur, daß es Mächte gibt, die den Menschen überraschend fruchtbar werden lassen. Wo aber soll man die Wahrheit für jeden einzelnen finden? Wahrheiten kann man nicht durch Beweisketten erschließen, man muß sie erproben. Wenn Apfelsinenbäume in diesem Boden und nicht in jenem gut anwurzeln und reichlich Früchte tragen, dann ist dieser Boden ihre Wahrheit... Was kümmern sie sich um Schakale, wenn es die Wahrheit der Gazellen ist, in der Furcht zu leben, die allein ihnen Höchstleistungen abringt? Für den Menschen gibt es nur eine Wahrheit, das ist die, die aus ihm einen Menschen macht. (Was aber dem Leben Sinn verleiht, gibt auch dem Tod Sinn. Es ist leicht zu sterben, wenn es in der Ordnung der Dinge liegt.)”

Doch “es gibt allzu viele, die in das Räderwerk der Berufe geschmiedet sind, denen alle Freuden des Bahnbrechers, des Gläubigen, des Wissenden versagt sind. Man meinte, es genüge, sie zu bekleiden, zu nähren und sonstige Bedürfnisse zu befriedigen, um sie groß zu machen. Man hat auf diese Weise nur den kleinen Spießer und den Maschinenmenschen großgezogen."

Frühmorgens in einem Bus im morgendlichen Berufsverkehr von Toulouse kurz vor dem Abflug überfällt es ihn wieder: “Was roch dieser Autobus muffig nach Aktenstaub und Kanzlei, in denen das Leben eintrocknet!... Jedes Wort ließ die kalte Gefängnismauer ahnen, hinter der diese Leute sich selbst eingeschlossen hatten. - Du alte Beamtenseele, Kamerad an meiner Seite! Nie hat dir jemand den Weg ins Freie gezeigt, und du kannst nichts dafür. Du hast dir deinen Frieden gezimmert, indem du wie die Termiten alle Luken verschlossen hast, durch die das Licht zu dir drang und durch die du zum Licht schautest. Du hast dich eingerollt in deine bürgerliche Sicherheit, in Gepflogenheiten, in die erstickenden Bräuche deines Provinzlebens. Du hast dieses bescheidene Bollwerk aufgerichtet gegen Sturm und Flut und Gestirne. Du willst dich nicht mit großen Fragen belasten; du hattest genug zu tun, dein Menschentum zu vergessen. Du stellst keine Fragen, auf die du keine Antwort bekommst... Als es noch Zeit war, hat keiner dich mitzureißen versucht; nun ist der Lehm, aus dem du gemacht bist, eingetrocknet und hart, das verborgene göttliche Spiel in dir wird nie zum Klingen erwachen: tot ist der Dichter, der Musiker, der Sternenforscher, die vielleicht auch in dir einst gewohnt haben.”

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