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Samstag, 26. April 2008
Kaufhausbesuch

Zurück im seenahen Flachland stand wegen einer Lesung persischer Dichter ein Besuch im letztes Jahr bezogenen Neubau der Openbaren Bibliotheek Amsterdam (OBA) auf dem Oosterdokseiland an.
Offen ist sie ganz sicher, nämlich 12 Stunden an jedem Tag der Woche, und offen wirkt auch der Bau mit seiner Glasfassade unter dem vorspringenden Betondachsegel nach außen und den aufgerissenen Etagen im Inneren. Offenbar eine Bibliothek schon weniger, von außen wie von innen. 50 multimediale Arbeitsplätze, 600 Arbeitsplätze mit PC und Internetzugang, 110 Katalogterminals, 26 Ausleihautomaten (lendomaten), an denen man mit Pin- oder chipkaart bezahlen kann... Alles irrsinnig groß und irrsinnig modern designed und gestylt und bestimmt auch gesichert (Taschen abgeben? Nur mit elektronischem Nutzerausweis, als nicht registrierter Besucher kann/muss man ganze Schrankkoffer mit durch die Räume schleppen), aber man fühlt sich ein bisschen so wie in einem dieser Coffee to go shops, in denen man sich vor lauter Espresso, Cappuccino, Macchiato, longo, doppio longo con panna usw. kaum noch nach einem Kaffee zu fragen traut.
Wo sind die Bücher? Die paar in den weißglänzenden Regalen mit flickerigen Halogenspotlichterketten aufgestellten wirken neben den ganzen neuen Medien und ihren Betrachtungsapparaturen eher als nebensächliche Dekoelemente denn als Sinn und Zweck dieses Gebäudes, das sich vor allem selbst zelebriert. Zentral in seiner Mitte angeordnet sind die Rolltreppen, mit denen man langsam von einer Ebene zur nächsten befördert wird, um unterwegs alle Aus- und Durchblicke gebührend bewundern zu können. Wie in einem Kaufhaus. Und das ist es auch: Kaufhausästhetik. Huggendubbelhumbug. Wie es dazu gehört, befindet sich im siebten Stock ein richtig gutes Restaurant, in dem sich veganische Akademikerinnen ihre gesunden Rohkostsalätchen samt frisch gepresstem Möhrensaft intravenös injizieren können, in dem man aber auch seine eigenen Pizzakreationen backen lassen oder sich ein Thaimenü im Wok knackig frisch zubereiten lassen kann.
Lekker, die offenbare Bibliothek von Amsterdam!
Alternativen? Zum Beispiel hier:
http://www.wissenswerkstatt.net/2008/04/10/kathedralen-des-wissens-die-schoensten-bibliotheken-der-welt-werkstattnotiz-lxxvii/

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