Find more about Weather in Piran, LJ
Freitag, 31. Juli 2015
"I'll drown you in the malmsey-butt"

„Clarence: Where art thou, keeper? give me a cup of wine.
Second murderer: You shall have wine enough, my lord, anon.”

Tja, ich habe hier ja schon einmal beklagt, mit den im mediterranen Slowenien vorwiegend angebauten Rebsorten bisher leider größtenteils keine sonderlich gute Bekanntschaft gemacht zu haben, und das wiederholt sich nun bei diesem Aufenthalt. Unsere Gaumen können mit den hier ausgeschenkten regionalen Weinen einfach keine Freundschaft schließen. Deswegen schließe ich mich mittlerweile ganz dem Mörder in Shakespeares Richard III. an:

„Take that, and that: if all this will not do,
(Stabs him)
I'll drown you in the malmsey-butt within.”

In der Schlegelschen Übersetzung: „Nehmt das und das; reicht alles noch nicht hin,
So tauch ich Euch ins Malvasierfaß draußen.”

Der hiesige Malvazija eignet sich in my humble opinion noch am besten dazu, englische Hochadlige darin zu ersäufen, indeed.

Obwohl erst einmal an einheimischen Produkten interessiert, haben wir darum in unserer Getränkenot den Blick doch einmal über die Landesgrenze gehoben und brauchten da gar nicht weit zu schweifen, denn die slowenische Weinregion des Görtzer Hügellands, der Goriška Brda, setzt sich jenseits der Grenze bruchlos als das unter Weintrinkern berühmte Anbaugebiet Collio (Gorizia) im italienischen Friaul fort. Der mittlerweile zur Legende aufgestiegene Winzer Josko Gravner baut seine Reben beiderseits der Grenze an – und läßt die Trauben zunächst in Tonamphoren aus dem Kaukasus gären. Mit sensationellen Ergebnissen. Eine Flasche von seinem Ribolla Gialla „Anfora”, Jahrgang 2004, kostet in New York schlanke 1000 $.
Also, wenn mal jemand was spendieren möchte... Probieren würde ich so einen Wein schon gern mal.
Aber bis dahin kann ich mich auch gut mit erschwinglicheren Tropfen begnügen. Die alte Rebsorte Ribola (in Slowenien Rebula), die Gravner vornehmlich kultiviert, war in ihrer weißen Variante, der Ribola gialla, die Entdeckung dieses Aufenthalts. Sehr trinkbaren Wein macht man daraus z.B. auf dem Weingut La Tunella östlich von Udine.
Die Beschreibung seines „Rigialla” auf der Weinseite superiore.de kann ich voll und ganz übernehmen:

„duftet zart und beständig nach weißen Blumen, grünen Äpfeln und gelben Pfirsichen. Vollmundig am Gaumen, der geschmeidige Körper spiegelt die charakteristischen Merkmale der Rebsorte wider. Der trockene und würzige Geschmack vermittelt angenehme Frische und gefällige Aromafülle. Elegant, leicht und würzig - ein beschwingter Weißwein.”

Stimmt genau. Also Ribola gialla ins Glas und vertrocknete britische Aristokraten ins Malvasierfaß!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 23. Dezember 2013
Ein Wein zum Fest: Te Mata Syrah Woodthorpe

Sollte jemand noch auf der Suche nach einem leckeren Wein für den Weihnachtsbraten sein, dann könnte ich einen empfehlen, der mir z.B. gut zu Wild und auch zu pikanten Soßen der italienischen Küche zu passen scheint; allerdings ist es kein Italiener.
Seit meinen Reisen nach Neuseeland habe ich mich ja sehr in die dortigen Weine verliebt. Hawke's Bay im Osten der Nordinsel ist eines der besten Anbaugebiete auf beiden Inseln, und Te Mata ist die älteste Weinkellerei des Landes. Anfang der 1890er Jahre kehrten die Söhne des englischen Einwanderers John Chambers von einer Frankreichreise zurück und pflanzten an den Nordhängen ihres Farmlands die ersten Rebstöcke. Die damaligen Stallungen wurden zur Kellerei umgebaut und sind heute noch in Betrieb. In den 1980er Jahren kam ein elegantes Empfangsgebäude hinzu, das den Art-déco-Stil aufgreift, für den die beiden umliegenden Städte Hastings und Napier berühmt sind.
Die Lage Woodthorpe liegt auf gut drainierenden ehemaligen Flußterrassen zwischen schützenden Hügeln. Dort wuchsen die Trauben für den
Te Mata Syrah Woodthorpe von 2011.

Die Farbe ist ein klares Dunkelkirschrot. Umso überraschter zuckt die Nase, denn was da an Aromen aus dem Glas aufsteigt, duftet für mich zunächst nach Gewürz, Baumrinde, vielleicht Zeder, und leicht metallisch. Der erste Schluck schmeckt leicht pfeffrig, entfaltet sich dann ganz komplex im Mund. Der Wein ist nicht schwer, hat nur wenig Tannin, aber ein gewisses Feuer; ein sehr interessanter Wein. Wir geben ihm 15 von 20 Punkten.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 6. November 2013
Pilze, Wein und Schnüffelwut *

Spätestens seit dem Sturm letzte Woche läßt sich nicht mehr so tun, als hätten wir noch nicht wirklich Herbst. Doch haben wir, wirklich. Und zwar von der richtig ungemütlich nass-zugigen Sorte, and there is more to come, verspricht uns der Wetterbericht. Licht ist nicht mehr, höchstens noch dunkelgrau gedimmtes. Aber bitte, es ist November. Da darf es herbstlich herb sein. Doch dann steht es einem auch zu, unter den Wolken, die sich in Dauerinkontinenz entleeren, an die schönen Tage des anbrechenden Herbstes zurückzudenken, als man sich noch bei mildem Sonnenschein in die Wälder schlagen und schon kurze Zeit später mit wundervoll duftenden, frischen Steinpilzen wieder aus dem grünen Waldesdunkel hervorkommen konnte.
Fehlte nur noch ein passender Wein dazu. Doch wozu befanden wir uns damals noch im sonnigen Weinland Slowenien? Allerdings hatten unsere gelegentlichen Bekanntschaften mit einheimischen Rebensäften, und als solche möchte ich sie vorsätzlich bezeichnen, Gaumen und Geschmacksnerven nicht gerade in Begeisterung versetzt. Nichts gegen einfache Landweine, aber weder der weiße Malvasier noch der rote Refošk, die beiden verbreitetsten Rebsorten an der slowenisch-istrischen Küste, waren uns als wirklich leckere Weine vorgesetzt worden. Von den importierten, sogenannten internationalen Sorten ganz zu schweigen. Schon mal einen Chardonnay getrunken, der fast metallisch mineralisch schmeckt? Nun ist Chardonnay in der Regel sowieso nicht mein Fall, aber slowenischer schon gar nicht. (Ein Kellermeister in Neuseeland hat mich bei einer Verköstigung mal im ABC-Club willkommen geheißen. ABC-Club? “Well, All But Chardonnay.”) Experimentierfreude und Diversifizierung in Ehren, aber irgendwie sollten Boden und Rebsorte schon zusammenpassen. Blieb also nichts anderes übrig, als sich von den verschiedenen Hafenschänken doch einmal landeinwärts auf die Suche nach Weingütern und Kellereien zu begeben. “Es gibt schlimmere Schicksale”, meinte die Herzogin und stieg, in das ihre ergeben, in den nächsten Bus.

Slowenien ist ein vergleichsweise kleines Land, etwa so groß wie Sachsen-Anhalt, und hat gerade mal zwei Millionen Einwohner, aber es ist ein schon in der Antike gerühmtes Weinland und produziert heute eine Million Hektoliter Wein jährlich. Auch damit gehört es keineswegs zu den Großen unter den Weinländern, aber immerhin werden 70 Prozent davon als Qualitätswein eingestuft, und weit mehr als 70 Prozent werden im Land selbst getrunken. Kein Wunder, daß man slowenische Weine im Ausland ziemlich suchen muß.
Es gibt drei gesetzlich ausgewiesene Anbaugebiete: Podravje (das Drautal rund um Maribor), Posavje an der Save und die Küstenregion von der Grenze zum italienischen Friaul bis nach Istrien hinein. In dieser Region Primorska dominieren Refošk, Malvazija und Rebula, aber es gibt auch anderes zu entdecken.
Der größte Erzeuger an der Küste ist die ehemalige Winzergenossenschaft Vina Koper. Entsprechend der hohen Sonneneinstrahlung an der Küste produziert sie vor allem Rotweine, die mit modernsten Methoden, aber auch in Eichenfässern ausgebaut werden. Seit der Unabhängigkeit Sloweniens hat man in der Vina Koper konsequent auf Qualitätssteigerung gesetzt und damit Beachtliches erreicht, zugleich aber die Bedürfnisse des lokalen Markts nicht vergessen, und so bietet das Gut seine Weine heute, sortenrein oder als Cuvées, in mehreren Produktreihen an, vom einfachen Refošk-Tafelwein bis hin zu Spitzengewächsen unter dem Etikett Capo d’Istria. In der toskanischen Landgütern nachempfundenen Kellerei aus den Fünfzigern läßt sich bestens die Qualitätsleiter hinauf probieren. Das Restaurant ist übrigens auch nicht zu verachten. Als ich mich über den Merlot der Capris-Linie, dem Robert Gorjak in seinem Wine Guide Slovenia 4 Sterne und das Prädikat “excellent” verliehen hat, und einige andere leckere Tröpfchen zum Capo d’Istria Shiraz hochgeschlürft hatte, glaubte ich schon, für diesmal fündig geworden zu sein; doch dann schlug die nette Dame, die uns die Weine des Hauses kredenzte, vor, wir sollten doch einmal einen ihrer Cuvées probieren, der könnte uns schmecken. Und in der Tat, das, was der Kellermeister da aus je einem Drittel Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und einem Spritzer Refošk miteinander verschnitten hat, ist in der Tat ein “Edler Roter”, auf Slowenisch ein Plemenito rdeče, auf den das Weingut m.E. stolz sein kann. Er weist eine Ausgewogenheit und Komplexität auf, die geradezu als Legitimierung für die Assemblage verschiedener Rebsorten einstehen könnte, wenn sie denn erforderlich wäre. Ich will jetzt nicht weiter so tun, als würde ich etwas von Wein verstehen und mit den oft schrägen vergleichenden Adjektiven von Weinkritikern um mich werfen. An dem Abend auf der Terrasse über dem Golf von Triest schmeckte der Plemenito rdeče zu den frisch zubereiteten Steinpilzen einfach perfekt. Ja, er duftet und schmeckt nach Waldbeeren und würzig, ohne schwer zu sein, durch die Reifung in Barriquefässern hat er dafür den für meinen Geschmack genau richtigen Zuwachs an Tanninen erhalten, ohne auf der Zunge je pelzig zu werden. Ich freue mich schon auf unseren nächsten Besuch in Piran und die paar Flaschen von diesem schönen Rotwein, die wir da eingelagert haben.

Wenn das in D’land so weitergeht, können wir uns auch überlegen, statt eines etwaigen Rückumzugs über den Rhein lieber gleich ganz über die Alpen ans Mittelmeer umzusiedeln. Die Bereitschaft, sich von den Friedrichs, Bosbachs, Uhls und Oppermanns der nächsten großen Koalition komplett aushorchen und überwachen zu lassen, sinkt jedenfalls mit jedem Tag und jeder neuen bekannt werdenden Maßnahme.
Nach außen haben sie für ein paar Tage gespielter Entrüstung maulhurerisch so getan, als wollten sie nach dem angezapften Merkel-Handy endlich etwas gegen die umfassende Ausspähung von Politikern in unserem Land tun, aber für jeden Normalbürger leiten sie in den Koalitionsverhandlungen schon wieder genau das Gegenteil in die Wege:
“CDU und CSU drängen im Rahmen der Koalitionsverhandlungen mit der SPD in der Arbeitsgruppe Inneres auf eine deutliche Verschärfung und Ausweitung der Internetüberwachung: Innenexperten der Union schwebt dazu eine "Ausleitung" des Datenverkehrs an "Netzknoten" vor, wie sie etwa der zentrale Austauschpunkt DE-CIX in Frankfurt oder kleinere Zusammenschaltungspunkte einzelner Provider sowie weiterer Internetkonzerne darstellen. Dies erklärte der Vorsitzende der Dienstleistungsgesellschaft ver.di, Frank Bsirske, unter Berufung auf ein umfassendes Forderungspapier der konservativen Innenpolitiker gegenüber heise online [3.11.13]. Insgesamt würde die Maßnahme eine Überwachung des gesamten Netzverkehrs im Stile der NSA und ihres britischen Partners GCHQ zulassen... Die Wunschliste der Union enthält dem Vernehmen nach andere Punkte wie die Nutzung der Mautdaten zur Strafverfolgung, die Ausdehnung der Videoüberwachung oder die Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung, die vielen bereits als prinzipiell beschlossene Sache erscheint.” – Und so weiter und so fort. Natürlich wurde erstmal bestritten und abgewiegelt. Heute erhebt Friedrich, den man offenbar schon seit längerem mit den falschen Pilzen füttert, die Forderung nach einer Auswertung der vom Mautsystem gesammelten Daten schon öffentlich, und der Rest folgt mit Sicherheit auch noch. Sie werden keine Ruhe geben, bis sie in den Überwachungszentralen mehr über uns wissen als wir selbst.

[* Aus dem Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm: Wut, vom Althochdeutschen wuot stammend und verwandt mit Altnordisch ōðr 'besessen, rasend, heftig' und Angelsächsisch wōd 'besessen, rasend, tollwütig']

... link (1 Kommentar)   ... comment


Montag, 2. Januar 2012
Der Wein zu Känguru?



Und hier passend zum Jahr, in dem die Welt kopfstehen wird, aus der neuen gelegentlichen Gourmet-Rubrik “Kann man trinken” der Wein zum Silvesteressen: ein 2008er Bleasdale Shiraz vom Langhorne Creek in Südaustralien.
Nein, ich werde nicht versuchen, den Geschmack näher zu beschreiben.
Ich habe zwar irgendwo so eine nette Drehscheibe der Geschmacksrichtungen rumfliegen, deren Palette auf Holländisch von "mineral (paddestoel)" über "organisch (nat hout (= nasses Holz), schimmel, karton) bis "dierlijk (Kattenpis)" reicht - ja, man darf sich fragen, was für Weine in Holland so kredenzt werden -, aber Verkosterdeutsch schwingt sich auch zu grotesken Höhen auf, und nachdem ich einmal einen Rotwein mit den Worten hymnisch lobend beschrieben fand: "schmeckt wie frisch aufgebrochenes Reh", kam mir nicht nur fast das Ko...., sondern auch die Überzeugung, eigene Geschmacksbeschreibungen in dieser Richtung lieber gar nicht erst zu versuchen. Darum Urteil (und Name der Rubrik) lediglich: Kann man (ziemlich gut) trinken. Zu Lammfilet zum Beispiel, obwohl die genuine Beilage vielleicht ein saftiges Kängurusteak wäre; aber das weiß ich noch nicht.

... link (0 Kommentare)   ... comment