Samstag, 22. August 2015
kurz belichtet: Wie sich die Langobarden in Italien festsetzten
Noch einmal zurück in das vom großen Karl, dem Sachsen- und andere Schlächter, unterworfene Langobardenreich, zu dem für die Dauer einer historischen Episode von 200 Jahren auch einmal Venetien, das Friaul, Udine und Triest gehörten. Forum Iulii (das heutige Cividale) war die erste befestigte Stadt, die den 568 nach Italien eindringenden Langobarden in die Hände fiel. Ihr König Alboin setzte dort seinen Neffen Gisulf mit dem Titel eines Dux oder Herzogs als Militärbefehlshaber ein, der ihm gegen eventuell nachrückende Awaren oder ein Entsatzheer der Byzantiner den Rücken freihalten sollte. In nur fünf Jahren eroberten die etwa 100.000 bis höchstens 150.000 Menschen zählenden Langobarden fast ganz Italien bis auf Sizilien und die Stiefelspitze, das römische Exarchat und ein paar kleinere oströmische Exklaven.
Nach der von seiner Frau Rosamunde angezettelten Ermordung Alboins durch einen (vermutlich von Byzanz unterstützten) Rivalen regierte ein Rat von drei Dutzend Duces Volk und Reich, die man heute wohl am ehesten „Warlords” nennen würde. Doch kamen sie nach zehn Jahren selbst zu der Ansicht, daß es militärisch für den Fortbestand der Langobardenherzogtümer von Vorteil sei, eine monarchische Spitze zu haben, die den einheitlichen Oberbefehl führen sollte. Jeder von ihnen stiftete die Hälfte seiner herzoglichen Güter, um das neue Königtum auszustatten, das Authari, dem Sohn des letzten Königs, angetragen wurde. Authari vermochte zwar einen gemeinsamen Angriff der Franken und Byzantiner abzuwehren, fiel aber bald danach einem Giftanschlag zum Opfer.
Autharis Königin Theodelinda war eine Tochter des Bayernherzogs Garibald, in mütterlicher Linie aber eine Lethingin, d.h. sie stammte aus einem Geschlecht langobardischer Könige, dessen Ursprünge bis ins mythische Dunkel der Wanderungszeiten in Pannonien und donauaufwärts zurück nach Germanien reichten. Ihr „Königsheil” und ihr persönliches Ansehen waren derart stark, daß ihr zugestanden wurde, sich einen neuen Gatten und Nachfolger auf dem Thron frei zu wählen. Sie dürfte sehr wohl gewußt haben, welcher Mann für diese Position überhaupt wählbar war und entschied sich für einen Schwager Autharis mit Namen Agilulf, den die auf Lateinisch niedergeschriebene Stammessage der Langobarden als „dux turingus de thaurinis” bezeichnet. Soll man das als „thüringischer Herzog von Turin” deuten, obwohl das Thüringerreich um diese Zeit längst von den Franken unterworfen und aufgelöst worden war? Andererseits war die letzte Angehörige der thüringischen Königsfamilie erst sechs Jahre zuvor im fränkischen Exil gestorben, und Agilulf konnte sich sehr wohl vor den Franken zu den mit diesen verfeindeten Langobarden gerettet haben, die vielfältige Beziehungen zu den Thüringern unterhielten. Wie dem auch sei, jedenfalls regierten Agilulf und Theodelinda die nächsten 25 Jahre gemeinsam und klug ein sich konsolidierendes Langobardenreich in Italien. Nach Agilulfs Tod 615 führte Theodelinda noch einige Jahre die Regentschaft für den minderjährigen Sohn Adaloald.
Es ist bemerkenswert, welch wichtige Rolle immer wieder Frauen in der Frühzeit dieses Kriegervolkes, das der römische Geschichtsschreiber Velleius Paterculus im 1. Jahrhundert als „noch wilder als die germanische Wildheit” beschrieb, dessen eigener offizieller Geschichtsschreibung zufolge spielten. Schon der Stammesname Langobarden ist ihnen laut ihrer Stammessage durch eine kriegerische Aktion der Frauen verliehen worden. Doch das ist einen eigenen Eintrag wert.
Nach der von seiner Frau Rosamunde angezettelten Ermordung Alboins durch einen (vermutlich von Byzanz unterstützten) Rivalen regierte ein Rat von drei Dutzend Duces Volk und Reich, die man heute wohl am ehesten „Warlords” nennen würde. Doch kamen sie nach zehn Jahren selbst zu der Ansicht, daß es militärisch für den Fortbestand der Langobardenherzogtümer von Vorteil sei, eine monarchische Spitze zu haben, die den einheitlichen Oberbefehl führen sollte. Jeder von ihnen stiftete die Hälfte seiner herzoglichen Güter, um das neue Königtum auszustatten, das Authari, dem Sohn des letzten Königs, angetragen wurde. Authari vermochte zwar einen gemeinsamen Angriff der Franken und Byzantiner abzuwehren, fiel aber bald danach einem Giftanschlag zum Opfer.
Es ist bemerkenswert, welch wichtige Rolle immer wieder Frauen in der Frühzeit dieses Kriegervolkes, das der römische Geschichtsschreiber Velleius Paterculus im 1. Jahrhundert als „noch wilder als die germanische Wildheit” beschrieb, dessen eigener offizieller Geschichtsschreibung zufolge spielten. Schon der Stammesname Langobarden ist ihnen laut ihrer Stammessage durch eine kriegerische Aktion der Frauen verliehen worden. Doch das ist einen eigenen Eintrag wert.
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