Dienstag, 28. Oktober 2014
Zur Datierung der frühen australischen Petroglyphen
So viel wie unten geschrieben zu den Rahmendaten und einem allgemeinen Eindruck. Differenzierter wird das Bild nur, wenn man sich einzelne Fundstellen ansieht. Sicherheit in der Datierung erhält man aber auch da nur selten. Blicken wir kurz zurück nach Queensland. Dort, so hieß es, seien Vertiefungen in der Wand des ‟Early-Man”-Felsüberhangs von Menschenhand gemacht, stellten Fußspuren des Emu dar und seien mehr als 13.000 Jahre alt. ‟It may indeed be much older”, mutmaßte die sonst eher zurückhaltende Archäologin Josephine Flood (The Riches of Ancient Australia, ³1999). Eine Grabung am Sandy Creek im Jahr 1989 legte ein Band eingehackter Felsgravuren auf demselben drei Meter tiefen Grabungsniveau wie die früher erwähnte 32.000 Jahre alte Steinaxt frei. Heißt das zwingend, die Petroglyphen müssen ebenso alt sein?
Im Nordterritorium gibt es im Kakadu-Nationalpark bei der Deaf-Adder-Schlucht einen Felsüberhang mit Namen Nauwalabila. Holzkohlereste fast zwei Meter tief im Untergrund dieses uralten Wohnplatzes ließen sich per Radiokarbonmessung auf ein Alter von ungefähr 20.000 Jahren datieren. Darunter in fast drei Metern Tiefe fanden Archäologen Steinwerkzeuge in einer Bodenschicht, die mit Thermoluminiszenz-Messung auf ein Alter von 50-60.000 Jahren datiert wurde. ‟The stone artefacts in the basal rubble are probably about 55,000 years old, which makes Nauwalabila one of the oldest human occupation sites yet discovered in Australia”, stellt Flood fest.
Am nahen Malakunjana-Felsüberhang, auch im Kakadu-Nationalpark gelegen, wurden Steinwerkzeuge mit Hilfe der Thermolumineszenzmethode ebenfalls auf ein Alter von über 50.000 Jahren datiert, ‟making these Australia’s oldest firmly traces of human presence”, konstatiert Flood und bringt dann auch jungsteinzeitliche Kunst ins Spiel: In derselben Schicht habe man ‟Malkreide” (crayons) aus Ocker und Hämatit gefunden, ‟indicating that some form of art was being practised by Australia’s first inhabitants.” – Ist das so?
An der Rückwand des tiefen Felsüberhangs von Malangangerr in einem Ausläufer des Arnhem-Land-Plateaus befinden sich einige wenige Zeichnungen. Auf der untersten ausgegrabenen Bodenschicht, thermoluminiszenzdatiert auf ca. 50.000 Jahre, lagen verschiedene Steinwerkzeuge, unter ihnen einige kleine Äxte, die nicht nur zugehauen, sondern auch geschliffen waren. Diese Technik, so Flood, ist in Europa erst nach der letzten Eiszeit eingeführt worden, in Japan, Papua-Neuguinea und Nordaustralien aber vor mehr als 20.000 Jahren. Die Äxte von Malangangerr gehören damit zu ‟the world’s earliest evidence for the technology of polishing and edge-grinding tools.” So weit, so gut. Dann kommt wieder Ocker hinzu: ‟The occurence of ochre and ochre ‘crayons’ with ground facets produced by use in pre-18,000-year-old layers in several sites [...] is a clear evidence of the use of paint, and thus the attainment of aesthetic perception, by ice-age people in Australia.” – Clear evidence? Da ist ein jüngerer Kollege Floods ganz anderer Meinung. Maxime Aubert von der Griffith Universität in Brisbane, der gerade als führender Archäologe neue Untersuchungen an pleistozänen Höhlenmalereien in Indonesien leitet, schrieb vor zwei Jahren in einem ausführlichen Beitrag zum Journal of Archaeological Science (‟A review of rock art dating in the Kimberley, Western Australia”, JAS 39, 2012): ‟the presence of ochre alone provides no evidence for the use of this substance for artistic expression. Ochre occurs naturally in the geological record and has been observed seeping from limestone cave surfaces”.
Im selben Artikel zerpflückt Aubert noch weitere vorgebliche Kronzeugen für das pleistozäne Alter australischer Felsbilder in den Kimberleys wie angeblich auf einem Felsbild aufliegende Reste eines Wespennests, das mehr als 19.000 Jahre alt sein soll. Bei Auberts genauem Nachsehen stellte sich aber heraus, daß die zur Altersbestimmung entnommene Probe gar nicht von der winzigen Stelle stammte, an der das Nest das Bild berührt.
‟Having reviewed all the scientific literature available on the subject”, resümiert Aubert, ‟we are forced to conclude that, at the moment, there is no substantial evidence to support a Pleistocene age for the rock art.”
Zum exakt selben vorläufigen Endergebnis kommt auch Mike Smith: ‟The age of much desert rock art remains uncertain. At present there is no substantial evidence to support a Pleistocene age for the surviving rock art.”
Das Pleistozän endete mit der bislang letzten Eiszeit vor etwas mehr als 11.000 Jahren.
Wenn sich die bisherigen Datierungen nicht noch einmal als fehlerhaft herausstellen, müssen die in den Fels gravierten Emuspuren am Felsüberhang von ‟Early Man” in Jowalbinna mit einem Alter von 13.500 Jahren als die bislang ältesten sicher datierten Petroglyphen Australiens gelten. Damit ist auftrumpfenden Behauptungen, die Felsmalereien der australischen Aborigenes seien älter als alles, was man an jungsteinzeitlicher Höhlenkunst in Europa kennt, bis auf weiteres jede gesicherte Grundlage entzogen.
Im Nordterritorium gibt es im Kakadu-Nationalpark bei der Deaf-Adder-Schlucht einen Felsüberhang mit Namen Nauwalabila. Holzkohlereste fast zwei Meter tief im Untergrund dieses uralten Wohnplatzes ließen sich per Radiokarbonmessung auf ein Alter von ungefähr 20.000 Jahren datieren. Darunter in fast drei Metern Tiefe fanden Archäologen Steinwerkzeuge in einer Bodenschicht, die mit Thermoluminiszenz-Messung auf ein Alter von 50-60.000 Jahren datiert wurde. ‟The stone artefacts in the basal rubble are probably about 55,000 years old, which makes Nauwalabila one of the oldest human occupation sites yet discovered in Australia”, stellt Flood fest.
Am nahen Malakunjana-Felsüberhang, auch im Kakadu-Nationalpark gelegen, wurden Steinwerkzeuge mit Hilfe der Thermolumineszenzmethode ebenfalls auf ein Alter von über 50.000 Jahren datiert, ‟making these Australia’s oldest firmly traces of human presence”, konstatiert Flood und bringt dann auch jungsteinzeitliche Kunst ins Spiel: In derselben Schicht habe man ‟Malkreide” (crayons) aus Ocker und Hämatit gefunden, ‟indicating that some form of art was being practised by Australia’s first inhabitants.” – Ist das so?
An der Rückwand des tiefen Felsüberhangs von Malangangerr in einem Ausläufer des Arnhem-Land-Plateaus befinden sich einige wenige Zeichnungen. Auf der untersten ausgegrabenen Bodenschicht, thermoluminiszenzdatiert auf ca. 50.000 Jahre, lagen verschiedene Steinwerkzeuge, unter ihnen einige kleine Äxte, die nicht nur zugehauen, sondern auch geschliffen waren. Diese Technik, so Flood, ist in Europa erst nach der letzten Eiszeit eingeführt worden, in Japan, Papua-Neuguinea und Nordaustralien aber vor mehr als 20.000 Jahren. Die Äxte von Malangangerr gehören damit zu ‟the world’s earliest evidence for the technology of polishing and edge-grinding tools.” So weit, so gut. Dann kommt wieder Ocker hinzu: ‟The occurence of ochre and ochre ‘crayons’ with ground facets produced by use in pre-18,000-year-old layers in several sites [...] is a clear evidence of the use of paint, and thus the attainment of aesthetic perception, by ice-age people in Australia.” – Clear evidence? Da ist ein jüngerer Kollege Floods ganz anderer Meinung. Maxime Aubert von der Griffith Universität in Brisbane, der gerade als führender Archäologe neue Untersuchungen an pleistozänen Höhlenmalereien in Indonesien leitet, schrieb vor zwei Jahren in einem ausführlichen Beitrag zum Journal of Archaeological Science (‟A review of rock art dating in the Kimberley, Western Australia”, JAS 39, 2012): ‟the presence of ochre alone provides no evidence for the use of this substance for artistic expression. Ochre occurs naturally in the geological record and has been observed seeping from limestone cave surfaces”.
Im selben Artikel zerpflückt Aubert noch weitere vorgebliche Kronzeugen für das pleistozäne Alter australischer Felsbilder in den Kimberleys wie angeblich auf einem Felsbild aufliegende Reste eines Wespennests, das mehr als 19.000 Jahre alt sein soll. Bei Auberts genauem Nachsehen stellte sich aber heraus, daß die zur Altersbestimmung entnommene Probe gar nicht von der winzigen Stelle stammte, an der das Nest das Bild berührt.
‟Having reviewed all the scientific literature available on the subject”, resümiert Aubert, ‟we are forced to conclude that, at the moment, there is no substantial evidence to support a Pleistocene age for the rock art.”
Das Pleistozän endete mit der bislang letzten Eiszeit vor etwas mehr als 11.000 Jahren.
Wenn sich die bisherigen Datierungen nicht noch einmal als fehlerhaft herausstellen, müssen die in den Fels gravierten Emuspuren am Felsüberhang von ‟Early Man” in Jowalbinna mit einem Alter von 13.500 Jahren als die bislang ältesten sicher datierten Petroglyphen Australiens gelten. Damit ist auftrumpfenden Behauptungen, die Felsmalereien der australischen Aborigenes seien älter als alles, was man an jungsteinzeitlicher Höhlenkunst in Europa kennt, bis auf weiteres jede gesicherte Grundlage entzogen.
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