Einer der heftigsten Stürme seit Menschengedenken kostet bis zu 10.000 Menschen das Leben und verwüstet die Inselwelt der Philippinen, Klimaforscher künden an, Stürme und Regenfälle solch biblischen Ausmaßes werde es von nun an häufiger geben. Selbst die Deputierten des Weltklimagipfels in Warschau sind betroffen und verstehen die Katastrophe als Mahnung. Doch eines der reichsten Länder der Welt, dessen Wohlstand auf dem klimaschädigenden Abbau natürlicher Ressourcen wie Kohle, Öl und Erdgas beruht, sagt rundweg seine Teilnahme am Klimagipfel ab: Australien.
Auch das ist ein klares Signal. Der neuen Regierung in Canberra sind die Profite der hauseigenen Bergbaukonzerne eindeutig wichtiger als das Weltklima. Kaum im Amt, hat der konservative Premierminister Abbott nichts Eiligeres zu tun, als die von seiner Vorgängerin eingeführte CO2-Steuer wieder abzuschaffen. Und sein Vorvorgänger und politischer Ziehvater John Howard, seiner früheren wirtschaftsfreundlichen und klimaskeptischen Linie treu, hält derweil im Ausland Reden, in denen er einen globalen Klimawandel grundsätzlich in Abrede stellt, weil er nach eigenem Bekunden genau ein Buch zu dem Thema gelesen hat, das des konservativen britischen Anti-Klimawandel-Lobbyisten Nigel Lawson, ehemals Schatzkanzler unter Margret Thatcher.
Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern sei viel wichtiger als die Bekämpfung der Erderwärmung, verkündet Howard, und Kernenergie, Schiefergas und Fracking würden die dabei weiter wachsenden Energiebedürfnisse befriedigen. Den Klimawandel halte er “instinktiv” nur für das Idol einer neuen Ersatzreligion.
Am selben Tag stand in australischen Zeitungen zu lesen, daß der Fünfte Kontinent gerade das heißeste Jahr seit Beginn von Temperaturaufzeichnungen durchlebt. Die in den trocken-heißen Sommern häufigen Buschfeuer brachen dieses Jahr schon im Frühjahr aus (und vernichteten sogar in den üppig grünen (und von uns voriges Jahr so geschätzten) Blue Mountains Quadratkilometer Wald.) In den zurückliegenden zwölf Monaten wurden in Australien mehr als hundert Hitzerekorde gebrochen. In Sydney lagen die Temperaturen im Oktober 3,6 ° über dem langjährigen Mittel. Und über den langjährigen monatlichen Mittelwerten liegen die Temperaturen jetzt seit 15 Monaten in Folge. Aber Australiens konservative Führung sieht ganz klar: es gibt keinen Klimawandel.
Ich frage mich nur, wie diese Konservativen ihren "Agnostizismus" (Howard) in Sachen Klimawandel mit ihrem christlichen Glauben vereinbaren können. Denn für christliche Taliban Fundamentalisten wie die us-amerikanischen Evangelikalen gibt es "climate stuff that we can't explain" sehr wohl, und leugnen darf man ihn keinesfalls, denn nur die Unwissenden nennen ihn Klimawandel, in Wahrheit ist der Klimawandel aber natürlich nichts anderes als eine Strafe Gottes. Wofür? Na, für die Legalisierung von Abtreibung, ist doch klar.
"Whap, here comes storms like we've never seen before", donnerte der einflußreiche Prediger David Barton unlängst in der Fernsehsendung seines Kollegen Kenneth Copeland, Believer's Voice of Victory. "And today we're saying 'oh no, it's global warming.' No, we opened a door that lost God's protection over our environment and that's our choice [...] When a nation does something bad, it gets judgement or it gets blessings right now in the present. On the spot."
Bleibt zu hoffen, daß wenigstens die Androhung von Gottes Zorn und unmittelbarer Strafe die australischen Konservativen noch einmal zu Einhalt und Umkehr in ihrer Umweltpolitik bewegen kann. -- Allerdings haben australische Fernsehsender Copelands Sendung schon 2010 aus dem Programm gekippt, weil sie gegen ihr selbst auferlegtes Diskriminierungsverbot verstieß. In den USA hingegen könnte der völlig durchgeknallte Barton in seinem Heimatstaat Texas für die Republikaner bei den Wahlen zum Senat kandidieren.
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