Zwischen Palästen, Sakralbauten und Sanierungslücken finden sich natürlich auch in Petersburg ganz unaufgeregte Straßenzüge mit völlig unprätentiösem Altbaubestand, kleinen Läden, Restaurants und Cafés, oft in leicht abgesenkten Souterrains. So ist etwa das Viertel südlich des Newskij-Prospekts und der Kazan-Kathedrale abends ganz nett zum Umherschlendern. Dort hat sich eine ganz entspannte junge Alternativszene eingerichtet.
Bestes Beispiel ist das Café Zoom in der Ulitsa Gorokhowaja, ein hell renoviertes Gewölbe mit etlichen gemütlichen Räumen, in denen man nicht nur gut und preiswert essen und trinken kann, es fungiert auch als Buchcafé, in dem Bücher nicht nur verkauft werden, in den Regalen in jedem Raum stehen auch Titel zur Lektüre bereit, es gibt eine Buchtauschvitrine, eine eigene Musikkollektion, Gäste hinterlassen Zeichnungen auf den Papiersets, keineswegs bloß Schulbankkritzeleien (man taste sich auf der Homepage mal zum Archiv der Galerie durch), und abends sind sämtliche Tische mit jungen Leuten besetzt, die dort alle Arten von Brettspielen spielen, bereitgestellt vom Café. Da kann es schon mal vorkommen, daß man auf einen frei werdenden Platz warten muß. Nach zwölf Stunden zu Fuß unterwegs (na gut, zwei Stunden für eine Essenspause und eine Bootsfahrt abzuziehen), nehme ich auch das in Kauf, mir reicht’s mit der Stadterkundung für’s Erste, während meine Duracell-Herzogin immer noch weiterlaufen könnte. Schließlich ist es noch warm draußen, Mitte September, und um 22 Uhr noch T-Shirt-Temperatur. In der Nacht kracht dann ein mächtig donnerndes Gewitter los. Die Mücke im Hotelzimmer gerät in Blutrausch.
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Die geforderte Einladung nach Rußland ist mittlerweile ein reiner Nebenerwerb für Staat und Tourismusbranche. Wenn man keine persönlichen Bekannten in Rußland hat, braucht man eine Unterkunft, und praktisch jedes Hotel, das wir im Internet fanden, bot gegen eine Gebühr an, ein Einladungsschreiben zu schicken und nach Ankunft auch die vorgeschriebene Meldung bei der örtlichen Polizeibehörde zu übernehmen. In meinem Fall gab es einen kurzen bürokratischen Hickser beim Konsulat, vom Hotel wurde eine zweite Einladung geschickt, dann das Visum erteilt.
Ich glaube, ein taktischer Vorteil ist es, sich die Einreisebestimmungen auf der Homepage des russischen Konsulats gut durchzulesen und wirklich alle Unterlagen, Fotos etc. gleich vollständig dabei zu haben. Damit wird offenbar nicht gerechnet. Die Konsularbeamtin in meinem Fall geriet richtiggehend aus dem Konzept, als sie mich nicht mit einem "dies und das fehlt noch" gleich unverrichteter Dinge wieder nach Hause schicken konnte.
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