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Dienstag, 20. Mai 2008
Carsten Niebuhr, der erste Deutsche im Oman


“Ich war wieder gesund. So bestieg ich am 8. Dezember 1764 ein kleines Kriegsschiff der Ostindischen Handelskompanie, dessen Ziel Maskat war.” Wegen heftiger Stürme dauerte die Überfahrt fast einen Monat, und auf den Tag genau vier Jahre nach dem Aufbruch der dänischen Expedition von Kopenhagen lief Carsten Niebuhr am 4. Januar 1765 im Hafen von Maskat ein, der erste Landsmann, der vor mir seinen Fuß in den Oman gesetzt hat.
Lange hat er sich nicht dort aufgehalten, nur knapp drei Wochen, aber mit der Routine des mittlerweile mehrjährigen Reisenden verschaffte er sich schnell einen Überblick: Die Stadt war mit einer Mauer und den beiden Kastellen gut befestigt, doch die Häuser hielt er alle für “schlecht”. Keine Moschee besaß ein Minarett, Wasser kam aus einem ochsenbetriebenen Ziehbrunnen. “Es gibt Reisende, die behauptet haben, es regne in Maskat niemals. Während meines Aufenthalts regnete es täglich.- Doch in den Sommermonaten, wenn die Sonne hier nahe zum Scheitelpunkt kommt und die Sonnenstrahlen von den Felsen zurückprallen, ist Maskat eine der heißesten Städte der Welt” (was ich nur bestätigen kann).
Die Zahl der Einwohner schätzte Niebuhr auf 1200. “Juden sieht man wenige, Europäer überhaupt nicht.” Doch mit einem indischen Schiff kamen zu seiner Zeit zwei Franzosen nach Maskat. Sie waren nach dem Verlust von Pondicherry an die Engländer (1762) quer durch Indien getrampt und hatten sich an der Westküste eingeschifft.
Die Omanis selbst empfand auch schon Niebuhr als sehr höfliche und bescheidene Menschen. “Der Vornehme kleidet sich hier nicht prächtiger als die Geringeren... Die Einwohner rauchen keinen Tabak, trinken nicht einmal Kaffee und leben sehr mäßig... Die Polizei ist hier so vortrefflich, daß man nie von einem Diebstahl hört.” Regiert wurde das Land, nicht von Maskat, sondern vom etwas weiter landeinwärts gelegenen Rustaq aus, von Imam Ahmed Ibn Said al-Busaidi, von dem in achter Generation noch der heute regierende Sultan Qabus Ibn Said abstammt, der das Land anders als sein Vater ebenso gut im Griff zu haben scheint wie der Begründer der Dynastie.
Vor Niebuhr war noch kein Europäer ins Landesinnere vorgedrungen. Doch obwohl man ihm versicherte, ganz gefahrlos reisen zu können, verzichtete auch er wegen seiner angeschlagenen Gesundheit auf einen solchen Vorstoß. Das Land am gegenüberliegenden Ufer des Persischen Golfs und besonders die Ruinen von Persepolis lockten ihn mehr. Am 19. Januar 1765 verließ Carsten Niebuhr den Oman wiederum an Bord eines englischen Schiffes mit dem Bestimmungshafen Buschir. Über das Küstengebirge ins Landesinnere vorzudringen, überließ er uns.

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