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Montag, 11. August 2014
Etwas Neues kündigt sich an

Mrs. Lacey setzte ihre zweite Brille auf und sagte: ‟Was haben wir da, Stan?”

‟Honigameise”, flüsterte er mit heiserer Stimme.

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Samstag, 9. August 2014
Sprungbrett nach Süden

Russischer Badeort an der Ostsee mit fünf oder sechs Buchstaben? Bis 1941 hätte man noch Hanko oder Hängö (oder Russisch Гангут) ins Kreuzworträtsel schreiben können. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion aber zog sich die Rote Armee im Dezember ‘41 aus dem Hafen an der äußersten Südwestspitze Finnlands zurück, den sie sich nach dem Winterkrieg gerade erst wieder hatte abtreten lassen. Zwar war Hangö spätestens seit der Wikingerzeit ein Lande- und Hafenplatz auf dem alten Seeweg nach Rußland und Nowgorod, und die Schweden hatten es später befestigt, aber erst die Russen gründeten auf der sandigen Halbinsel 1874 eine kleine Hafenstadt, die in ihren ersten fünfzig Jahren für rund 300.000 finnische Auswanderer das Sprungbrett zur Welt wurde. Die reiche Oberschicht Rußlands entdeckte und okkupierte Hangö bald als einen herrlichen, nach Süden gerichteten Badeort. Die weißen Holzvillen aus der Zarenzeit, eine orthodoxe Kirche und das große Kasino stehen heute noch, hell herausgeputzt, als gründerzeitliche Perlen ins Grün lichter Kiefernhaine eingebettet.

Wir waren aus dem Norden die milde, helle Sommernacht durchgefahren – auch nachdem die Sonne endlich unter den Horizont gedippt war, so hell, daß nicht einmal der Vollmond besonders ins Auge fiel –, und irgendwann in aller Frühe in Hangö angekommen, stellten den Wagen am Strand ab, drehten die Seitenscheiben runter und die Sitzlehnen zurück, guckten auf das zarte Blau, in das Himmel und Meer gleichermaßen getaucht waren, und schliefen zum Zwitschern der ersten Vögel ein.

Mag sein, daß schon ein früher Jogger vorbeigekommen war, aber wir wachten vom Quietschen einer nicht geölten Fahrradkette auf, als eine einzelne ältere Frau langsam vorüber radelte. Sie blieb für eine ganze Weile der einzige sichtbare Mensch außer uns. Es war Sonntag, und wir hatten den Sandstrand, über dem schon wieder die Sonne aufstieg, und die im Halbschatten der Kiefern liegenden Wege zwischen den schmucken Villen in ihren Gärten für uns allein. Unseren Aufbruch nach Süden zögerten wir bis zum letztmöglichen Augenblick hinaus. Näkemiin Finnland!

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Sonntag, 3. August 2014
Bärenkult an der Oulanka

Ich sehe, es reicht langsam, aber einmal lade ich Sie noch zu einem Bildspaziergang durch einen finnischen Zauberwald ein. Diesmal ging es durch den Nationalpark am Oulanka-Fluß nordöstlich von Kuusamo dicht an der russischen Grenze und zu seinen Stromschnellen bei den roten Dolomitfelsen von Kiutaköngäs. Die Oulanka war unser erster Fluß auf der Reise, der nicht in die Ostsee, sondern ins Weiße Meer fließt. Weiße Nächte, Weißes Meer, Bjeloje More, Bjarmaland, Barentssee – wie fern hatten all diese Namen immer geklungen, unerreichbar. Aber wenn ich jetzt an den Schnellen ein Stück Holz ins Wasser warf, würde es nach lächerlichen 100 Kilometern das Weiße Meer erreichen.

Wir wanderten ein Stück des Karhunkierros, des insgesamt 80 Kilometer langen ‟Bärenrundwegs” ab, sahen unterwegs zwar keinen lebenden Bären, sondern nur ein müdes Rentier mit Schuppenflechte und ein paar Finnen an einem Rastplatz, die ihr Karhu oulut, ihr Bärenbier, aus Dosen schlürften, und es ist mir auch egal, ob Bärenkulte bis in die mittlere oder nur in die jüngere Steinzeit zurückreichen, daß der Bär bei den früher allein in dieser Gegend lebenden Samen kultische Verehrung genoß, ist ebenso unstrittig wie nachvollziehbar.

Martina Pacher: Der Höhlenbärenkult aus ethnologischer Sicht (1997):
‟Bereits CASTRÉN (1856:226) berichtet von der Ansicht der Ostjaken, daß der Bär „kein Thier sei, wie alle anderen, sondern daß das Thierfell bei ihm eine Verkleidung ausmache, unter welcher er eine menschliche Gestalt nebst einer göttlichen Kraft und Weisheit verbirgt".
Die gleiche Vorstellung berichtet CASTRÉN auch von den Tungusen, Samojeden und allen finnischen Völkern [...] Neben der Verwandlung durch Zauberei, und der Wanderung einer menschlichen Seele in den Bärenkörper, kennen einige Völker (Kolta- und Inarilappen, Tungusen, Jakuten, Keten) die Möglichkeit, daß ein Mensch sich selbst in einen Bären verwandelt [...]
URAY-KÖHALMI (1981:135) erwähnt Mythen über sexuelle Verbindungen zwischen Bär und Mensch von den Obugriern, den Lamuten, Tungusen, Golden, Ultscha, Orotschen, den Ainu, von südsibirischen Turkvölkern sowie von den Lappen und aus skandinavischen Erzählungen [...]
Einige nördliche Völker führen ihren Ursprung auf eine solche Verbindung zurück. Der Überlieferung der Koltalappen zufolge, war ihre „Stammutter" ein Lappenmädchen, „das einen Winter in dem Neste eines männlichen Bären zu verbringen hatte".

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Mittwoch, 30. Juli 2014
Aaltos Bibliothek




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Montag, 28. Juli 2014
Rovaniemi, traurige Stadt

Über keine andere Stadt läßt sich der Bogen vom zerschossenen Gaza zurück nach Finnland sinnfälliger schlagen als über Rovaniemi.

Rovaniemi, Rathaus

Nachdem die finnische Staatsführung im Sommer 1944 bei Stalin auf diplomatischen Kanälen via Schweden die Bedingungen für einen Separatfrieden eingeholt hatte, weil sie einsehen mußte, daß ihre zahlenmäßig so unterlegene und in drei Kriegsjahren stark ausgeblutete Armee einer nochmaligen Offensive der Roten Armee nicht mehr standhalten würde, verlangte die sowjetische Führung, Finnland müsse seine Beziehungen zum Deutschen Reich abbrechen und den Truppen der Wehrmacht, mit denen es bis dahin Seite an Seite gegen die Rote Armee gekämpft hatte, am 2. September ‘44 ein Ultimatum stellen: Deutsche Einheiten, die nach Ablauf von zwei Wochen noch auf finnischem Boden ständen, würden gefangengenommen und interniert werden.

Es war allen Beteiligten klar, daß die deutsche Lappland-Armee, die entlang einer 600 km langen Front vom ostkarelischen Uchta (heute Kalewala) auf dem 65. Breitengrad bis hinauf zur Fischer-Halbinsel an der Barents-See mehr als 200.000 Mann und 20.000 Fahrzeuge verteilt hatte, innerhalb dieser Frist unter keinen Umständen vollständig abziehen konnte. (Wie viel Zeit ist für den Abzug der viereinhalbtausend deutschen Soldaten aus Afghanistan mit heutigen Transportmitteln veranschlagt?) Die finnische Regierung unter Feldmarschall Mannerheim akzeptierte die russischen Bedingungen, und am 5. September ‘44 wurden Kampfhandlungen zwischen finnischen und russischen Truppen eingestellt.
Am selben Tag erhielt das deutsche Armeeoberkommando der 20. Gebirgsarmee in Rovaniemi aus dem Führerhauptquartier Befehl, die für diesen Fall in der ‟Weisung 50" vom 28.9.1943 vorgesehene ‟Operation Birke” eines Rückzugs von der Murmansk-Front einzuleiten. Nach Auskunft des ehemaligen deutschen Verbindungsoffiziers im finnischen Generalstab, General Erfurth, enthielt der Befehl auch die Weisung, auf dem Rückzug durch Lappland die Taktik der Verbrannten Erde anzuwenden. Am 9. September ordnete die finnische Regierung die Evakuierung der Zivilbevölkerung aus Lappland an und stellte Truppen für einen Vormarsch nach Lappland bereit.
Nachdem Hitler am 13. September auch noch die ‟Operation Tanne-Ost”, die Besetzung der Insel Suursalmi vor der finnischen Südküste bei Kotka, befohlen hatte, die finnische Truppen mit sowjetischer Luftunterstützung abwehrten, kam es nach einigen Scheingefechten zwischen den ehemaligen Waffenbrüdern zur Beruhigung der alliierten Kontrollkommission, die das Befolgen der Waffenstillstandsbedingungen überwachte, ab der zweiten Septemberhälfte auch in Lappland zu Kämpfen zwischen den abrückenden Deutschen und nachsetzenden finnischen Verbänden, besonders um wichtige Brücken, die von den Deutschen planmäßig gesprengt wurden.
Das finnische Oberkommando wollte wenigstens die allerwichtigsten Brücken retten und plante überdies, die Deutschen von ihren Rückzugsstraßen nach Nordnorwegen abzuschneiden und sie im Raum Rovaniemi einzuschließen. In der Nacht auf den 1. Oktober ‘44 landete eine erste finnische Division im Hafen von Tornio und versuchte einen Sperriegel nach Westen aufzubauen. Über eine Woche lang lieferten sich Finnen und Deutsche im Raum Tornio heftige Gefechte, auch Kemi wurde stark umkämpft, doch konnten die Deutschen in beiden Orten die Brücken zerstören und dann den finnischen Sperriegel durchbrechen.
Am 4. Oktober hatte der Befehlshaber der Lappland-Armee, Generaloberst Rendulic, ein österreichischer Hitler-Anhänger und Nazi der ersten Stunde, den Befehl ausgegeben, nunmehr ohne Zurückhaltung gegen die Finnen zu operieren und alle Einrichtungen und Gegenstände, die dem Feind von Nutzen sein könnten, zu vernichten. Am Ende hatte die Wehrmacht fast alle 700 Brücken in Finnisch-Lappland und an die 7000 Gebäude zerstört. Am schlimmsten betroffen wurde Rovaniemi, das wegen seiner Brücken, Eisenbahn-, Straßen- und Fernmeldeverbindungen von zentraler strategischer Bedeutung war.
Nach einer persönlichen Unterredung mit Hitler flog am 14.10.44 General v.Hengl von Berlin nach Nordfinnland. Er war dort Divisionskommandeur gewesen, ehe man ihn als NS-Führungsoffizier ans Oberkommando des Heeres berief. Nach der Landung der Alliierten in der Normandie hatte er im Juni ‘44 in einer Rede auf der NS-Ordensburg Sonthofen von den Offizieren gefordert, sie müßten ihre Soldaten zum ‟unbändigen Vernichtungswillen und zum Hass” erziehen. Hengl kam mit der Vollmacht, dem Befehlshaber der Lappland-Armee Weisungen für den Rückzug zu erteilen, und er zögerte nicht, davon Gebrauch zu machen. Als erstes befahl er das Absetzen aus der Rovaniemi-Stellung, die von der 6. SS-Gebirgsdivision gehalten wurde. Am 15. Oktober flogen im Bahnhof der Stadt mehrere Munitionszüge in die Luft. Die deutsche Seite behauptete später, sie seien von sowjetischen Fliegern in Brand geschossen worden. Jedenfalls griff das Feuer auf die vorwiegend aus Holzhäusern bestehende Bebauung über und vernichtete 90 Prozent aller Gebäude der Stadt. Als am 16. Oktober finnische Truppen anrückten, standen nur noch Schornsteine und die ausgebrannten Ruinen von ein paar Steinhäusern.
Erbittert setzten die Finnen den Deutschen nach, die vom 19. Januar noch bis zum 25. April 1945 bei Kilpisjärvi eine letzte Stellung auf finnischem Boden hielten, ehe sie sich ganz nach Norwegen zurückzogen.

Noch im Jahr 1944 erhielt Alvar Aalto den Auftrag, zusammen mit zwei Kollegen Rovaniemi wieder aufzubauen. Als Muster für den Straßenverlauf legten die Architekten der neuen Stadt die Form eines Rentiergeweihs zugrunde, und Aalto entwarf das bis heute eindrucksvolle Ensemble von Rathaus, Stadtbücherei und Lappia-Kulturhaus. Seit langem ist Rovaniemi wieder unbestritten die Hauptstadt von Finnisch-Lappland mit etwa 60.000 Einwohnern, einer florierenden Universität, dem sehenswerten Arktikum, das wie eine lange, gläserne Kompaßnadel am Ufer des Ounasjoki aus dem Boden wächst und direkt nach Norden zum Polarkreis weist, und einem Stadtgebiet von der dreifachen Größe Luxemburgs.

Ja, es gibt außerhalb der Stadt dieses alberne Touristendorf mit dem Postamt des Weihnachtsmanns und weiterem X-mas-Klimbim. Als wir dort vorbeikamen, konnte man sein eigenes Wort nicht verstehen. Kampfjets der finnischen Luftwaffe übten Tiefflüge und Luftkampf gleich jenseits der Straße und stahlen dem Rentiergespann des Weihnachtsmanns am Himmel überschalldröhnend die Schau. Finnland demonstrierte Abwehrbereitschaft gegen Putins Rußland. Finnlands Kriege sind bei den Finnen ebenso wenig vergessen wie der Hitler-Stalin-Pakt, und man beobachtet den wiedererstarkten Nachbarn im Osten, mit dem man eine fast 1300 km lange gemeinsame Grenze hat, nach wie vor mit Argwohn. Doch wie jüngste Umfragen zeigen, wäre auch nach Ausbruch der Krise in der Ukraine nicht einmal ein Viertel aller Finnen für einen Beitritt Finnlands zur NATO zu haben. "Finnland überlebte den Kalten Krieg wegen seiner Politik der Neutralität", erklärte Finnlands Verteidigungsminister Haglund im Frühjahr erst der Welt. Und neutral und wachsam auf die sprichwörtliche eigene Zähigkeit und Stärke (sisu) bauend will es auch weiterhin bleiben.

Rovaniemi, Lappia-Halle Rovaniemi, Stadtbücherei

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Donnerstag, 24. Juli 2014
Der schrecklich höfliche Aggressor

Es passieren Dinge in der Welt, von denen erfährt man selbst in den entlegenen Wäldern Nordfinnlands und sie stellen einen, man kann sich von ihnen nicht unbetroffen fühlen. Stellen Sie sich vor, Sie schalten am Morgen ihr Handy ein, es piept, und Sie erhalten folgende SMS:

Quelle: https://pbs.twimg.com/media/BtAyjQFCEAAT2Hr.jpg:large via: http://blog.fefe.de/?ts=ad320455

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Dienstag, 22. Juli 2014
längst überfällig: ein Loblied auf die Birke

Ach ja, wenn Wind so einer jungen Björk oder Koivu mal den grünen Rock anlupfte, wurden elegant schlanke, flach bemuskelte Stämme sichtbar, die noch weißer leuchteten als die Schenkel jeder Finnin.
Ina Deter wußte es schon vor mehr als dreißig Jahren: Im Norden und rund um die Ostsee war glatte und helle Birkenrinde früher ein vielbenutztes Schreibmaterial. ‟Kratze es in Birkenrinden...” Und zwar alles, vom Wettersegen und Liebeszauber über aktuelle Mitteilungen bis zum Schuldnerverzeichnis, vom frömmelnden Psalm bis zu ‟Komm Samstagabend ins Kornfeld!” Allein in Nowgorod hat man Tausende von derart beschriebenen Birkenrindenstreifen aus dem 11. bis ins 15. Jahrhundert gefunden, in kirchenslawischfreiem Ostslawisch, aber auch in Karelisch oder Finnisch. Offenbar konnten damals dort viel mehr Menschen ohne die leitende Hand der Geistlichkeit schreiben als angenommen.

Birken sind Sonnenliebhaber. Ihre weiße Rinde schützt sie durch die starke Reflexion vor Sonnenbrand. Bei großer Kälte schließen sie die dunklen Lüftungsschlitze in der Borke. Bei Frost ab -40° wandeln sie Stärke in den Zweigen in Öl um und erzeugen dadurch Wärme. Aber gegen andere Baumarten sind sie nicht sehr konkurrenzfähig. Sobald ihnen ein höher wachsender Baumbestand das Licht nimmt, wandern sie weiter in baumlos sonnenbeschienene Gefilde und breiten sich dort aus. Die Birke ist ein Pionierbaum erster Güte, sie hat nach der letzten Eiszeit als erste das vom Eis freigegebene Europa wieder bewaldet.
Ihre Rinde und ihr Holz liefern das beste Kaminholz der Welt, sind aber eigentlich viel zu schade zum Verbrennen, denn sie liefern auch hervorragendes Material für Kanus, Möbel und Innenausbau, und die innere Rinde, Zucker und Vitamin C enthaltend, ist sogar essbar. Birkensaft ist ein wertvolles, v.a. diurethisches und antibakterielles Naturheilmittel, Birkenreisig lieferte beste Besen und belebt, wie jeder Finne weiß, in der Sauna enorm. Wenn sie nicht so unendlich viel reizenden Pollen verstreuen würde (der auch noch bis zu 2000 Kilometer weit fliegen kann), müßte man die hübsche Birke uneingeschränkt lieben.

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