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Sonntag, 3. August 2014
Bärenkult an der Oulanka

Ich sehe, es reicht langsam, aber einmal lade ich Sie noch zu einem Bildspaziergang durch einen finnischen Zauberwald ein. Diesmal ging es durch den Nationalpark am Oulanka-Fluß nordöstlich von Kuusamo dicht an der russischen Grenze und zu seinen Stromschnellen bei den roten Dolomitfelsen von Kiutaköngäs. Die Oulanka war unser erster Fluß auf der Reise, der nicht in die Ostsee, sondern ins Weiße Meer fließt. Weiße Nächte, Weißes Meer, Bjeloje More, Bjarmaland, Barentssee – wie fern hatten all diese Namen immer geklungen, unerreichbar. Aber wenn ich jetzt an den Schnellen ein Stück Holz ins Wasser warf, würde es nach lächerlichen 100 Kilometern das Weiße Meer erreichen.

Wir wanderten ein Stück des Karhunkierros, des insgesamt 80 Kilometer langen ‟Bärenrundwegs” ab, sahen unterwegs zwar keinen lebenden Bären, sondern nur ein müdes Rentier mit Schuppenflechte und ein paar Finnen an einem Rastplatz, die ihr Karhu oulut, ihr Bärenbier, aus Dosen schlürften, und es ist mir auch egal, ob Bärenkulte bis in die mittlere oder nur in die jüngere Steinzeit zurückreichen, daß der Bär bei den früher allein in dieser Gegend lebenden Samen kultische Verehrung genoß, ist ebenso unstrittig wie nachvollziehbar.

Martina Pacher: Der Höhlenbärenkult aus ethnologischer Sicht (1997):
‟Bereits CASTRÉN (1856:226) berichtet von der Ansicht der Ostjaken, daß der Bär „kein Thier sei, wie alle anderen, sondern daß das Thierfell bei ihm eine Verkleidung ausmache, unter welcher er eine menschliche Gestalt nebst einer göttlichen Kraft und Weisheit verbirgt".
Die gleiche Vorstellung berichtet CASTRÉN auch von den Tungusen, Samojeden und allen finnischen Völkern [...] Neben der Verwandlung durch Zauberei, und der Wanderung einer menschlichen Seele in den Bärenkörper, kennen einige Völker (Kolta- und Inarilappen, Tungusen, Jakuten, Keten) die Möglichkeit, daß ein Mensch sich selbst in einen Bären verwandelt [...]
URAY-KÖHALMI (1981:135) erwähnt Mythen über sexuelle Verbindungen zwischen Bär und Mensch von den Obugriern, den Lamuten, Tungusen, Golden, Ultscha, Orotschen, den Ainu, von südsibirischen Turkvölkern sowie von den Lappen und aus skandinavischen Erzählungen [...]
Einige nördliche Völker führen ihren Ursprung auf eine solche Verbindung zurück. Der Überlieferung der Koltalappen zufolge, war ihre „Stammutter" ein Lappenmädchen, „das einen Winter in dem Neste eines männlichen Bären zu verbringen hatte".

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