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Montag, 17. Februar 2014
Sonntagsknipserei




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Mittwoch, 12. Februar 2014
Der Spaghettipenis

Nach all den Jahren frage ich mich hin und wieder schon, ob denn die ganze Bloggerei unter dem Strich, mit Verlaub, überhaupt einen höheren geistigen Nährwert hat, als wenn ich in derselben Zeit, sagen wir, ein gehobenes Kreuzworträtsel löste. Doch dann fällt einem urplötzlich neues Wissen vom Internethimmel wie ein massives Stück Manna und von wahrhaft praktischem Nutzen für das wirkliche Leben.
So stieß ich neulich in einem Blog aus Finnland endlich auf eine nachvollziehbare, ähm, Daumenregel, wie man immer die richtige Menge Spaghetti abmißt:
“Umgreife mit Daumen und Zeigefinger ein Bündel Nudeln, dessen Durchmesser dem eines dicken Penis entspricht, und du hast exakt eine Portion für zwei Personen.”
Die kochende Leserinnenschaft war begeistert. “Ob man nun ‘the real thing’ als Vorbild bei der Hand hat oder nicht, vorstellen kann man sich so ein Ding ja jederzeit”, schrieb etwa eine “Fru R” aus Schweden. Eine andere Schwedin erklärte, in ihrem Land sei das Problem der Mengenbemessung eigentlich längst auf die landesüblich praktische Weise gelöst: “Mama besitzt seit langem eine Plastikscheibe mit mehreren unterschiedlich großen Löchern für die Bemessung von Spaghettiportionen.” Sie habe allerdings einmal den umgekehrten Feldversuch machen und mit besagter Plastikscheibe ausmessen wollen, für wie viele Portionen denn das beste Stück ihres Freundes reichen würde. Das habe der nicht lustig gefunden.
Darauf ehrlich bis schicksalsergeben ein männlicher Beiträger: “Es dürfte für viele einfacher sein, ein Spaghettimaß als einen dicken Penis im Haus zu haben.”
“Fru R” dazu noch einmal: “Das Mädel, das sich so einen aber nicht vorstellen kann, gibt es nicht.”
Da hat “Fru R” sicher recht, sie als Frau weiß, wovon sie spricht, aber ich frage mich, ob die Unschärferelation bei diesem Meßverfahren nicht ganz woanders liegt. Es kann doch für die Sättigungsmasse der Nudeln nicht unerheblich sein, ob es sich um Barilla n. 5 oder z.B. um Eierteigwaren von “2Glocken” handelt.

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Sonntag, 9. Februar 2014
Die unglaubliche Leichtigkeit des Wellenreitens

An einem Sonntag wie diesem weist Südholland gewisse fatale Ähnlichkeiten mit dem Münsterland auf: Entweder es regnet, oder die Glocken läuten. Gerade läuten die Glocken nicht.
Doch über die Nordsee ist wieder mal ein Sturmtief von den Britischen Inseln im Anzug. Ich glaube, das dritte in dieser Woche. Wolken in Augenbrauenhöhe und diagonal schraffierender Regen. Wie so oft, nur heftiger. Es reicht mit diesem grauen Regeneinerlei tagein, tagaus. Keine Lust, auch nur aus dem Fenster zu gucken. Werfe ich also zur Abwechslung einen Blick durchs digitale Fenster in eine Weltgegend mit garantiert ganz anderem Wetter, an die ich gern zurückdenke und in die wir, so alles gutgeht, in diesem Jahr noch einmal reisen werden.
Wenn Sie Lust haben, schwingen Sie sich mit aufs Brett:


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Donnerstag, 6. Februar 2014
Warum an den Niederlanden eben doch Hopfen und Malz verloren ist.

Heute mal etwas, das vielleicht flüssiger runtergeht. Vom Gebräu der Sorten Amstel, Heineken oder Grolsch wird selbstverständlich gar nicht erst die Rede sein. Diese Flüssigkeiten sind kein Bier. Da sie aber mittlerweile fast überall auf der Welt durstigen Kneipen- und Diskobesuchern und Touristen in die Hälse gegossen werden, ist es auch in den Niederlanden zunehmend schwieriger, genießbares Bier aufzutreiben. Wo die Gastronomie noch auf sich hält, weicht sie meist auf belgische Biere aus. Deren Artenvielfalt wirkt zwar auf den ersten Blick beeindruckend reichhaltig, aber bald sieht man, daß es bei ihnen auch nicht anders zugeht als früher auf dem Automarkt: gefragt sind immer mehr PS; es wimmelt nur so von Doppelbocks und Tripels. Doch beim Angebot belgischer Biere in Holland gibt es für meinen Geschmack einen weiteren, verheerenden Trend: Die meisten dieser Biere schmecken süß. – Ich bitte Sie, süßes Bier! Geradezu klebrig süßes Bier. Das erinnert ja an Zeiten, als manche Damen beiderlei Geschlechts Erdbeersirup ins Altbier gekippt haben. Mögen sie auf ewig aus dem Gedächtnis der Menschheit verbannt sein!

Zwischenzeitlich habe ich mich hin und wieder mit einem ‟Hertog Jan” aus der ehemaligen Stoombierbrouwerij in Arcen direkt an der deutschen Grenze beholfen. Bis ich, ja, bis ich letzten Sommer die kleine, feine Brauerei ‟De Pelgrim” in Rotterdam fand.

Ihren Namen hat sie daher, daß sie im alten Delfshaven gleich neben der Pilgerkirche steht, vor der sich die kleine Gemeinde englischer Kalvinisten einschiffte, die zu Anfang des 17. Jahrhunderts zunächst Zuflucht im kalvinistischen Holland gesucht hatte. Enttäuscht von der Lauheit im Glauben der Holländer ließen sie sich zwölf Jahre später von englischen Merchant Adventurers anwerben, um in der Neuen Welt eine eigene Kolonie zu gründen. In Southhampton angekommen, stiegen sie trotz allem Gottvertrauen von ihrer bereits leckenden Pinasse doch lieber auf das Schiff weiterer Glaubensbrüder um, die ebenfalls nach Virginia auswandern wollten. Ende November 1620 erreichte die Mayflower mit 73 Pilgervätern und 29 Pilgermüttern an Bord nach einer mehr als zwei Monate dauernden, gräuslichen Atlantiküberquerung die Küste Nordamerikas nicht im südlichen Virginia, sondern bei Cape Cod, wo es schon viel kälter war, als sie es aus England und Holland gewohnt waren. Nach einem entsetzlichen Hungerwinter an Bord des Schiffs krochen im Frühjahr noch 52 überlebende Siedler an Land. Ihre Nachfahren, erstaunlicherweise gab es welche, verehrten der Kirche in Delfshaven 1960 eine Bronzeplakette, die an den Beginn des Mayflower-Abenteuers in Rotterdam erinnern sollte.

Es ist unklar, ob die Pilgerväter die unscheinbare Backsteinkirche je betreten haben; das Haus nebenan ist auch viel interessanter, fand ich bei meinem ersten Besuch heraus. Seitdem habe ich mir von jedem Rotterdamausflug ein paar Flaschen von dem leckeren bernsteinfarbenen ‟Pelgrim 1580" mitgebracht und meinen Geheimtip gehütet. Das hätte ich nicht tun sollen. Als ich letzte Woche wieder einmal in der Brauerei vorbeischaute, teilte mir der Braumeister mit, dieses schön herbe, obergärige Bier mit Hallertauer Hopfen und nach Düsseldorfer Altbierart werde es nicht mehr geben. Der übrigen Kundschaft sei es zu bitter. Ab jetzt gebe es nur noch ‟Winterbier”, ‟Stoombier” und ‟Mayflower Tripel”. Ich habe auf der Stelle den gesamten Restbestand an ‟Pelgrim 1580" aufgekauft. Wer es noch probieren will, muß sich bei mir melden, aber bald.

Bitterer Nachsatz: Die Stadtverwaltung von Nijmegen bespitzelt Sozialhilfeempfänger, indem sie mit heimlich installierten Kameras deren Hauseingänge überwacht.

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Dienstag, 4. Februar 2014
"Deutschland ist zu groß..."

Steinmeier hat nach seinem großmäuligen Auftritt auf der Wehrkundetagung in München nur ein paar Tage gewartet, um den folgerichtigen nächsten rhetorischen Schritt zu tun. Mit dramatisch windgesträubtem Silberhaar vor seinem Dienstjet erklärte er auf dem Rollfeld, die Ukraine sei ein Fall, in dem mit der bisherigen deutschen Außenpolitik des Heraushaltens Schluß sei: "Die Sanktionen müssen wir jetzt als Drohung zeigen".
Das halten wir mal fest: Deutschland droht der Ukraine.
Sollten wir uns langsam für den 75. Jahrestag des "Unternehmens Barbarossa" auf ein paar überraschende Entwicklungen gefaßt machen?

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Montag, 3. Februar 2014
Intelligenz schwächt?

Arno Schmidt ist so Fünfziger Jahre? Den kann man bestenfalls ins Regal für Moderne Klassiker einsortieren und da ungelesen verstauben lassen oder auch einfach überhaupt nicht mehr zur Kenntnis nehmen, denn heute gibt es schließlich wichtigere Autorinnen wie E. L. James, Ch. Roche oder D. Kehlmann? Sicher, das kann man tun, und die Allermeisten, die noch lesen in unserem Land, werden genau das tun. “Kultur ist nämlich für gewisse Leute – so 99 Prozent – langweilig” (Schwarze Spiegel). Aber wenn ich mir anhöre, was die obersten politischen Vertreter D’lands, angefangen beim Bundesfeldgeistlichen Gauck, über den im In- und Ausland für ach so kompetent und souverän gehaltenen Außenmeier (“My friend Fränk-Wolta”: “Allerdings darf eine Kultur der Zurückhaltung für Deutschland nicht zu einer Kultur des Heraushaltens werden. Deutschland ist zu groß, um Weltpolitik nur von der Außenlinie zu kommentieren.”) bis hin zur Kriegsministerin und Kanzlerin in spe ("Wenn wir über die Mittel und Fähigkeiten verfügen, dann haben wir auch eine Verantwortung, uns zu engagieren") auf der Münchener Wehrkundetagung (ja, so hieß die mal etwas unverblümter, aber auch schon beschönigend) für Töne in die Welt spucken, dann schrillen bei mir sämtliche Alarmglocken. Und dieser Bangsimon von der UN fordert sie auch noch dazu auf, als ob ein neuer Boxeraufstand vor der Tür stünde. Etliche Äußerungen in den frühen Schmidt-Werken bekommen da wieder eine geradezu beklemmende Aktualität.

• “Deutschland wird in der Weltgeschichte einmal den Ruhm des Steines haben, über den Menschen mehrfach gestolpert sind.” (Pocahontas)
• “der deutsche Bauer liebt: entweder Kitsch oder Feldgrau, weiter kennen die nischt!” (Das steinerne Herz)

• “Intelligenz lähmt, schwächt, hindert?: Ihr werd’t Euch wundern!: Scharf wie’n Terrier macht se!” (Das steinerne Herz)

Lesen Sie mal Aus dem Leben eines Fauns!

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Freitag, 31. Januar 2014
Neulich in Den Haag

Die Aufmerksamkeitsspanne der Weltöffentlichkeit, sprich der Presse ist bekanntlich nicht größer als die eines Vierjährigen mit diagnostiziertem ADHS, und daher nimmt sie auch kaum noch Notiz davon, daß hier in Den Haag immer noch die für das größte Massaker an Zivilisten in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit Verantwortlichen vor Gericht stehen.
Vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) wird hier dem früheren politischen Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadžić, seit Oktober 2009, also seit mehr als vier Jahren, der Prozeß gemacht, weil er mutmaßlich den Befehl zum Völkermord an Bosniaken, darunter auch zum Massaker von Srebrenica, gegeben hat.

In seinem Verfahren hat Karadžic, der sich selbst verteidigt, kürzlich als Entlastungszeugen seinen militärischen Arm, den Kommandeur der damaligen Armee der Serbischen Republik Krajina, Ratko Mladić, aufgerufen. Dem soll seit 2011 ebenfalls vor dem Haager Tribunal der Prozeß gemacht werden, doch sorgt Mladić durch Pöbelauftritte oder von seinen Anwälten vorgegebene Schwächeanfälle immer wieder für Unterbrechungen. Jetzt weigerte er sich kategorisch, im Karadžic-Prozeß auszusagen. Dreimal wurde er vorgeladen, dreimal lehnte er ab, dann ordnete das Gericht seine Vorführung an. Im Gerichtssaal schwieg Mladić zunächst beharrlich. Auf nachdrückliche Ermahnung des nie die Geduld verlierenden Richters brabbelte er schließlich etwas Unverständliches. Durch seine Anwälte ließ er eine Verhandlungspause aus einem wichtigen persönlichen Grund beantragen. Nach einigen diskreten Erläuterungen seitens der Anwälte gab der Richter dem Antrag statt. Eskortiert von sechs Polizeimotorrädern mit Blaulicht rollte anschließend eine große, gepanzerte Limousine durch Den Haag zum Scheveninger Gefängnis. Ausgesandt, um Mladić Gebiß zu holen.
Auch nachdem er es empfangen und eingesetzt hatte, hat Mladić die Zähne nicht auseinander gekriegt.

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