Dieses Buch vom Ende der Siebziger Jahre über den Zug einer einzelnen Frau mit einem Hund und vier Kamelen durch die Wüste Inneraustraliens ist leider seit Jahren vergriffen, und ich mußte etliche Antiquariate abklappern, bevor ich irgendwo eine abgegriffene Taschenbuchausgabe für 5 $ aufgabelte.
Robyn Davidson lernte den Umgang mit Kamelen in Alice Springs. Dort beginnt auch ihr Bericht, und es ist erstaunlich, wie wenig sich ihre ersten Eindrücke von vor mehr als dreißig Jahren von unseren unterscheiden.
I arrived in the Alice at five a.m. with a dog, six dollars and a small suitcase full of inappropriate clothes... to this eerie, empty train-station in the centre of nowhere.
My first impression as we strolled down the deserted street was of the architectural ugliness of the place.
Everyone, from the chronic drunks to the stony men and women with brown wrinkled faces and burnt-out expressions, to the waiters in tuxedos, all of them warned me: The blacks were unequivocally the enemy - dirty, lazy, dangerous...
If blacks here were like blacks there, how could a group of whites be so consumed with fear and hatred? And if they were different here, what had happened to make them that way?
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Das Land ist viel gruener, als ich erwartet habe. Der Durchschnittsniederschlag eines Monats fiel hier in den letzten paar Tagen. Jetzt scheint wieder die Sonne, aber der Todd's River hinter dem Heavitree Gap, dem Durchbruch in der rotockerfarbenen Macdonnel Range, sonst ein trockenes Wadi mit einigen Eukalyptusbaeumen, besteht jetzt aus einer Reihe gut gefuellter Tuempel.
Die Stadt hat bald 30.000 Einwohner, wirkt auf mich aber wie lediglich auf Zeit errichtet, etwa wie eine erweiterte Forschungsstation mit ausgebauten Wohncontainern (fast alle Haeuser sind nur mit Wellblech gedeckt) oder, wie die Herzogin treffend anmerkt, wie eine Anstalt fuer offenen Strafvollzug. Jeder Gebaeudekomplex ist uebermannshoch mit massiven Gittern gesichert. Dahinter, drinnen, sitzen die Waerter. Die Verurteilten lungern draussen herum. Ja, lungern. Schwarze Gestalten in den tiefen Schatten von Baeumen und Buergersteigueberdachungen. Viele sind besoffen, bekifft, besnifft, mit blutunterlaufenen, stieren Augen. Seit Tagen, wenn nicht Wochen in dieser Hitze ungewaschene Menschen mit den schmalen Fesseln und sehnigen Waden von Langstreckenlaeufern, aber mit aufgeblaehten Baeuchen, viele Frauen mit grossen, haengenden Bruesten, schaebiger, schmutziger Kleidung und gedunsenen Gesichtern. Das ist von Chatwins Traumzeitnomaden uebrig.
Ich denke an die Eskimos im Osten Groenlands. Das gleiche traurige Bild eines voellig entwurzelten, seiner eigenen Lebensweise beraubten Volks, das von den Almosen einer Sozialfuersorge lebt.
Seine Angehoerigen bewegen sich wie dunkle Schattenwesen zwischen den Weissen, die so durch die Stadt zu gehen versuchen, als waeren die Schwarzen gar nicht anwesend. Es gibt keine Apartheid als Politik, aber das Schlagwort von den "Parallelwelten" erhaelt hier eine gespenstische Realitaet.
Die Aborigenes sitzen oder stehen immer in Gruppen zusammen, und diese Gruppen, besonders von Jungen, setzen sich urploetzlich ohne ein hoerbares Wort in Bewegung; sie fliegen auf und ziehen wie ein Schwarm Fledermaeuse zwischen den Weissen hindurch, als waeren sie bloss Baeume.
Auffallend viele der schwarzen Schattenwesen sind laediert, besonders viele Frauen gehen an Kruecken, haben bandagierte Beine, tragen einen Arm in Gips oder in einer Schlinge, haben Pflaster im Gesicht.
Im Radio hoere ich am Abend, dass Kinder von Aborigenes achtmal haeufiger Zeuge oder Opfer haeuslicher Gewalt werden als weisse Kinder. Die "Hackordnung" in den Familien komme bei den Mahlzeiten klar zum Ausdruck: zuerst aessen sich die Maenner satt, dann die Frauen, zum Schluss erst die Kinder.
Wie geht diese erbaermliche Armut mit den Auskuenften mehrerer Weisser zusammen, mit denen wir uns unterhalten, dass die Aborigenes von der Regierung des Northern Territory fuer ihre traditionellen Besitzrechte am Land mehr Geld ausbezahlt bekaemen, als viele Weisse mit Arbeit verdienen koennten? Wir halten es im Anblick der verwahrlosten schwarzen Gestalten fuer die uebliche Uebertreibung.
"Nein, das meiste Geld geht fuer Alkohol drauf", erklaert uns Eva, eine Belgierin, die seit einigen Jahren in der Naehe von Alice lebt. "Ausserdem haben die Aborigenes ueberhaupt kein oder ein anderes Verhaeltnis zu Geld und Besitz als wir."
Wir glauben es, als wir von einem Ausflug in den Busch zurueckkehren. Dort haben wir einige ausgebrannte Autowracks gesehen, und zwar keine alten Modelle.
"Die Aborigenes haben genug Geld, um sich ein neues Auto zu kaufen, wenn sie eins brauchen", sagt Eva. "Und wenn es ihnen nicht mehr gefaellt oder einen Defekt hat, lassen sie es einfach im Busch stehen und stecken es in Brand. Von der naechsten Ueberweisung kaufen sie sich ein neues."
Das Gleiche bestaetigt uns der Mechaniker bei der Autovermietung, bei der wir "unseren" Landcruiser abholen, als wir noch rasch die Kuehlbox auswechseln lassen.
"Die bekommen an staatlichen Zuwendungen mehr als ich mit meiner Arbeit verdiene, weil ihnen das Land gehoert. Shit! In my opinion, it's everybodies land. Hier auf dem Nachbargrundstueck wollte jemand eine Halle fuer ein neues Unternehmen bauen. Dann kamen ein paar Blackfellas vorbei, zeigten auf einen Dreckhaufen und murmelten 'sacred'. Jetzt ist es heiliger Dreck. Und darauf darf nicht gebaut werden."
Aehnliche Geschichten hoeren wir auf Nachfrage immer wieder. Von sich aus spricht kein Weisser das Thema an, aber man faengt vielsagende Blicke auf, wenn eine Gruppe Aborigenes wieder einmal zu krakeeelen beginnt oder ein bewusstlos Betrunkener von der Ambulanz abgeholt werden muss.
Viele, wie z.B. der Buchhaendler John in der uebrigens einschlaegig sehr gut sortierten Buchhandlung Red Kangaroo Books, sind mit Ruecksicht um Verstaendnis bemueht; aber in der Tiefe sitzt doch v.a. Unverstaendnis und Befremden. "Eigentlich sogar verhohlener Hass", meint Melanie, urspruenglich aus Erfurt, aber seit vier Jahren in Alice Springs. "Ich bin als ganz normale Touristin hierher gekommen, voller Wohlwollen und mit romantischen Vorstellungen ueber die Aborigenes im Kopf. Aber dann wurde ich erst einmal gruendlich ausgeraubt. Meine beste Freundin, mit der ich unterwegs war, auch. Wir hatten nichts mehr und mussten erstmal bleiben, um etwas Geld zu verdienen. Wir haben nette Leute kennengelernt und sind geblieben. Es gefaellt mir hier. Die Leute, das Klima... Aber mit den Aborigenes ist es gefaehrlich. Hier werden mitten in der Stadt Frauen ueberfallen und vergewaltigt, immer wieder. Es stehen nicht einmal alle Vorfaelle in der Zeitung, weil man das Problem von offizieller Seite runterspielen will. Aber es ist gefaehrlich hier. Nicht umsonst ist alles so vergittert."
"Die Aborigenes, die Sie hier in der Stadt sehen, sind ja auch nur die haltlos gewordenen, die Entwurzelten, die mit ihrem Leben nichts anzufangen wissen und nur darauf warten, dass am Nachmittag die Alkohollaeden oeffnen", sagt John der Buchhaendler. Es stimmt, das Northern Territory hat prohibitive Alkoholgesetze. Fuer jede Dose Bier muss ich meinen Pass vorlegen, und es wird geprueft, ob ich in der staatlichen Alkoholikerdatei eingetragen bin.
"Die besorgen sich natuerlich Ausweise aus anderen Bundesstaaten", meint der Automechaniker dazu.
"Die anstaendigen und verstaendigen Aborigenes werden Sie nicht zu sehen bekommen", sagt John. "Die leben in den Reservationen, in die Sie nicht hineinduerfen, und leben dort in ihrer traditionellen Lebensweise." - Ich kann nur hoffen, dass John recht hat.
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Die andere weltbekannte Kuestenstrasse in Kalifornien kenne ich nicht, und so kann ich sie eigentlich nur mit der Traumstrasse um Amalfi vergleichen. Dieser Vergleich hinkt insofern als hier die Kulturdenkmaeler fehlen. Dafuer ist die Natur entlang der Great Ocean Road atemberaubend schoen. Nicht nur ein Fest fuer die Augen, sondern zu meiner Ueberraschung auch fuer die Nase. Bei jedem Halt duftet es nach Ginster, nach Wildkraeutern, nach dem Eukalyptus der Baeume oder nach Gischt und Salzwasser. Hinter jeder Biegung oeffnet sich eine neue Bucht, erstrecken sich weite, helle Sandstraende oder sandsteinrote Kliffs, darueber dichte Waelder und davor ein azurblauer Ozean, der mit einer Brandung anrollt, die jedes Surferherz hoeher schlagen laesst.
Am alten Leuchtturm von Cape Otway kann man wild lebende Koalas praktisch wie reife Pflaumen von den Baeumen pfluecken, in deren Astgabeln sie vollgedroehnt ihr Eukalyptuskhat kauen.
Der bekanntestes Hoehepunkt einer Fahrt entlang dieser Kueste sind die in den Ozean gestreuten Steilkliffs der Twelve Apostles. Frei nach den "Zehn kleinen Negerlein" sind es nur noch elf. Weitere werden folgen und Bilder von der Fahrt irgendwann auch.
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Späte Ankunft in Melbourne.
Dunkel, doch man ahnt eine Riesenstadt. Sechsspurige Autobahn in die City, erleuchtete Stockwerke hoch oben in diffusen Wolken. In den Straßenschluchten viele, viele junge Menschen unterwegs, McDonalds gedrängt voll bis auf die Straße. Freitagabend.
Wer Australien sagt, denkt meist Sydney, aber Melbourne mit seinen drei Millionen Einwohnern ist nicht zu unterschätzen. Keine schöne Stadt, städtebaulich so austauschbar neuweltlich, daß ich mehrmals das Gefühl abschütteln mußte, in Toronto zu sein. Auch das Wetter fast kanadisch für Sommer. Aus Auckland waren wir geflohen, weil wieder ein Sturmtief mit massiven Regenfällen angekündigt war. Wir flogen mitten hindurch. Der Flug war entsprechend "bumpy". Doch in Melbourne sah es kaum besser aus. Knapp 20 Grad und viele Wolken.
Am nächsten Morgen setzte der Regen ein, der den Südosten des Kontinents bis zur Sättigung und darüber hinaus durchnäßte. Besonders die Bundesstaaten New South Wales und Victoria traf es. Tropisch-feuchte Luftmassen dringen in diesem La-Ninja-Jahr viel weiter nach Süden vor als sonst. Die heftigsten Niederschläge seit 1974, mancherorts gar seit 1956 sind die Folge. Der Darling River erreichte einen Pegelstand von fast 14 Metern. Einige Tausend Anwohner mußten evakuiert werden. Das Fernsehen in der Küche unserer Pension brachte halbstündlich neue Meldungen von Überflutungen, abgeschnittenen Orten, weiteren Evakuierungen. Und auch in Melbourne schüttete es. Von morgens bis abends und die Nacht hindurch. (Sogar ich wachte einmal vom Platschen des Regens im Innenhof auf.)
Keine Stadt macht in solchem Dauerregen der ergiebigen Art einen besonders freundlichen Eindruck. Aber selbst unter solchen Umständen, daß jedermann sich nur laufend und Pfützen überspringend von Bürgersteigüberdachung zu Passage fortbewegte, zeigte sich Melbourne als sehr lebendige, interessante Stadt.
Viele Passanten sehen im Vergleich zu den Auckländern geradezu mondän aus, die Collins Street und ihre Quer- und Parallelstraßen können bei den Geschäften mit der unteren Bahnhofstraße in Zürich mithalten, doch die Vielfalt der Menschen ist größer als dort. Wir hatten den Eindruck, daß Melbourne zur Hälfte eine asiatische Stadt ist.
Die prallvollen Hallen des Queen Victoria Market spiegeln die ganze Multiethnizität der Stadt wieder. Ein quicklebendiger Basar mit allem, was Australiern als exotische Leckerei vorkommen mag: französische Käse, griechischer Feta und Oliven, ungarische Salami, polnische Würste, deutsches Brot, türkisches Börek (ganz frisch gebacken) und natürlich einheimisches Obst und Gemüse vom Feinsten, Fisch, Fleisch, Geflügel, japanisches Sushi und Sashimi, koreanische und chinesische Garküchen. - Die Preise treiben Euo-payern allerdings Tränen in die Augen. Doch sollen die Löhne entsprechend sein. Ein selbständiger Elektriker, wurde uns erzählt, verdient hier 400$ nach Steuern, pro Tag.
So elegant wie einige Geschäfte schwingt sich auch der Yarra River durch die Stadt, ein von Parkanlagen gesäumtes Band mit vielen Ruderbooten, Radfahrern auf den Uferwegen und vor allem Dauerläufern; nirgends habe ich so viele Jogger gesehen wie in Melbourne. Im wundervollen Botanischen Garten waren sie zu jeder Tageszeit unterwegs, am Sonntagmorgen kamen sie mir schon vor 7 Uhr in Gruppen entgegen.
So viel für heute. Wir verziehen uns ins Outback.
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Langsame Fahrt durch die subtropischen Regenwälder von Northland mit ihren gewaltigen Kauris, Baumriesen von über 50 Metern Höhe und 17 Metern Stammumfang, in deren Kronen noch einmal über zwanzig andere Pflanzenarten leben. Die schmale Straße windet sich zwischen grünen Wänden, die sich über uns schließen wie das Rote Meer über den Ägyptern. Bei Opononi an der Einfahrt zum Okianga Harbour auf einmal auch die passenden Sanddünen dazu. Bestimmt bald 100 Meter hoch.
Von dort fahren wir hinüber zur Bay of Islands, für mich (wenn es sie bei dieser Vielfalt überhaupt geben sollte) so etwas wie die Quintessenz neuseeländischer Landschaft: Land und Meer in paradiesischer Umarmung. Außerdem liegt dort in Waitangi der Geburtsort der neuseeländischen Nation, wo englische Siedler und Maoristämme 1840 am Wohnort des ersten britischen Repräsentanten einen Staatsvertrag unterzeichneten. Eine Bucht weiter liegt Russell, unter seinem Maorinamen Kororareka von Darwin als "Hellhole of the Pacific" bezeichnet. Heute ist Russell der lieblichste und friedlichste Ort an der ganzen Bucht. Der Ortspolizist wohnt in einem dorfkirchenartigen Holzhaus direkt am Strand. Die Grabsteine auf dem Friedhof reichen zurück bis in die Zeit von Melvilles Queequeg und weiter. Zum Abendessen essen wir fangfrischen Fisch in The Wharf, dem ehemaligen Kamakura.
Auf dem Rückweg stehen noch das Kreuz des Südens und ein (falsch herum) zunehmender Halbmond am Himmel.
Am nächsten Morgen ist es so regnerisch, daß wir schweren Herzens auf einen Törn mit der Tucker Thompson verzichten. Zwar kommt mittags die Sonne wieder durch, aber es bleibt diesig, wie wir es bisher auf der ganzen Fahrt nicht kannten. Dazu setzt ein so heftiger Westwind ein, daß wir beim Fahren manchmal das Gefühl nicht los werden, unser drei Meter hohes Wohnmobil nicht mehr ganz unter Kontrolle zu haben.
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Napier ist eine Zeitmaschine.
1931 wurde die kleine Stadt an der Hawkes Bay von einem Erdbeben fast völlig zerstört. Mehr noch als Christchurch auf der Südinsel im letzten Jahr. Genauso wie das Unglück von Christchurch löste das von Napier (und der Nachbarstadt Hastings) eine Welle von Hilfsbereitschaft und Solidarität im ganzen Land aus, und es kamen große Summen an Spendengeldern zusammen, mit denen die Städte schnellstmöglich wiederaufgebaut werden sollten. In Napier entschloß man sich 1931 dazu, die Stadt einheitlich nach modernsten Gesichtspunkten der Stadtplanung und Erdbebensicherheit mit preisgünstigen Verfahren ganz neu zu bauen. Heraus kam eine ganze Stadt nur zweigeschossiger Häuser im Stil des damals letzten Schreis: Art déco. Noch die von ihm bevorzugten Pastellfarben erlaubten es, durch Verdünnen bei den Ausgaben für die Fassadenanstriche zu sparen. Bis heute gedenkt die Stadt ihrer Wiedergeburt in jedem Jahr durch eine ausgelassen fröhliche Art-déco-Parade, bei der sich alles im Stil der frühen Dreißiger kostümiert und jeder Oldtimer aus der Zeit wieder flott gemacht und durch die Straßen gerollt wird.
Es war nicht das Wochenende der Parade, aber die Suche nach einer Unterkunft in Napier gestaltete sich trotzem ungewöhnlich schwierig. Wo sonst in der Regel ein Anruf genügte, wurden wir fast ausgelacht: eine Unterkunft? Jetzt noch? Wir sind seit Wochen ausgebucht. Die gleiche Antwort überall. Selbst auf Campingplätzen.
Irgendwann fragte ich zurück, was für ein außergewöhnliches Ereignis Napier denn bevorstehe.
"Das Konzert", lautete die Antwort.
"Welches Konzert?", fragte ich zurück. "Kiri Te Kanawa & die drei Tenöre oder die Beatles reunited?"
"Das wäre auch schön", kam es zurück. "But no, it's Rod Stewart."
An diesem denkwürdigen Abend anno 2012 lockte die alte Heulsuse Rod Stewart tatsächlich 25.000 Menschen nach Napier, New Zealand.
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Marlborough ist die größte und international bekannteste Weinregion Neuseelands, bekannt v.a. für seine unglaublich fruchtigen Sauvignon blancs. Das Klima der Region ist sonnig, aber in den Nächten kühl. Von der Blüte bis zur Ernte bleiben die Trauben etwa 130 Tage lang am Rebstock. Das heißt, sie bekommen gut einen Monat länger Sonne als z.B. in Südeuropa, und daraus entwickeln sie ihr Aroma.
Die Sauvignon blancs aus Marlborough sind gute Einstiegsweine, um Neuseeland als Weinland kennenzulernen. Der erste von ihnen, der Weltruf erlangte und Neuseeland überhaupt auf die internationale Weinkarte brachte, war der Sauvignon blanc von Cloudy Bay. Mittlerweile befindet sich das Gut allerdings im Besitz des Vuitton-Moet-Hennessy-Konzerns, und seine Weine sind ein bißchen Massenware geworden.
Für die Jahrgänge 2010/11 empfehle ich eher die Sauvignon blancs von Highfield Estate. Der 2011er ist voller Frucht, der 2010er schön trocken.
Die meisten neuseeländischen Weingüter bauen eine ganze Palette verschiedener Rebsorten an. Der gute, moderne Weinbau ist noch vergleichsweise jung und entsprechend experimentierfreudig. Darum kann man vom Marlborough-Weingut Isabel auch mal den Pinot gris probieren - trinkbar - oder aus dem benachbarten Nelson den Brightwater Riesling von Neudorf.
Zurück auf der Nordinsel fuhren wir in das vergleichsweise kleine Weinbaugebiet Wairarapa nordöstlich von Wellington und jenseits der schon genannten Rimutaka Range, die dem Gebiet den Regen abhält. Wairarapa ist für seinen Pinot noir bekannt. In seinen winzigen Zentralort Martinborough kommt inzwischen die Welt. Gute Restaurants, gute Cafes, frisches Brot - verdammt hohes Niveau für ein solches Nest.
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